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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 21 (1893)

Dinklage: Treibeis in südlichen Breiten. 
ruhigen See, welche wir antrafen, war es uns mitunter kaum möglich, durch- 
zukommen.“ 
Auf 42° 50’S-Br und 14° 0’ W-Lg wurden wieder zwei Eisberge passirt. 
September 5. passirte das Schiff „Queen Elizabeth‘, Fulton, auf 37,8° S-Br 
und 24,8° W-Lg zwei Eisberge. 
Kapt. J. Brink von der Bark „Elisabeth“ berichtet: „Am 12. September 
um 5'% Uhr morgens, als wir uns auf 40,3° S-Br und 35,7° W-Lg befanden, 
wurde von dem Ausguckmann ein Schiff an St. B. gemeldet. Ich hatte den 
Gegenstand schon seit einiger Zeit scharf beobachtet, ohne jedoch ausmachen zu 
können, was es war. Bald darauf kam an B. B. eine Erscheinung in Sicht, ähnlich, wie 
wenn der Mond die Wellen der See bescheint, und neben derselben zeigte sich 
eine dunkle Masse. Wir näherten uns mit 8 Knoten Geschwindigkeit der Letzteren 
rasch, und ich kam bald zu der Ueberzeugung, dafs wir es mit Eisbergen zu 
thun hätten. Um 6 Uhr, als es Tag wurde, schickte ich den zweiten Steuermann 
nach oben, Rundschau zu halten, worauf mir acht kolossale Eisberge rund um 
das Schiff berichtet wurden. Um 6 Uhr 30 Minuten passirten wir einen dieser 
Berge in 4 Sm Abstand; die Höhe desselben schätzte ich auf 100 m, die Aus- 
dehnung auf ungefähr 1200 m. An der Luft- und Wassertemperatur war nichts 
Auffälliges bemerkbar, Um & Uhr morgens kamen noch mehrere Eisberge recht 
voraus in Sicht. Ich bestimmte von einem, den wir in der Nähe passirten, genau 
den Abstand und mals, als wir ihn dwars hatten, den Höhenwinkel. Diese 
Messungen ergaben eine Höhe des Berges über Wasser von 253 Fufß englisch 
(76 m). Im Ganzen passirten wir 11 solcher Berge, gegen welche sich eine 
furchtbar hohe Brandung anwälzte. Der Wind war SE 5, die Luft leicht 
bewölkt, Luftwärme 8,5°, Wasserwärme 9,3°. Wir steuerten NO*AN; in dieser 
Richtung erstreckte sich das Feld, über welches die Eisberge zerstreut waren, 
45 Sm weit.“ 
September 12. und 13. Das Schiff „Pirat“, Kapt. A. Boysen, passirte 
am 12. September in ungefähr 43,2° S-Br und 384° W-Lg 12 KEisberge von 
60 bis 150 m geschätzter Höhe und ferner am 13. zwischen 40,8° S-Br, 36,6° W-Lg 
und 39,7° S-Br, 36,1° W-Lg 15 Berge und viele kleinere Treibeisstücke. 
September 15. Dem „Hamburgischen Correspondenten“ wird von einem 
Seeoffizier geschrieben: „Wir hatten am 1. August dieses Jahres den Hafen von 
Wellington (Neu-Seeland) verlassen und segelten mit westlichem Winde, so dafs 
wir zu Anfang September Kap Horn und gegen den 10. September die Grenze 
des südlichen Treibeises passirt hatten. Es gehört zu den gröfsten Seltenheiten, 
dafs man später noch Eisberge zu passiren hat; nur anhaltend südöstliche Stürme 
vermögen von den South Shetlands-Inseln abgetriebene Kisberge aus der antark- 
tischen Trift, ihrem natürlichen Kurse, zu vertreiben. Wir waren bis 38° S-Br 
und 35° 43‘ W-Lg gesegelt, ohne auch nur irgend welche Anzeichen für vor- 
handenes Eis zu haben. Sowohl die Temperatur des Wassers wie der Luft 
waren normal. Am 15. September 1892 frühmorgens 5 Uhr nahm ich an der 
St. B.-Seite in der Dämmerung eine Erscheinung wahr, die ich bei der zweifel- 
haften Beleuchtung für ein unter Dampf fahrendes grofses Kriegsschiff halten 
mulste. Bald darauf tauchte zu meinem Erstaunen auch an B.B. eine ähnliche 
Erscheinung auf, die mir nun auch von dem Ausgucksmann gemeldet wurde. Ich 
war gezwungen, da keine Lichter zu sehen waren, zu warten, bis das Tageslicht 
bessere Beobachtung gestattete. Ich war nicht wenig überrascht, als ich dann mit 
dem Glase feststellen konnte, dafs die vermeintlichen Schiffe Eisberge waren. 
Ich stellte sofort fest, dafs die Temperatur der Luft sowohl wie die des Wassers, 
welche am Tage vorher zu 11,5° C und 9° C gemessen waren, sich seitdem nicht 
verändert hatten. Von Ferne leuchteten die Kolosse in den verschiedensten 
Farben, die zwischen Grau, Schwarz, Grün und blendendem Weiß abwechselten. 
Eine ungeheure Brandung, die sich an ihnen brach, war weithin zu hören; ein 
Geräusch, das dadurch entstand, dafs die Wogen unmittelbar gegen die Berge 
anschlugen, das aber auch dafür zeugte, dafs eine ungeheure Breite des Eises 
sich unter Wasser befand. Bei dem seltenen Vorkommen solcher Eisflächen in 
dieser Region (Buenos-Aires-Breite 38° S) versuchten wir es, die Gröfsenverhältnisse 
durch Winkelmessung festzustellen. Es gelang uns, bei einem der uns am nächsten 
beßudlichen Eisberge Folgendes festzustellen: Höhe des Berges 353 Fufs engl., 
Länge 1,5 Sm. Rechnet man nun hier hinzu, dafs die fünffache Höhe sich unter 
Anp. d. Hrdr. ete., 1893, Heft 21. 
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