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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 21 (1893)

Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Februar 1893. 
„Nachmittags war das Wetter klar und schön, bei mäfsigem SSW-Sturm 
and grober, brechender See. Um 4 Uhr gingen die letzten Eisberge, die wir 
passirt hatten, in SO und SW, in 20 bis 25 Sm Entfernung aus Sicht. Um 6 Uhr 
arblickten wir noch einen kleineren Berg im Westen; sonst war bei Sonnenunter- 
yang von der Marsraa aus nichts zu sehen. Wir steuerten einen rw. NzO-Kurs. 
Um 8 Uhr abends — die Luft war nicht unsichtig, doch über dem Nordhorizonte 
bedeckt — kam indessen wieder ein kleiner Berg in Sicht, gerade in unserem 
Kurse, so dafs wir vor demselben anluven mufsten, und um 8*'/2 Uhr ein zweiter 
an unserer B. B.-Seite. Dieselben waren höchstens 15m hoch und sahen dunkel 
aus, nur wenn die Brandung auflief, war der Schein etwas heller, Obschon wir 
also immer noch Eis in der Nähe hatten, hielt ich es doch für besser, während 
der Nacht mit mäfsiger Fahrt weiterzusegeln, als beizudrehen, denn jetzt hatten 
wir doch das Schiff in unserer Gewalt, während wir, beiliegend und einem Eis- 
berge zutreibend, nicht so leicht hätten ausweichen können. 
„Um 1 Uhr nachts am 29. August passirten wir zwei kleine Berge an 
unserer St. B.-Seite und einen gröfseren an B. B. Bei Tagesanbruch waren wieder 
acht größere im Westen und vier kleinere im Osten in Sicht. Mittags befanden 
wir uns auf 40,8° S-Br und 33,7° W-Lg. Zur selben Zeit waren sechs Eisberge 
in der Nähe. Diese sahen schon mehr oder weniger zerbröckelt aus und schienen 
im Auflösen begriffen zu sein; auch schien es, als wenn einige schon gekentert 
wären, denn die eine Seite, welche früher wohl unter Wasser gewesen war, sah 
dunkelblaugrün aus, während die andere schneeweils oder weißsgrau war. 
„Nachdem wir 40° S-Br überschritten hatten, dachte ich sicher, frei vom 
Eise zu sein; allein am nächsten Mittag, am 30. August, auf 38,6° S-Br und 
33° W-Lg hatten wir im Westen, ungefähr 15 Sm entfernt, noch einen Eisberg in 
Sicht. Derselbe war zuckerhutförmig und von schmutzig grauer Farbe. Das war 
dann der letzte, den wir sahen, nachdem wir von 47° S-Br fast täglich durch Eis 
passirt waren. Nie während meiner 34jährigen Fahrzeit habe ich so viel Eis 
angetroffen und würde das Vorkommen in so kolossalen Massen und in so nie- 
drigen Breiten auch nicht für möglich gehalten haben.‘“ 
August 30. und September 5. Das Schiff „Bay of Naples‘‘ passirte am 
30. August auf 57° S-Br und 50° W-Lg einen grofsen Eisberg von 45 m Höhe 
und % Sm Länge und am 5. September — wo? nicht gemeldet — einen solchen 
von 90 m Höhe und 4 bis 5 Sm Länge. Ehe die Eisberge in Sicht kamen, war 
e8 mehrere Stunden lang neblig gewesen. 
Anfang September. „Urania“, Anfang November von San Francisco in 
Liverpool augekommen, traf zwischen 43° und 42° S-Br, 36° und 34° W-Lg eine 
ungeheure Menge Eisberge und Eisfelder und segelte 150 Sm an einer von O0SO 
sach WNW sich erstreckenden soliden Eismasse entlang, in welcher keine Oeff- 
nung zu entdecken war. 
September 3. bis 8. Auf unserer Reise nach Sydney“, schreibt Kapitän 
J. Dethlefs vom Schiffe „Flotow“, „verlielsen wir am 23. August 1892 die La 
Plata-Mündung und waren bis zum 3. September unter den gewöhnlichen Wind- 
and Wetterverhältnissen nach 39° 2‘ S-Br und 29° 27‘ W-Lg gekommen. Am 
Morgen des genannten Tages, bei Tagwerden, sahen wir NNO von uns, 2 Sm 
antfernt, zwei Eisberge. Nachdem es heller geworden war und wir mit dem zur 
Zeit wehenden Nordwestwinde noch einige Seemeilen nach O0SO zurückgelegt 
hatten, kamen voraus noch sehr viele Berge in Sicht, so dicht bei einander trei- 
bend, dafs kaum eine Durchfahrt zu entdecken war, weshalb ich wenden liefs. 
Bis Mittag lagen wir auf den anderen Halsen. Da um diese Zeit der Wind etwas 
nördlicher lief, liefßs ich wieder wenden und hoffte jetzt, luvwärts von dem KEise 
zu bleiben, aber um 4 Uhr nachmittags waren wir wieder mitten darin. Weil es 
heller Mondschein und die See sehr ruhig war, wir auch rw. Ost vorliegen 
konnten, lief ich indessen weitersteuern. Bis zum 5. September nach 40° 47‘ S-Br 
and 22°0' W-Lg, also auf einer 350 Sm langen Strecke, waren wir stets vom 
Eise umgeben. Fortwährend waren 70 bis 80, zuweilen bis 200 Eisberge in Sicht. 
Die Höhe derselben schwankte, nach angestellten Messungen, zwischen 180 und 
{2 m. Wären wir nachts bei schlechtem, dickem Wetter in dieses Eis gerathen, 
so hätte unser Schiff unbedingt zu Schaden kommen müssen, wenn es nicht seinen 
Untergang gefunden hätte: denn selhst bei dem hellen, sichtigen Wetter und der
	        
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