194 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Dezember 1893.
der am Abend stark wurde; allein letzteres sank nicht tiefer als 759,0, welchen
Stand es um 4* a am 28. bei SSW 7 hatte; darauf trat bei steigendem Barometer
für zwei Wachen WSW 8 ein mit Sturmböen Stärke 9, aber nach 12° a (Schiffs-
ort 35,3° N-Br, 30,0° W-Lg) nahm der Wind wieder ab und war um 12" p
West 4 bei 763,8.
Entgegengesetzt war die Windänderung auf dem weiter nordwestlich, auf
der linken Seite der Bahn stehenden Viermaster „Robert Rickmers“ Kapt. Heins,
der sich auf der Reise von Rangun nach Bremen um Mittag am 26. auf 35,6° N-Br
in 35,6° W-Lg befand. Der frische Westwind flaute am Abend ab, am Morgen des 27.
begann der ganz schwache Wind zurückzudrehen und das Barometer zu fallen, von
762,5 mm um 4" a auf 759,3 mm um 4* p und auf 754,3 um 12* p, worauf es in den
folgenden 24 Stunden wieder langsam auf 759,0 stieg. Der Wind ging, ohne
eine gröfsere Stärke als 4 zu erreichen, von SW auf Süd, SE, Ost, NE (um 2* a),
Nord und NW (um 8a), und weiter im Laufe des 28. auf West und SW, in
36 Stunden einen vollen Kreislauf entgegen der Bewegung des Uhrzeigers zurück-
legend.
Am Morgen des 28, August zwischen 8* und 10* zog dieser durch seine
geringe Ausdehnung sehr merkwürdige Wirbel über die Azoren-Inseln Fayal und
Pico hin. Die Nachricht von den Verheerungen, die er anrichtete, war eine der
ersten Depeschen, welche das neue Telegraphenkabel von den Azoren nach
Lissabon beförderte. Leider sind diese dürftigen Meldungen aber auch die ein-
zigen bisher geblieben, die in unsere Hände gelangt sind. Die Verwüstungen werden
als ungeheuer geschildert, hundertjährige Bäume sollen wie Strohhalme geknickt
und die Ernte fast ganz vernichtet worden sein. Infolge des Untergangs mehrerer
Schiffe wurden die Eingänge zu einigen Häfen versperrt. Viele Häuser stürzten
ein, zum Theil ihre Insassen begrabend. Im Hafen von Fayal wurden die ein-
zigen beiden am Wellenbrecher vertäuten Schiffe, die amerikanische Schonerbark
„Tremont“ und die italienische Bark „Giuseppe Emmanuele“ auf den Strand
getrieben und in einer Stunde total zerschlagen: zahlreiche Fischerfahrzeuge und
Boote wurden vernichtet.
Auf seinem weiteren Wege scheint sich der Wirbel rasch ausgefüllt zu
haben. Ueber den britischen Inseln lag in diesen Tagen ein grofses Hochdruck-
gebiet, welches ihn nordwestwärts abgelenkt haben könnte. Allein auch von
der Gruppe von Schiffen, welche am 29. und 30. zwischen 24° und 30° W-Lg
nördlich von 45° N-Br stehen, zeigt selbst das südöstlichste, die Hamburger
Bark „Magnet“, nur schwache, wenn auch unverkennbare Anzeichen eines südlich
von ihr befindlichen barometrischen Minimums. Der Wind ging auf derselben
im Laufe des 28. von SSW 2 auf ESE 7 um und weiter bis zum 29. Mittags,
wo die Bark sich in 45,1° N-Br, 24,0° W-Lg befand, auf ENE 7, darauf unter ab-
nehmender Stärke auf ESE. Das Barometer fiel in den 24 Stunden vor 8" a am
29, von 759,1 auf 755.0 und stieg in den folgenden 24 Stunden auf 760,6
Wir wenden uns nun zu den grofsartigen Vorgängen, welche diese Tage
auf der Westseite des Atlantischen Oceans brachten, und über welche uns durch
die Bemühungen des hydrographischen Amtes in Washington ein reiches Beob-
achtungsmaterial in dessen Veröffentlichungen: „Pilot Chart for September
1893“, dgl. „October 1893“ und „Supplement to the Pilot Chart for November“
vorliegt.
Sam 16. August zeigte sich ein Wirbelcentrum westlich von den Bermuden,
welches nach NNO, auf Kap Race zu, wanderte und dessen Spur am 18. jenseits
des letzteren verschwand.
In den Tagen vom 20. bis 29. passirten in derselben Breite drei starke
Wirbel in der Nähe der amerikanischen Ostküste, welche theilweise außer-
ordentlich grofse Verheerungen anrichteten.
Vergleichsweise gemäfsigt verhielt sich noch das erste derselben. Ihr
erstes zuverlässiges Auftreten fand am 15. statt, wo das Centrum den südlichen
Theil von Guadeloupe überschritt. Nach der „Pilot Chart“ für Oktober soll
dieser Wirbel schon am 12. August in 12° N-Br, 30° W-Lg erkennbar gewesen sein,
doch fehlen alle näheren Angaben darüber. Von Guadeloupe schritt dieses Wirbel-
centrum weiter nach NW, bis es am 20. August um 5*p Greenw. Zeit in
28° N-Br, 76° W-Lg nach Nord und Ost umbog. „Verschiedene Schiffe waren