Die Orkane auf dem Nordatlantischen Ocean vom 20, bis 29. August 1893. 493
erhalten, in Erfüllung geht, müssen diese, wie wir auch auf Seite 237 dieses
Jahrgangs ausgesprochen haben, durchaus von mehr.als einer Station kommen;
zwei Stationen im Meeresniveau und womöglich noch eine hoch gelegene würden
billigen Ansprüchen genügen. |
Fahren wir zunächst in der Betrachtung der Vorgänge auf der Mitte des
Oceans fort, so fesselt unsere Aufmerksamkeit eine starke Depression, deren
Centrum am 24. auf 48° N-Br und 37° W-Lg erkennbar und am folgenden Tage
nach SO verschoben ist, hierauf zum 26. ihren Ort wenig ändert und am 27, sich
nach NO verschoben in 47° N-Br und 32° W-Lg wiederfindet, Dieser Wirbel scheint
eine direkte Fortsetzung eines am 22. bei Neufundland verschwundenen tropischen
Wirbelsturms zu sein, den wir weiter unten kennen lernen werden,
Auch der folgende westindische Wirbelsturm, dessen Centrum am 24.
über New York lag und dessen Spur am 25. auf unserer Karte vom 25, an der
Mündung des St. Lorenz-Stroms angedeutet ist, hat ebenfalls, soweit man dies
ohne die Beobachtungen aus Labrador. und Grönland bestimmt sagen kann, nach
Absolvirung seiner ungefähren Parabelbahn diese merkwürdige Umbiegung nach
SO durchgemacht, freilich nur mehr als schwache gewöhnliche barometrische
Depression; das Centrum der letzteren läfst sich am 26. auf 49° N-Br, 54° W-Lg,
am 27, auf 44° N-Br, 48° W-Lg, am 28. auf 46° N-Br, 41° W-Lg und am 29.
wenig nördlicher legen, wenn wir annehmen, dafs die vorherbesprochene
Depression beim Erscheinen des heftigen kleinen Wirbels bei den Azoren ver-
schwunden (nach Nord gewandert?) sei; vgl. unsere Kärtchen vom 27. und 28.
August. Dieses wiederholte weitere Südostwärts-Umbiegen von tropischen
Wirbelstürmen nach Erreichung des 50. Breitengrades ist allerdings zehr neu
and befremdend.
Am 26. und 27. waren, wie man aus diesen Zahlen sieht, die beiden
Minima nur etwa 650 bis 750 Sm von einander entfernt; sie bildeten die zwei
Centren einer gemeinsamen gröfseren Depression, von welchen, wie gewöhnlich,
das östliche nach Norden, das westliche nach Süden sich bewegte. Am Südrande
dieser Depression wird nun am 27. eine Ausbuchtung erkennbar, die sich rasch
nach NO fortpflanzt. Nach einer Zeitungsnachricht hatte das Schiff
„St. Monan“ am 27. August auf 32,4° N-Br, 37,3° W-Lg einen fürchterlichen
Orkan auszustehen, in welchem es durch überschlagende Seen starke Havarie
erlitt und mehrere Leute verlor. .
Das Bremer Vollschiff „D. H. Wätjen“. Kapt. C. Wicke, auf der Reise
von Bassein nach Falmouth begriffen, hatte am 25. und 26. auf 30 bis 33° N-Br.
und 32 bis 33° W-Lg. schwachen, zwischen Süden und Westen schwankenden
Wind und gelegentlich feinen Regen oder Nebel, bei einem Barometerstande
von 763 bis 766, am 27. (Mittagsort 34,3° N-Br, 32,0° W-Lg) bis zum Abend
mäßigen Wind aus S bis SSE mit langsam sinkendem Barometer,
Um 8 p am 27. SSE 5, 757,4 mm, bedeckt. Darauf zunehmender Wind,
um 10% leichte Segel fest, Wind SSE 7, Bar. 756,1. Bis 11* trocken, dann an-
haltender Regen. Gegen 12* plötzlich harter Sturm aus Süd, Bram- und Ober-
marssegel aufgegeit, zerrissen, ehe wir Zeit fanden, dieselben zu beschlagen. Hielten
das Schiff recht vor den Wind. Fock und Voruntermarssegel zerrissen, gegen 1a
drehten wir mit St. B.-Halsen an den Wind. Auch Kreuz- und Grofsuntermars-
zegel sowie Vorstengstagsegel zerrissen. Das Schiff lag dann vor Topp und
Takel, wurde aber so auf die Seite gedrückt, dafs die Lee-Reling fortwährend
unter Wasser war; dasselbe stand meist bis an die Luken, Das Barometer zeigte
um 1° 30a 740,4 (red.) und um 2 30a 735,3 (red.) und stieg dann ebenso rasch,
wie es vorher gefallen war: um 3* 45a 741,8, um 4* 30 a 746,0, um 8° a 756,1
and um 12a (759,2. Gegen Tagesanbruch wurde die Luft heller und nahm der
Wind zeitweise ab. Hohe See aus Süd und West, die sich aber später rasch
legte. Wind noch um 8a SW 10, aber von 10% a an westlich, mehr und mehr
abnehmend, um 2*p Stärke 5, um 12* p Stärke 3; am 29. Stärke 2 bis 4. Mit-
tagsort am 28. 36,3° N-Br, 31,0° W-Lg, am 29. 37,5° N-Br, 30,0° W-Lg.
„D. H. Wätjen“ befand sich offenbar auf der Bahn des Centrums des
kleinen Wirbels selbst. Die etwas weiter rechts oder links stehenden Schiffe
hatten viel weniger zu erdulden. So die ca 100 Sm südöstlich von ihm befind-
liche „Pera“, Kapt. Hellwege. Auch sie hatte am 27. bis zum Nachmittage
mäfsigen südlichen Wind mit sinkendem Barometer (4* a 765,0, 4" p 762,5),