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Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Dezember 1893,
Die Orkane auf dem Nordatlantischen Ocean
vom 20. bis 29. August 1893.
Nachdem bis zur Mitte des August auf dem Nordatlantischen Ocean
ruhiges Wetter geherrscht hatte, wanderte am 16. bis 18. ein erster ziemlich
starker Sturmwirbel auf dem Golfstrom nach Kap Race, dann aber zogen vom
20. bis zum 29. drei mächtige Wirbelstürme von Westindien her in den bekannten
varabelähnlichen Bahnen!) in:der Nähe der amerikanischen Ostküste vorüber,
welche außerordentlich grofse Verheerungen anrichteten. Sodann wurden am
28., als der dritte dieser Orkane in Georgia und Carolina wüthete, die Azoren-
inseln Fayal und Pico von einem Wirbel von sehr geringer Ausdehnung, aber
yrofser Stärke heimgesucht, welcher auch auf dem Meere von einigen für die
Seewarte beobachtenden Schiffen angetroffen worden ist. Endlich haben
Beobachter der Seewarte auch in der Nähe der Kapverden, und zwar schon am
20. und 21. August, einen Sturmwirbel angetroffen, von welchem es wahrschein-
lich erscheint, dafs er mit einem oder dem anderen der genannten genetisch
zusammenhängt.
Wir wollen zunächst die Erscheinungen auf dem östlichen Theile des
Oceans nach dem Material der Seewarte behandeln und dann diejenigen auf
dessen westlichem Theile auf Grund der Veröffentlichungen des U. S. Hydrographic
Office in Washington.
In der nachstehenden Tafel ist ein Auszug aus den vorläufigen Wetter-
karten vom Ocean niedergelegt, welche an der Seewarte für 8* a. Ortszeit jeden
Tages vom 21. bis 31. August d. J. gezeichnet worden sind. Des Raumes halber
zeschränken wir uns auf deren Wiedergabe für 7 von diesen Tagen und, mit
Ausnahme des 25., auf den Raum zwischen 15° und 45° W-Lg; nur für den 25.
geben wir, zur besseren Orientirung, den ganzen Raum zwischen 10° O-Lg und
30° W-Lg wieder, jedoch ebenfalls nur zwischen 10° und 50° N-Br.
Die Bremer Bark „Spica“ stand am 20. August mittags auf der Rückreise
von China nach Europa auf 13,5° N-Br und 23,5° W-Lg, mit fallendem Barometer
and stürmischem Westwind. Seit sie am 12. August die Linie überschritten,
hatte sie bei stetigem Luftdruck zwischen 761 und 763 schwache bis mäfsige,
von Süd allmählich nach West und am 19. nach NW umgehende Winde. Um
Mitternacht zum 20, stellten sich Böen von der Stärke 7 ein; im Laufe des 20.
irehte der Wind langsam über West nach Süd zurück, vormittags mit der
Stärke 4 bis 7, von 12 bis 6* mit Stärke 8 wehend; von da bis zum Mittag
des 22., wo das Schiff Brava peilte, wehte allmählich von 6 bis auf Stärke 1
abnehmender Wind, dem Sschliefslich mehrstündige Windstille folgte. Das
Barometer erreichte am 20. um 4"p seinen tiefsten Stand mit 754,6 mm und
stieg dann bis zum 22, um 8a auf 764,1 mm. Während des Sturmes am 20.
herrschte mehrstündiger Regen, nach demselben Kreuzsee. Interessant sind die
Beobachtungen des Kapt. Kruse über Wolkenzug: am 19. und um 8a am 20.
zogen die oberen Wolken aus Nord (Wind NW bis West), nach dem Sturm um
Mitternacht zog eine niedrige Wolkenschicht aus Westen, Wind Süd. .
Am Morgen des 21. geriethen zwei etwas weiter westlich stehende Schiffe
in den Wirbel. Der Dampfer „Leipzig“, auf der Reise von Bremerhaven zum
La Plata, hatte am 20. bei hohem Barometerstande starken Nordostwind gehabt.
Am 21. wehte der Wind von Mitternacht bis 6°p in der Stärke 6 bis 8, aus
Ost allmählich in Süd übergehend, mit bezogener Luft und durcheinanderlaufender
See; Schiffsort um Mittag 14,0° N-Br, 26,5° W-Lg. Barometer von 12*p bis
4a um 5,5 mm gefallen, stieg darauf bis 12"p wieder um 7,5 mm. Nach 8 p
südwestlicher Wind, der unter allmählichem Abflauen andauerte, bis am 23.
Stille eintrat,
Auf der etwas weiter südwestlich stehenden Bark „Paposo“, die von
Taltal nach Hamburg bestimmt war, begann der Sturm ungefähr um dieselbe
° Vol. das Kärtchen auf S. 499