476 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Dezember 1893,
deren Gang zu kontroliren. Das Aufsuchen eines Platzes, von dem aus voraus-
sichtlich eine geodätische Berechnung der Kollimation des Kreises möglich war,
d. h. von welchem aus mindestens drei trigonometrisch bestimmte Objekte sichtbar
waren, war in vielen Fällen mit erheblichen Schwierigkeiten verknüpft, da die
sonstigen Rücksichten auf einen zu magnetischen Bestimmungen geeigneten Ort
(das Freisein von Lokaleinflüssen) nicht aufser Acht gelassen werden durften.
In manchen Gegenden in den Provinzen Ost- und Westpreufsen ist es der Mangel
an Kirchthürmen, die hier hauptsächlich in Frage kommen können, in anderen
allerdings dagegen wieder (z. B. in der Weichselniederung) die überreiche Fülle
an solchen, wodurch die erwähnten Schwierigkeiten verursacht werden. In letzterem
Falle ist gar häufig in Ermangelung eines gut orientirten Führers die Identi-
ficirung der einzelnen Objekte schwer, wenn nicht unmöglich. Es hat sich häufig
herausgestellt andererseits, dafs von den nach langem Suchen gefundenen Thürmen
einer oder selbst zwei nicht trigonometrisch bestimmt waren. Häufig auch lagen
die Objekte so ungünstig, dafs die daraus abgeleitete Kollimation des Kreises
um mehrere Minuten unsicher bleiben mufste.
Als am vortheilhaftesten hat sich herausgestellt, den Anschlufs an trigono-
mefrische Steine zu suchen, wobei übrigens darauf geachtet werden mufste, dafs
die Nähe nicht eine solche war, dafs der etwaige Eisengehalt der trigonometrischen
Steine nachtheilig wirken konnte. Eine Aufstellung centrisch oder in der Nähe
der Steine giebt die Gewifsheit für eine sichere Bestimmung der Kollimation des
Kreises, selbst nur aus einem Objekte, aufserdem ist ein solcher Punkt für alle
Zeiten leicht festzulegen, und späterhin immer wieder aufzufinden.
Aus obigen Darlegungen ergeben sich die Gründe, aus welchen bei einzelnen
Stationen eine Angabe der Deklination fehlt. Bei etwa acht Stationen in der
Mark Brandenburg wird dieselbe nachträglich ermittelt werden können, sobald
die betreffenden Theile der Landesaufnahme veröffentlicht sein werden.
Deklination. Bei den Deklinationsmessungen ist nach folgendem Schema
verfahren:
1. Einstellung terrestrischer Objekte.
2. Einstellung der freien Nadel, welche zum Umlegen eingerichtet ist,
so dafs in der Lage „Marke oben“ und „Marke unten“ beobachtet
werden kann.
3. Einstellung terrestrischer Objekte.
Bei Sonnenbeobachtungen ist je vorher und nachher eine Mire einge-
schnitten. Bei jeder Lesung für die Sonne sowohl wie für die Meridianlage des
Magnets (der freien Nadel) ist die Zeit notirt, im ersteren Falle nach Sekunden,
sonst nur auf volle Minuten.
inklination. Zur Bestimmung der Inklination ist dem Theodolit ein
Nadel - Inklinatoriuum mit zwei 114 mm langen Nadeln beigegeben und ein
Differential-Inklinatorium nach Lamont. Die Lage des magnetischen Meridians
wurde für das Nadel-Inklinatorium (denn es wurde nur im Meridian beobachtet)
von der Deklinationsnadel abgeleitet, da Versuche im Kompass-Observatorium
der Seewarte festgestellt haben, dafs die Justirung des Gehäuses danach als
völlig gelungen anzusehen ist. So lange die Nadeln neu waren, ergaben sie,
verglichen mit den Messungen mittels des Inklinatoriums Meyerstein, stets etwas
zu kleine Werthe, Aus einer Reihe von Vergleichungen betrug diese Differenz
im Jahre 1889 rund 6. In der die Resultate enthaltenden Tabelle ist diese
Korrektion schon angebracht; mit der Zeit verlor sich diese Differenz und in
den Jahren 1890 und 1891 ist eine Verbesserung nicht mehr nöthig gewesen.
Die Beobachtungen sind stets mit beiden Nadeln gemacht und zwar auch
stets in allen Lagen, wobei ein für alle Mal immer dieselbe Reihenfolge inne-
gehalten ist. Ebenso sind in jedem einzelnen Falle die Nadeln ummagnetisirt.
Das Beobachtungsschema ist in Folge dessen:
Nadel I,
A. Nord, Kreis Ost, Marke aussen. B. Nord, Kreis Ost, Marke außen.
West, „ » West, »
» „ innen ” „ innen
Ost Det
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