Reise der Bark „Eilbek“ von Bordeaux nach Guaymas.
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Linie, bekamen wir östlich von Kap San Lucas das Land in Sicht. Im Golf
von Kalifornien, wo wir uns meistens an der kalifornischen Seite hielten, hatten
wir nichts als Windstillen und nordwestliche, mitunter recht stark wehende
Winde, so dafs die Fahrt den Golf hinauf noch 17 Tage in Anspruch .nahm.
Der Strom setzte fast immer nach Süden. Das hohe Land im Hintergrunde von
Guaymas sahen wir schon am 27. Oktober, aber, durch Windstille aufgehalten,
kamen wir erst am Abend des 1. November zwischen Kap Haro und Pajaros-
Insel zu Anker und segelten dann am nächsten Morgen mit der Seebriese ia
den Hafen ein. Dauer der ganzen Reise 139 Tage. ;
Das Feuer auf Kap Haro ist sehr weit zu sehen und soll auch gut. bedient
werden, doch ist der Feuerthurm bei Tage nur in nächster Nähe auszumachen;
er scheint nur wenige Fuf hoch zu sein, Im Hafen von Guaymas waren aufser
unserem Schiffe nur Küstenfahrer, Segler und Dampfer, anwesend. Die Zoll:
vorschriften wurden nicht strenge gehandhabt, und wir hatten uns nicht über
Beschwerungen zu beklagen. Während unserer Anwesenheit hatten wir mitunter
nachts stürmischen Wind aus NE bis NW und immer sehr trockenes Wetter,
Führer von Küstenschiffen, bei denen ich mich nach dem vortheilhaftesten Wege
den Golf hinauf erkundigte, waren alle der Ansicht, dafs man die mexikanische
Küste halten solle, denn wenn auch der Strom dort stärker sei, hätte man dort
doch auch oft guten Wind, während an der kalifornischen Seite nichts als Nord-
westwinde und Windstillen herrschten.
Von Callao nach Pisagua.
Nach dem Bericht des Kapt. FRETWURST von der Bark „Deutschland“.1)
Am 29, April 1891 verliefsen wir mit Südostwind die Rhede von Callao
und steuerten, nachdem die Insel San Lorenzo passirt war, mit B. B.-Halsen bei
dem Winde landabwärts. Bis zum 5. Mai hatten wir Südostpassat, der seine
Richtung zuweilen von SSE nach Ost und umgekehrt veränderte und oft steif
wehte. Auf etwa 24,5° S-Br und 86,0° W-Lg trat eine Veränderung des Windes
ein, indem derselbe westlich holte, und da gleichzeitig das Wetter ein stürmisches
und schauriges Aussehen annahm, so glaubten wir, bereits in die Zone der ver-
änderlichen Winde gekommen zu sein, Allein der Wind setzte bald wieder
östlich ein, blieb aber, indem er seine Richtung fortwährend zwischen SSE und
NE hin und her veränderte, meistens flau, so dafß ein Fortschritt nicht zu
machen war. Am 9. Mai erreichten wir die gröfste westliche Länge von
88° 1‘ West und am 13. Mai die höchste südliche Breite von 29° 12‘ Süd.
Hierauf folgten für mehrere Tage nördliche Winde, mit denen wir, auf B. B.-
Halsen gut voll und bei steuernd, ohne dabei die Breite merklich zu verändern,
in die Nähe der Küste gelangten, woselbst wir dann günstigen Wind bekamen
und längs derselben unsern Kurs verfolgen konnten. Am Nachmittage des
24. Mai erreichten wir nach 25tägiger Reise Pisagua. .
Eine irgendwie bedeutende Strömung ist von uns unter der Küste nicht
beobachtet worden.
Pisagua. Was den Hafen oder vielmehr die Bucht von Pisagua an-
belangt, so ist derselbe für Einen, der schon dagewesen, leicht zu erkennen, einem
an dieser Küste Unbekannten dürfte dieses aber, wenn er nicht kurz zuvor eine
zuverlässige Breitenbestimmung erhalten hat, schwierig werden. Für den Fall,
dafs man nicht ganz sicher ist, möchte ich empfehlen, eine solche Breiten-
bestimmung abzuwarten. Man wird hierdurch niemals so viel Zeit verlieren, als
wenn man nordwärts an seinem Bestimmungsort vorbeisegelt und dann gegen
Strom und Wind zurückzukreuzen genöthigt ist.
Nachdem man die Spitze Pichalo, das Ende eines Felsenrückens, welcher
sich etwa 2 Sm weit ins Meer erstreckt und ziemlich auffallend ist, passirt hat,
3) Man vergleiche den Bericht des Kapt, Nichelson vom Schiff „Theodore“ auf Seite 38,
Jahrgang 1892 dieser Annalen,
Ann. d. Hrvär. oto., 3893, Heft XI.