422 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, November 1893.
jedesmal die H„S-Reaktion. In Tiefen über 200 Fad. nimmt der Schwefel-
wasserstoff-Gehalt bis zum Boden immer mehr zu.
Die Beobachtungen aus Tiefen von mehr als 200 Fad. vertheilen sich
folgendermaßen:
Tiefe: 300 400 500 600 700 750 800 900 950 1000 mehr als 1000 Fad,
Zahl der Orte: 1 10. 5 3. 3. 1.2 1 1 3 2
Was die Ergebnisse der quantitativen Schwefelwasserstoff-Bestimmungen
betrifft, so werde ich hier nicht das ganze gewonnene Material vorführen, sondern
nur die Grenzen der Schwankungen im H,S-Gehalt pro Liter Wasser des
Schwarzen Meeres. Befriedigende quantitative Bestimmungen konnten übrigens
erst auf der Expedition im Juli erhalten werden, als das Bathometer des
Herrn Timtshenko in Gebrauch genommen werden konnte. Während der
ersten Expedition benutzte ich die Apparate von Meyer, Makärof und Buchanan,
aber unglücklicherweise übte immer die kupferne Wandung der ersten zwei
Bathometer auf den H,S-Gehalt des heraufgebrachten Meerwassers eine wesent-
liche Wirkung aus, indem dieser Gehalt stets unter seine wirkliche Gröfse sank,
was sich sowohl in sehr verworrenen Zahlenergebnissen, als auch zuweilen
durch Bildung eines feinen Kupfersulfid-Niederschlags äufserte, der das Wasser
gelb färbte. Im Bathometer von Buchanan, dessen Oberfläche lackirt ist,
bildeten sich dennoch schwarze Stellen, doch halte ich seine Ergebnisse theil-
weise für brauchbar. Die kleinste Menge von Schwefelwasserstoff wurde auf
der Expedition des „Zaporöjets“ in der Tiefe von 100 Fad. im östlichen Theile
des Meeres in 43° 36‘ N-Br und 93° 258‘ O-Lgy gefunden, und zwar betrug sie
0,0005078 g H,S auf 11 Meerwasser. Die gröfste Menge wurde am Boden an
derselben Stelle 1159 Fad. unter der Oberfläche mit 0,0099875 g in 11 Wasser
gefunden. Auf das Volum von H,S') berechnet, erhalten wir im ersten Falle
0,33 ccm für das Minimum und 6,55 com für das Maximum als den Gehalt von
Gas in 11 Wasser bei der Temperatur, die dieses während der Analyse besafs,
d. i. von 10 bis 11° C, Vor den übrigen Angaben wollen wir nur diejenige
für 200 Fad. anführen, wo im Mittel 1,7 ccm Schwefelwasserstoff pro 11 Wasser
gefunden wurde. Die volumetrische H„,S-Menge auf 1001 Wasser berechnet,
erhalten wir für die angeführte Station vom „Zaporöjets“ (No. 33) folgende
Vertheilung:
Auf der Tiefe von 100 Fad. (183 m) 33 ccm H,S bei 0° und 760 mm.
„m „200 , (366 m) 222 ,, nr nm 2m 9
nom ” ” 950 ” (1737 m) 550 2 » on ” om 9
5 60 2» » 1185 „ (2166 m) 655 „ 2» 2» 9 ww»
Die von mir auf Grund der beim "Titriren verwendeten Jodmengen
gemachten Berechnungen drücken alle Schwefelverbindungen, welche im Meer-
wasser enthalten und vom Jod oxydirbar sind, in Volumina H,S aus. Es ist
wohl möglich, dafs im Meerwasser beim Titriren lösliche Sulfit- wie auch Thiosulfit-
Verbindungen sich befanden.
Parallel den H,S-Bestimmungen fanden die kolorimetrischen Prüfungen
auf lösliche Sulfit-Verbindungen von Alkalien und alkalischen Erden statt. Die
Reaktion mit Nitroprussid-Natrium, dessen Lösung immer im frisch bereiteten
Zustande angewandt wurde, führten wir stets aus, sobald das Meerwasser Spuren
von H,S zeigte; es stellte sich dabei heraus, dals eine merkliche Reaktion mit
schwach violettem Stich erst im Wasser aus 200 Fad. Tiefe auftrat und die
Stärke der Färbung bis zum Boden hin zunahm, wo sie zuweilen tiefviolettblau
erschien. Die Färbung trat nicht sofort ein, sondern nach 2 bis 3 Minuten und
ging bald in eine bräunliche über.
Das Vorkommen einer Infektion des Meerwassers mit Schwefelwasserstoff
ist nicht völlig neu; schon 1841 erschien eine Arbeit von Daniell: „On sul-
phuretted hydrogen in the Waters of the Ocean“?); darauf veröffentlichte im
Jahre 1846 B. Lewy seine: „Recherches sur la composition des gaz, que Vleau
de mer tient en dissolution dans les diff£&rents moments de la journde“?®), wo
I) Gewicht von 11 HoS = 1,5219 g bei 0° und 760 mm Druck für 45° Breite und Meeresniveau.
°) Phil. Mag. XIX, S, 1; Ann. de Ch. et de Ph,, 3. Ser., III, S. 3831.
3) Ann. de Ch. et de Ph... 3. Ser... 17. 8. 5.