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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 21 (1893)

Aus dem Reisebericht des Kapt. J. G. Nichelson, Bark „Theodore“, 
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Ciudad de David wird dieser Tag gewifs besonders vermerkt, und das erste 
gröfsere Schiff, welches auf dem Rio David oder Chiriqui erschienen ist, nicht 
sobald von seinen Bewohnern vergessen werden. Aber auch jeder Einzelne der 
Besatzung der „Theodore“ wird sich noch lange mit Freuden der freundlichen 
und zuvorkommenden Leute, sowohl der Weißen wie der Indianer, von Ciudad 
de David erinnern. Bei unserer Abreise machten sie uns eine Kuh nebst Futter 
für 14 Tage, ein Schwein, Früchte, Eier und Käse zum Geschenk. 
Von grofser Wichtigkeit ist das Vorhandensein eines guten Fahrwassers, 
welches dem Lande die Ausfuhr ermöglicht und der Schiffahrt einen neuen Verkehr 
eröffnet. Wenn auch in den ersten Jahren nur dann und wann eine Ladung 
Gelbholz zur Verschiffung gelangen wird, so werden doch mit der Zeit, wenn 
der fruchtbare Boden erst ordentlich bebaut ist, noch viele andere Produkte zur 
Ausfuhr gelangen. Armselig (poor country) wie es im „North Pacific Ocean- 
Directory“ heißt, ist das Land nicht. Kapt. Saunders, der Führer des 
Dampfers „Elvira“, auf dessen Veranlassung die „Theodore“ gechartert wurde, 
und der auch später die Ein- und Ausfahrt des Schiffes durch das Schleppen 
mit seinem Dampfer glücklich vollführte, war derjenige, der das von uns be- 
autzte Fahrwasser, die Boca San Pedro, zuerst befahren hat. 
Die Reise von San Pedro nach Falmouth. 
In der Nacht vom 24. zum 25. März 1892 verließen wir mit leichter 
Landbriese unsern Ankerplatz vor der Boca San Pedro, kreuzten dann am 25. 
und 26, morgens gegen leichte südwestliche Briese und peilten um 12 Uhr Mittag 
des letztgenannten Tages das Kap Burica N'20 6 Sm entfernt. 
Flaue und sehr veränderliche Winde, unterbrochen von häufigen Wind- 
stillen, liefsen darauf das Schiff nur sehr langsam vorankommen, so dafs wir erst 
am 8. April zur Linie in 816° W-Lg gelangten. Als wir dann am 10. April nach 
ungefähr 1° S-Br in 82° W-Lg gekommen waren, mulste westwärts gewendet 
werden. Infolge der leichten Winde und eines starken nordwestlichen Stromes 
mufsten wir im Norden der Gallapagos-Inseln passiren und kamen daher erst 
am 23, April in 92,0° W-Lg zum zweiten Male über den Aequator. Ein leichter 
Südost-Passat führte darauf „Theodore‘“ am 9. Mai nach 19,7° S-Brund 103,0° W-Lg. 
Auf eine kurze Windstille folgte ein leichter NW-Wind, der bis zum 11. anhielt, 
worauf wieder südöstliche Briese durchkam. Bald darauf lief der Wind durch 
NE auf NW und wehte bis zum 14. frisch aus dieser Richtung, womit 
26,2° S-Br und 101,4° W-Lg erreicht wurde. Nach einem Umspringen des 
Windes mit Regen auf SW, wehte am 15. ein leichter SE-Wind, der sich unter 
mäfsiger Stärke bis zum 17. hielt. Nachdem der Wind dann bis zum 19. aus NE 
yeweht hatte, holte er auffrischend durch Nord auf NW. Aus der letzten 
Richtung hielt sich derselbe bis zum' 24. in 43,5° S-Br und 93,1° W-Lg, wo es 
windstill wurde. In den nächsten Tagen waren südöstliche bis südwestliche 
Winde vorherrschend. Am 1. Juni wehte es, von Hagel und Regen begleitet, 
schwer aus SSW, dann hatte der Wind eine mäfsige Stärke bis zum 5. Juni, 
an welchem Tage er bis zur Windstille abstarb. Unter einem Sturm von NW 
mit Regen passirte „Theodore“ dann am 7. Juni die Länge von Kap Horn in 
57,0° S-Br. Der Verlauf und die Dauer der Reise bis hierher ist durch die 
folgende Zusammenstellung dargelegt: 
von San Pedro bis zum Aequator in 92,0° W-Lg 
Aequator 10° S-Br ,„„ 98,7° W-Lg 
10° S-Br 20° S-Br „ 103,0° W-Lg 
20° S-Br 30° S-Br „ 103,0° W-Lg 
30° S-Br 40° S-Br „ 97,0° W-Lg 
40° S-Br 50°S-Br „ 825° W-Lg 
50° S-Br Kay Horn 
u a 
Zusammen 74 Tage, 
Nach dem Passiren von Kap Horn holte der Wind auf SW, blieb auf 
dieser Richtung bis zum 10. stetig und steif, flaute dann ab und brachte das 
Schiff am 11. nach 50,1° S-Br’ in 534° W-Lg. Hier kam eine nördliche Briese 
durch, die bis zum 13. steif war und dann abflaute, worauf der Wind am 14.
	        
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