Aus dem Reisebericht des Kapt. J. G. Nichelson, Bark „Theodore“,
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Ciudad de David wird dieser Tag gewifs besonders vermerkt, und das erste
gröfsere Schiff, welches auf dem Rio David oder Chiriqui erschienen ist, nicht
sobald von seinen Bewohnern vergessen werden. Aber auch jeder Einzelne der
Besatzung der „Theodore“ wird sich noch lange mit Freuden der freundlichen
und zuvorkommenden Leute, sowohl der Weißen wie der Indianer, von Ciudad
de David erinnern. Bei unserer Abreise machten sie uns eine Kuh nebst Futter
für 14 Tage, ein Schwein, Früchte, Eier und Käse zum Geschenk.
Von grofser Wichtigkeit ist das Vorhandensein eines guten Fahrwassers,
welches dem Lande die Ausfuhr ermöglicht und der Schiffahrt einen neuen Verkehr
eröffnet. Wenn auch in den ersten Jahren nur dann und wann eine Ladung
Gelbholz zur Verschiffung gelangen wird, so werden doch mit der Zeit, wenn
der fruchtbare Boden erst ordentlich bebaut ist, noch viele andere Produkte zur
Ausfuhr gelangen. Armselig (poor country) wie es im „North Pacific Ocean-
Directory“ heißt, ist das Land nicht. Kapt. Saunders, der Führer des
Dampfers „Elvira“, auf dessen Veranlassung die „Theodore“ gechartert wurde,
und der auch später die Ein- und Ausfahrt des Schiffes durch das Schleppen
mit seinem Dampfer glücklich vollführte, war derjenige, der das von uns be-
autzte Fahrwasser, die Boca San Pedro, zuerst befahren hat.
Die Reise von San Pedro nach Falmouth.
In der Nacht vom 24. zum 25. März 1892 verließen wir mit leichter
Landbriese unsern Ankerplatz vor der Boca San Pedro, kreuzten dann am 25.
und 26, morgens gegen leichte südwestliche Briese und peilten um 12 Uhr Mittag
des letztgenannten Tages das Kap Burica N'20 6 Sm entfernt.
Flaue und sehr veränderliche Winde, unterbrochen von häufigen Wind-
stillen, liefsen darauf das Schiff nur sehr langsam vorankommen, so dafs wir erst
am 8. April zur Linie in 816° W-Lg gelangten. Als wir dann am 10. April nach
ungefähr 1° S-Br in 82° W-Lg gekommen waren, mulste westwärts gewendet
werden. Infolge der leichten Winde und eines starken nordwestlichen Stromes
mufsten wir im Norden der Gallapagos-Inseln passiren und kamen daher erst
am 23, April in 92,0° W-Lg zum zweiten Male über den Aequator. Ein leichter
Südost-Passat führte darauf „Theodore‘“ am 9. Mai nach 19,7° S-Brund 103,0° W-Lg.
Auf eine kurze Windstille folgte ein leichter NW-Wind, der bis zum 11. anhielt,
worauf wieder südöstliche Briese durchkam. Bald darauf lief der Wind durch
NE auf NW und wehte bis zum 14. frisch aus dieser Richtung, womit
26,2° S-Br und 101,4° W-Lg erreicht wurde. Nach einem Umspringen des
Windes mit Regen auf SW, wehte am 15. ein leichter SE-Wind, der sich unter
mäfsiger Stärke bis zum 17. hielt. Nachdem der Wind dann bis zum 19. aus NE
yeweht hatte, holte er auffrischend durch Nord auf NW. Aus der letzten
Richtung hielt sich derselbe bis zum' 24. in 43,5° S-Br und 93,1° W-Lg, wo es
windstill wurde. In den nächsten Tagen waren südöstliche bis südwestliche
Winde vorherrschend. Am 1. Juni wehte es, von Hagel und Regen begleitet,
schwer aus SSW, dann hatte der Wind eine mäfsige Stärke bis zum 5. Juni,
an welchem Tage er bis zur Windstille abstarb. Unter einem Sturm von NW
mit Regen passirte „Theodore“ dann am 7. Juni die Länge von Kap Horn in
57,0° S-Br. Der Verlauf und die Dauer der Reise bis hierher ist durch die
folgende Zusammenstellung dargelegt:
von San Pedro bis zum Aequator in 92,0° W-Lg
Aequator 10° S-Br ,„„ 98,7° W-Lg
10° S-Br 20° S-Br „ 103,0° W-Lg
20° S-Br 30° S-Br „ 103,0° W-Lg
30° S-Br 40° S-Br „ 97,0° W-Lg
40° S-Br 50°S-Br „ 825° W-Lg
50° S-Br Kay Horn
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Zusammen 74 Tage,
Nach dem Passiren von Kap Horn holte der Wind auf SW, blieb auf
dieser Richtung bis zum 10. stetig und steif, flaute dann ab und brachte das
Schiff am 11. nach 50,1° S-Br’ in 534° W-Lg. Hier kam eine nördliche Briese
durch, die bis zum 13. steif war und dann abflaute, worauf der Wind am 14.