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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 21 (1893)

100 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Oktober 1893. 
diese lange Verzögerung waren die schlechte Beschaffenheit des Holzes, die un- 
geschickten Stauer und die vielen katholischen Feiertage. Am 29. Januar 1891 
gingen wir endlich wieder von Colastine fort. Der Lootse, der das Schiff Aufs- 
abwärts brachte, war zwar sehr gut mit dem Fahrwasser bekannt, hatte aber 
keine Ahnung davon, wie mit einem Raaschiffe zu manövriren ist. Wir kamen 
dennoch glücklich nach Rosario, wo wir uns Geschäfte halber einen Tag auf- 
zuhalten hatten. Leider traf uns am nächsten Tage (3. Februar) beim Weggehen 
das Unglück, einem anderen Schiffe vor den Bug zu treiben und dasselbe be- 
deutend zu beschädigen. Als Entschädigung mufste ich demselben 75 Lstrl. zahlen. 
Unser eigener Verlust war noch größer, denn „Victoria“ hatte an der St. B.- 
Seite sämmtliche Vorbrassen, alle Pardunen des Grofstopps und drei Spann- 
wanten des Besanınastes gebrochen und die Verschanzung in einer Länge von 
30 Fuls zertrümmert. Dieser Unfall hielt uns fünf Tage in Rosario auf, aber 
kaum waren wir am 8, Februar auf unserer Weiterfahrt drei Stunden unterwegs, 
als auch schon das Schiff, weil es die Wendung versagte, festlief. Dieser Vor- 
yang hatte aber seinen ganz natürlichen Grund, denn während wir mit halbem 
Winde etwa 4 Knoten Fahrt schräg zur Strömung machten, liefßs der Lootse 
plötzlich das Ruder hart in Lee legen, um über den anderen Bug zu gehen. 
Die Segel kamen selbstverständlich zu früh back, das Schiff trieb über Steuer, 
aber ging nicht durch den Wind. Das Fallen des Ankers blieb wirkungslos, 
denn bevor dieser hielt, saß das Schiff fest. Der Lootse versuchte sich damit 
zu entschuldigen, dafs das Schiff die Wendung versagt habe. Die Lage war in- 
sofern eine den Umständen nach günstige, als der Strom schräg von vorn kam 
and der Anker mit 15 Fad. Kette hielt. Allein es war nicht möglich, auch nur 
ein Glied von der Ankerkette mittels des Ankerspills allein einzuhieven. Wir 
schlugen deshalb eine schwere Giene auf die Ankerkette und hievten gleichzeitig 
an dieser mit der doppelten, sehr kräftigen Winde. Anfangs waren alle Be- 
mühungen vergeblich, und erst nachdem wir mehrere Blöcke und Läufer zer- 
oörochen hatten, waren wir am Abend so glücklich, das Schiff gegen den mit 
einer Geschwindigkeit von etwa 5 Knoten laufenden Strom schräg voraus zu 
hieven und wieder flott zu bekommen. Vorne hatte das Schiff eben Wasser genug 
zehabt, während hinten 6 Zoll zu wenig gewesen war. Zwei Tage später, also 
am 10. Februar, hatten wir einen günstigen Wind, der es uns ermöglichte, die 
Strecke von San Pedro bis zur Insel Martin Garcia zurückzulegen. Im Canal 
del Infierno fanden wir aber nicht hinreichend Wasser; erst am Abend des 
11. Februar brachte uns ein Schleppdampfer über die Barre, worauf wir am 12, 
Buenos Aires erreichten. 
Hier entliefßs ich den Lootsen, froh, denselben los zu sein, obwohl er ver- 
pflichtet war, das Schiff für dasselbe Geld bis Indio-Spitze zu bringen. Am selben 
Tage zwang uns ein Pampero, zwischen der Chico-Bank und Indio-Spitze zu 
ankern. Nachdem es noch am 13. stürmisch aus SE geweht hatte, so dafs wir 
auf unserem Ankerplatz liegen bleiben mufsten, passirten wir am 14. Indio-Spitze- 
Feuerschiff bei nördlichem Winde und konnten dann ohne Unterbrechung die 
Reise nach Falmouth fortsetzen. 
Flaschenposten. 
Bei der Seewarte sind in letzter Zeit von Schiffen der deutschen Handels- 
narine folgende Flaschenposten eingegangen: . 
a) Ausgesetzt von dem Dampfer „Weimar“, Kapt. H. Heineke, auf der 
Reise von Baltimore nach Bremen, am 4. Dezember 1891 auf 49° 27‘ N-Br und 
22° 36‘ W-Lg; gefunden von Richard Fradd am 3. Oktober 1892 auf dem 
Strande bei der Hafenstadt Padstow, an der Westküste von Cornwall (England), 
in ungefähr 50° 33‘ N-Br und 4° 55‘ W-Lg. 
Die Flasche war mit ’/s kg Sand beschwert. '"Trift derselben unter den 
bekannten Voraussetzungen in 10 Monaten, oder 304 Tagen, 685 Sm nach O’'N. 
Eingesandt von dem Kaiserlich deutschen Konsulat in Plymouth, 
bp) Ausgesetzt von der Bark „Banco Mobiliario“, Kapt, H. Warmuth, 
auf der Reise von Blyth nach Iquique, am 29. Februar 1892 auf 56° 55’ N-Br
	        
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