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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 21 (1893)

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Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Oktober 1893, 
Wenn man voraussichtlich seinen Ankerplatz mit der vorhandenen Briese 
nicht vor 6 Uhr abends erreichen kann, so sollte man bei Zeiten gut südlich 
von demselben beidrehen und sich so nahe am Lande halten, als dieses die 
Sicherheit des Schiffes erlaubt, denn hier ist die Strömung am schwächsten, und 
während der Nacht kommt oftmals ein leichter Landwind durch, mit dem man 
südwärts liegen kann. Die Lootsen kommen in den beiden erstgenannten 
Plätzen gewöhnlich früh genug ab; sollte dieses ausnahmsweise nicht der Fall 
zein, so ankere man in lquique, wenn mit Ladung einkommend, nahe bei den 
Schiffen, wenn in Ballast, in der Nähe einer grofsen Boje auf einer Wassertiefe 
von 165 m (9 Fad.). Hier bleibt man so lange liegen, bis die Reihe an Kinen 
herankommt, nach dem Liegeplatz der ladenden Schiffe zu holen. Mittlerweile 
wirft man von seinem Ballast so viel über Bord, als mit Rücksicht auf die Steif- 
heit des Schiffes zulässig ist. In Pisagua ankert man, einerlei ob mit Ladung 
oder in Ballast einkommend, in einem angemessenen Abstande hinter der letzten 
Reihe Schiffe, wo es am passendsten erscheint. Vorher trage man Sorge, dafs 
genügend Kette für eine Wassertiefe von 55 bis 64m (30 bis 35 Fad.) über- 
holt wird. 
In Pisagua wie überhaupt in allen Plätzen der Westküste gehen infolge 
der Selbstentschäkelung der Ankerketten durch die Reibung auf dem felsigen 
Boden viele Anker und Ketten verloren. Um dieses möglichst zu verhindern, 
sollte man auf der Reise hierher sämmtliche Schäkel nachsehen lassen, die 
eisernen Pflöcke durch hölzerne ersetzen und durch Letztere einen langen starken 
Drahtnagel treiben, der dann an beiden Enden umgebogen wird. Die hiesigen 
Küstenfahrer bringen dieses Verfahren stets in Anwendung. 
Schiffe, welche zunächst in Valparaiso einlaufen, sollten hier ihren Bedarf 
an Trinkwasser, Kartoffeln und Grünwaaren decken, denn diese Lebensmittel 
sind in den nördlichen Häfen sehr theuer und Ersteres noch dazu schlecht. In 
Pisagua kosten 50 kg Mehl 6,50 Doll., Bohnen 7,00 Doll. und Erbsen 14,00 Doll. 
Der Preis für !/» kg Kaffee beträgt 60 Cents, Salzfleisch ist kaum zu haben, frisches 
Fleisch kostet 23 Cents l2 kg, und für das Trinkwasser sind 4 Cents per Gallone 
zu zahlen. 
Die Anlegeplätze der Boote sind meistens äußerst schlecht, und das Landen 
kann, wenn Brandung vorhanden ist, gefährlich werden, weshalb man alsdann 
grofse Vorsicht beachten mul. Zu verwundern ist, daß die Regierung nicht 
mehr für diese Häfen thut. Es wäre sehr erwünscht, wenn hierin bald Wandel 
geschaffen würde, Auch vermissen die Deutschen ein eigenes Konsulat in Pisagua, 
denn wenn einmal etwas vorkommt, wobei man die Hülfe seines Konsuls in 
Anspruch nehmen muf, hat man sich an den in Iquique zu wenden, was immer- 
hin äußfserst umständlich und zeitraubend ist. 
Taiohae auf der Insel Nuka-Hiva (Marquesas-Gruppe). 
Von Kapt. E. SCHOONE, Brigg „J. H. Lübken“, 
Der Hafen von Taiohae (Anna Maria-Bai) ist eine schöne, aber offene Bai 
an der Südküste von Nuka-Hiva, der gröfsten Insel der Marquesas-Gruppe. Es 
findet hier, aufser durch die Postschiffe, welche regelmälsig jeden Monat auf ihren 
Reisen von San Francisco nach Tahiti einlaufen, nur ein geringer Verkehr statt, 
und zwar durch einige kleine Schoner und gelegentlich ein größeres Segelschiff, 
welches für die deutsche Gesellschaft „Societe commercielle de l’OcEanie“ eine 
Ladung Kopra oder Baumwolle einnimmt. Es sind dies die beiden Hauptausfuhr- 
artikel für Europa, während nach China Fungos (Schwämme) zur Verladung 
gelangen. Aufserdem wird, ebenso wie von den anderen Inseln dieser Gruppe, 
viel Vieh nach Tahiti verschifft. Auf Nuka-Hiva laufen in den Bergen Rinder, 
Schafe und Ziegen zu Tausenden wild umher, die einzufangen der vielen Thal- 
schluchten und des dichten Gebüsches wegen mit grofsen Schwierigkeiten ver- 
knüpft ist. Auch sollen wilde Hunde in den Bergen ihr Unwesen treiben, indem 
sie namentlich grofse Verheerungen unter den jungen Schweinen und Kälbern 
anrichten. 
Während der ganzen Zeit meiner Anwesenheit hierselbst, vom 10. Januar 
bis 8. Februar 1891. war das Wetter mit Ausnahme von zwei Tagen, an denen
	        
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