Fahrten und Häfen an der Westküste von Mexico.
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Verlauf von 11 Tagen die ganze Ladung im Schiff. In Mexiko werden jetzt die
deutschen und englischen Mefsbriefe respektirt, so dafs Schiffe dieser Nationen
es sich nicht gefallen zu lassen brauchen, wenn die mexikanischen Behörden eine
neue Vermessung vornehmen wollen, welche doch stets zu ihren Ungunsten aus-
fallen würde.
Am 24. März 1891 wurde die Reise nach Falmouth für Order angetreten,
indem wir mit der frischen nordwestlichen Briese zunächst möglichst westlich
steuerten, um aufßserhalb der Inseln 'Tres Marias zu gelangen und eine stetige
Briese zu behalten. Am folgenden Tage aber flaute der Wind schon ab
und holte nördlich. Auf 3° N-Br in 111° W-Lg kam der Südostpassat
durch, mit dem nach einer Reise von 15 Tagen der Aequator auf 114° W-Lg
gekreuzt wurde. Mit B.B.-Halsen bei dem Winde südlich segelnd, erreichten
wir am 23. April nach 30tägiger Fahrt 31° S-Br in 127° W-Lg, woselbst
der Südostpassat aufhörte und bald darauf Nordwestwind durchkam. Dieser
Wind hielt sich ziemlich unverändert bis nach 48° S-Br und 101° W-Lg,
um hier auf Süd und SSE zu holen. 50° S-Br wurde nach einer Reise von
43 Tagen in 91° W-Lg geschnitten. Darauf setzte in 52° S-Br uud 87° W-Lg
der Wind wieder von West ein, womit am 12. Mai, nach einer Reise von
49 Tagen, Kap Horn passirt und vier Tage später der Parallel von 50° S-Br
im Atlantischen Ocean in 50,6° W-Lg geschnitten wurde. . Von hier ab wehte
der Wind vorherrschend von NNW. Auf 20° S-Br und 24° W-Lg wurde die
polare Grenze des Südostpassats erreicht, der später auf Ost umlief. Am 11. Juni
überschritten wir in 25° W-Lg den Aequator nach einer Reise von 79 Tagen.
Auf 7° N-Br in 26° W-Lg kam unter starken Regenböen der Nordostpassat
durch, der uns nach 24° N-Br und 39° W-Lg geleitete, wo leichte veränderliche
Winde und Windstillen eintraten. Erst auf 30° N-Br und 39° W-Lg wurde
dieser Zustand durch westliche Winde aufgehoben, welche uns nach einer Reise,
deren Gesammtdauer 118 Tage betrug, am 20. Juli nach Falmouth brachten.
Landmarken und Häfen an der Küste von Chile.
Von Kapt, J. GG. NICHELSON, Führer der Bark „Theodore“.
Die ganze Westküste Südamerikas von Valparaiso bis Callao ist fast immer
in einen mehr oder minder dichten Dunst gehüllt, so dafs man schon ziemlich
nahe am Lande sein mufs, um sich zurechtfinden zu können. Aber selbst dann
fällt es noch manchmal schwer; denn wenn auch die Berge, deren Spitzen
meistens über den Dunst emporragen, in den Segelhandbüchern benannt und
beschrieben sind, so ähneln sie sich doch gar zu sehr — eine eintönige Ober-
fläche von Sand und Steinen, ohne jeden Pflanzenwuchs —, um einen Aufschlufs
über den Standort des Schiffes geben zu können. Daher sucht man gern nach
den Jedem leicht in die Augen fallenden Stellen unten am Strande, deren es
mehrere giebt, welche weithin erkennbar sind. Von den in den Segelhandbüchern
aufgeführten ist besonders auffällig die Huanillos-Spitze, 7 Sm nördlich von der
Chipana-Bai und ungefähr 63.Sm südlich von Iquique, die weiß, wie mit Schnee
bedeckt, weit nach See leuchtet. Auch Gruesa-Spitze ist mit ihren drei weißen
Flecken kaum zu verkennen. Eine Hauptbedingung, um sich über den Schiffsort
zu vergewissern, ist natürlich eine gute Mittagsbreite. Der Hafen von Jquique
ist übrigens auch an sich leicht zu entdecken, des Nachts an dem Feuer, am
Tage an dem Feuerthurm auf der Insel und an der grofsen Flotte von Schiffen,
die dort liegen. Auch Pisagua wird kaum, ohne erkannt zu sein, passirt werden
können, denn die Spitze Pichalo reicht weit in die See hinaus und ist daher
leicht auszumachen. Sobald dieselbe passirt ist, bietet sich die Stadt nebst den
Schiffen dem Auge dar. Für Kapitäne, die an dieser Küste unbekannt sind,
kann aber nicht dringend genug darauf hingewiesen werden, dafs Schiffe bei
leichtem Winde .oder Stille durch die Strömung häufig nordwärts an dem Hafen
vorbeigetrieben werden und unter Umständen eine sehr lange Zeit gebrauchen,
bevor sie zu diesem zurückgekehrt sind. Fast jedesmal, wenn man in einem
Hafen der Westküste liegt, hört man, dafs ein Schiff obige schlimme Erfahrung
hat machen müssen.