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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 21 (1893)

Bemerkungen über mexicanische Häfen und über Corinto und Estero Real. 395 
yerade vor der Mündung des eben genannten Nebenflusses, und ihr Ort ist an 
ajnem in der Nähe liegenden, ins Wasser gestürzten Baum erkennbar. Beim 
Passiren dieser beiden Untiefen hat man sich ganz nahe an dem jenseitigen Ufer 
zu halten. In der Nähe der Untiefen fanden wir den Boden des Flusses stein- 
hart, während derselbe sonst überall aus weichem Mudd besteht. 
Der Ort Tampisco liegt an einem kleinen Bach, der bei Niedrigwasser 
theilweise trocken läuft, reichlich 1 Sm von dem linken Ufer des Estero Real 
entfernt und besteht nur aus einigen elenden Hütten. An der Stelle, woselbst 
ler Bach in den Fluß einmündet, ist an einem Baum ein Brett mit der Auf- 
schrift „Tampisco“ angenagelt, das einzige Zeichen, dafs man seinen Bestimmungs- 
ort erreicht hat. Ebenso verhält es sich mit dem 1 Sm weiter flulßsaufwärts 
belegenen. Ort Remolinas, wo ich ebenfalls an einem Baum ein grofses Brett 
angenagelt fand, welches die Aufschrift „Remolinas, Bark „Kale“, Kapt. Wilts, 
von Elsfleth, 1888“ trug. 
Nachdem „Saturnus“ bei Tampisco verankert war, kamen gleich Bongos 
mit Gelbholz längsseits, und es wurde mit der Uebernahme der Ladung begonnen. 
Den Ballast löschten wir in der Zwischenzeit, in welcher keine Ladung da war, 
indem wir ihn mit Bongos und dem Grofsboot nach einem in der Nähe befind- 
lichen Flufsarm brachten. 
Sehr gutes Trinkwasser wurde aus dem eine kurze Strecke oberhalb 
Tampisco in den Estero Real mündenden kleinen Flufßs Palominas geholt. 
Man gebraucht aber für die Hin- und Herfahrt mit dem Boot vier Stunden, kann 
die Quelle, aus der geschöpft wird, nur bei Hochwasser erreichen und hat zur 
Auffindung derselben das erste Mal einen Führer mitzunehmen. Frischer Proviant 
ist außer gelegentlich etwas Fleisch und Bananen in T’ampisco nicht zu bekommen. 
Kein Schiffsführer, der nach dem Estero Real bestimmt ist, sollte es versäumen, 
sich mit einem guten Schiefsbedarf zu versehen, denn es giebt dort und besonders 
auf dem Fluß Palominas eine große Menge Wild, namentlich Enten und Schnepfen. 
Wir nahmen in Tampisco reichlich 400 Tonnen Gelbholz ein und arbeiteten 
dann wieder den Flufs hinunter, um vor der Mündung des sich in ihn ergießenden 
Flusses Chorro weitere 200 Tonnen zu laden. Hier lagen wir hinter einem 
Anker, mußten aber, da das Schiff während eines heftigen Chubascos ins Treiben 
gerieth, den zweiten Anker fallen lassen. Am 3. Juli endlich verließen wir den 
Estero Real und kehrten nach Corinto zurück, um dort aufzufüllen. 
Fahrten und Häfen an der Westküste von Mexico. 
Von Kapt. H. POkgER, Führer der Bark „Montana“. 
Am 11. Dezember 1890 erreichten wir auf unserer Reise von Bordeaux 
nach Guaymas, 140 Tage in See, Kap San Lucas, die Südspitze von Unter- 
Kalifornien und mußten jetzt gegen die im Golf von Kalifornien von November 
bis Mai vorherrschenden, bisweilen starken nordwestlichen Winde ganz bis 
Guaymas hinauf kreuzen. Viele Berichterstatter halten es für rathsam, sich in dieser 
Jahreszeit beim Aufarbeiten möglichst nahe der Küste von Kalifornien zu halten, um 
Vortheil aus der dort auftretenden Land- und Seebriese und der, wenn auch nur 
schwachen, günstigen Strömung zu ziehen. Nach meiner Erfahrung kann ich 
dieser Empfehlung nicht beipflichten. Wir hielten uns anfänglich auch bei 
frischer Nordwestbriese unter der kalifornischen Küste, fanden aber anstatt der 
erhofften Landbriese den Wind in der Nacht noch nördlicher. Dicht unter Land 
war er manchmal sogar Nord bis NNE, so dafs wir mit B. B.-Halsen nur ONO 
bis Ost vorliegen konnten. Je weiter wir uns von ihr entfernten, desto westlicher 
holte der Wind. Da wir unter diesen Umständen in den drei Tagen nur 40 Sm 
aufgekreuzt hatten, so beschlofs ich, die Mitte des Golfs, woselbst der Wind 
wenigstens beständig NW und nicht nördlicher war, für das fernere Aufkreuzen 
zu benutzen. Hier war der Erfolg denn auch ein besserer, indem wir täglich 
30 Sm gewannen. Nach Verlauf von weiteren 12 Tagen erreichten wir am 
26. Dezember Guaymas. Hier trafen wir die deutsche Bark „Pei-Ho“, deren 
Kapitän dieselben schlimmen Erfahrungen bezüglich der Windverhältnisse unter 
der Küste von Kalifornien gemacht hatte,
	        
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