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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 21 (1893)

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Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Oktober 1893, 
Das Löschen des Ballastes kostet ziemlich viel Geld, weshalb die Schiffe, 
die hier nur einen Theil der Ladung einzunehmen haben, denselben, wenn irgend 
möglich, vorläufig an Bord behalten, um ihn später auf See auszuwerfen oder an 
einem anderen Ladeplatz an Land zu bringen. 
Das deutsche Konsulat befindet sich in Leon, der Hanptstadt des Landes, 
und sind daher Gebühren an dasselbe nicht zu entrichten. 
An frischem Proviant ist zu haben: Rind- und Schweinefleisch, Hühner, 
Kartoffeln und verschiedene Obstsorten. Die Kartoffeln kosten 4 bis 6 Cents 
und das Fleisch 12 Cents das Pfund. An Dauerproviant waren Erbsen, Bohnen, 
Mehl, Zucker, Kaffee und Reis am Platze. Gesalzenes Rind- und Schweinefleisch 
müssen von San Francisco oder Panama beschafft werden. Der letztgenannte 
Platz ist jedoch nur für den äufsersten Nothfall zu empfehlen, denn die von dort 
ber bezogenen Sachen konımen ungemein hoch im Preise zu stehen. Die eisernen 
Schiffe finden eine gute Gelegenheit, auf einer dem Orte gegenüberliegenden 
Bank den Boden zu reinigen, denn der Hub des Wassers beträgt 3 m (10 Fufs). 
Der Gesundheitszustand in Corinto war während unserer Anwesenheit da- 
selbst, sowohl im Mai als auch im Juli 1890, ein guter, und ernste Erkrankungen 
sind meines Wissens auf den Schiffen in dieser Zeit nicht vorgekommen. Zwar 
litten verschiedene Leute von den Schiffsmannschaften an geschwollenen Händen 
und Fingern, so dafs sie für längere Zeit arbeitsunfähig waren. Die hiesigen 
Aerzte glauben die Ursache dieser Erkrankung in dem zu reichlichen Genufs von 
Bananen suchen zu müssen. Da es hier an Gemüse mangelt, so wird diese Frucht, 
auf verschiedene Weise zubereitet, oft und gern gegessen, besonders aber an Bord 
der auf dem Estero Real befindlichen Schiffe, da dort auch fast gar keine anderen 
Früchte vorhanden sind. Der Hinweis auf den eben erwähnten Umstand dürfte 
daher den Schiffsführern, die nach hier kommen, nicht unwichtig erscheinen. 
Am 22. Mai verließen wir Corinto wieder, um die Reise nach Tampisco 
(Tampesque) am Estero Real anzutreten. Wir segelten des Morgens zwischen 
3 und 4 Uhr mit der Landbriese aus dem Hafen und steuerten dann zunächst dwars 
vom Lande ab. Die um 11 Uhr durchkommende Seebriese war so raum, dafs wir 
längs der Küste wegliegen und, nachdem um 8 Uhr abends die Spitze Coseguina 
passirt war, in den Golf von Fonseca hineinsegeln konnten, Um 10 Uhr abends 
mußte wegen eingetretener Windstille zwischen den Farallones-Inseln und dem 
Festlande auf einer Wassertiefe von 22 m (12 Fad.) geankert werden. Die Wind- 
stille, welche während der Nacht durch ein heftiges Gewitter unterbrochen worden 
war, dauerte bis zum folgenden Mittage, worauf wir mit der um 1 Uhr nach- 
mittags einsetzenden Seebriese den Anker wieder lichten und weiter in die Bai 
hineinsteuern konnten. Als die Spitze Monipenny und die Inseln Farallones in 
eine Linie gebracht waren und der Vulkan Coseguina mw. SSW peilte, ankerten 
wir auf einer Wassertiefe von 20 m (11 Fad.), um einen Theil unseres Ballastes 
über Bord zu werfen. Nachdem wir ungefähr 125 Tonnen von demselben gelöscht 
hatten, wurde am 25. Mai die Reise bei leichter nördlicher Briese fortgesetzt, 
wobei wir uns etwa 2 Sm von der Küste entfernt hielten. Gegenwinde und die 
Ebbe nöthigten uns an diesem und dem folgenden Tage zu wiederholtem Ankern, 
so dafs es erst am Nachmittag des 26. möglich wurde, die Barre vor dem Estero 
Real zu erreichen. Beim Passiren derselben mit Niedrigwasser fanden wir keine 
geringere Tiefe als 5,5 m (3 Fad.). 
Die Fahrt den Estero Real hinauf ging unter recht ungünstigen Ver- 
hältnissen von statten. Der meistens aus einer östlichen Richtung wehende 
Wind gestattete in den vielen Krümmungen des vorwiegend nach Osten gerichteten 
Fahrwassers nur für kurze Strecken das Segeln, und mufste der gröfste 
Theil des Weges mit der Fluth treibend zurückgelegt werden. Erst am 30. Mai 
erreichten wir Tampisco, wo das Schiff mit beiden Ankern und je 45 m (25 Fad.) 
Kette vertäut wurde. Nur vor beiden Ankern liegend ist es möglich, in dem 
schmalen Flusse klar herumzuschwaien. Das Fahrwasser ist von der Mündung 
des Flusses bis hinauf nach "Tampisco, mit Ausnahme zweier Stellen, wo sich 
Untiefen befinden, vollständig rein, und man kann mit dem Schiffe dicht an das mit 
Mangrovebäumen bewachsene Ufer hinangehen, Die eine der erwähnten Untiefen, 
welche in der amerikanischen Karte des Golfs von Fonseca No. 973 verzeichnet 
ist, befindet sich an der linken Seite des Flusses, etwa in der Mitte zwischen 
dem kleinen Nebenflusse Nagascol und dem Orte Playa Grande, die andere liegt
	        
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