Skip to main content

Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 21 (1893)

392 
Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Oktober 1893. 
26. wehte dann ein heftiger Südweststurm von kurzer Dauer, der am folgenden 
Tage, ohne dafs der auf 756 mm (unred.) herabgegangene Luftdruck wieder zu 
steigen begann, seine Richtung nach NW veränderte. 
Am 28, Februar und 1. März krimpte der Wind allmählich zurück nach 
Westen, Süden und SSE, während gleichzeitig der Luftdruck noch mehr abnahm. 
Am 2. März war der Mittagsort 31° 58‘ N-Br und 33° 2‘ W-Lg, als bei einem 
Luftdruck von 748 mm (unred.) ein steifer bis stürmischer Südostwind wehte. 
Am Abend dieses Tages herrschte ein schwerer Sturm aus dieser Richtung bei 
ainer furchtbar hohen See aus SE bis NE. 
Am 3. März war der Schiffsort um Mittag 32° 55’ N-Br und 33° 8 W-Lg, 
ler Wind SEzE 9 bis 10 bei dicker Luft mit Gewitter. Die See war viel höher, 
als man nach dem herrschenden Winde annehmen sollte. Am 4. März in 33° 
26‘ N-Br und 33° 31‘ W-Lg wehte es aus derselben Richtung sehr schwer. Das 
Schiff lag vor dem Grofsuntermarssegel und dem Vorstängestagsegel beigedreht. 
Die fürchterliche See aus SE bis NE drohte alle Gegenstände an Deck zu zer- 
trümmern. Um 1*p schlug eine Sturzsee die vordere Kajütsthür ein und füllte 
die Kajüte mit Wasser. Wir machten jetzt zwei Oelsäcke fertig, füllten dieselben 
mit thrangetränktem Werg und hingen den einen am St. B.-Krahnbalken, den 
anderen mitschiffs über Bord. Der benutzte Thran war von einem Schweinfisch 
(Delphin) gewonnen. Es ließ sich wohl erkennen, dafs der Thran eine beruhigende 
Wirkung auf die Wellen ausübte, allein nicht in dem Mafse, wie ich es nach 
den Berichten über die erzielten Erfolge erwartet hatte. Um 4*p, nachdem wir 
etwa 15 Minuten vorher die Säcke neu gefüllt wieder über Bord gehängt hatten, 
nahm das Schiff eine Sturzsee über, welche an Gewalt alle voraufgegangenen 
übertraf, indem sie das Grofsboot losschlug und die B. B.-Verschanzungen zer- 
trümmerte. Diese See nahm meiner Ansicht nach, nachdem sie sich aufserhalb 
der Thranschicht bereits gebrochen hatte, in derselben wieder an Mächtigkeit zu. 
Aus diesem Grunde und da ich von der Nutzlosigkeit mich überzeugt hatte, lies 
ich die Oelsäcke überholen und das Oelen einstellen. Wir haben dann freilich 
noch mehrere schwere Seen überbekommen, aber keine von der Größe und 
Gewalt der eben erwähnten. 
Bis zum Mittage des 5. März, als das Barometer einen Stand von 751 mm 
(unred.) erreicht hatte, wehte es noch immer von Ost bis ESE mit der Stärke 
9 bis 10, dann nahm der Wind allmählich ab, und das Barometer zeigte am Abend 
756,4 mm (unred.). Am 6. März hatte sich der Wind endlich soweit gemälfsigt, 
dafs wieder Segel gesetzt werden konnten. 
Ich habe über diesen Sturm so ausführlich berichtet, weil es mir bislang 
anbekannt gewesen ist, dafs in dieser Gegend solch schwere Stürme auftreten 
können. Bei keinem der von mir durchgemachten Stürme in höheren Breiten 
des Nordatlantischen Oceans oder beim Kap Horn kam eine solch hohe See 
als bei dem oben beschriebenen Sturm vor. 
Bis zum 9. März, in 37° 34‘ N-Br und 35° 28‘ W-Lg, herrschte unbeständiges 
Wetter mit veränderlichen Winden, dann kam ein steifer Wind aus Süden durch, 
der am 13. nach Westen und am 15. weiter nach NW und Norden holte, und 
mit dem wir am 18. März die Gründe in der Nähe von Kap Clear erreichten. 
Am 23. März wurde die Reise, deren Dauer 78 Tage betrug, in Glasgow beendet. 
Bemerkungen über mexicanische Häfen und über Corinto und 
Estero Real in Nicaragua. 
Von Kapt. G. HÖCKELMANN, Führer der Bark „Saturnus“. 
Auf unserer Reise von Bordeaux nach San Blas gelangten wir am 
12. Februar 1890 unter die Küste von Mexico und peilten um 8 Uhr morgens 
bei mittlerweile eingetretener Windstille Piedra Blanca del Mar NzW'!/,W. Um 
10 Uhr vormittags kam die Seebriese durch: wir setzten unseren Kurs auf San
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.