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Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Oktober 1893.
26. wehte dann ein heftiger Südweststurm von kurzer Dauer, der am folgenden
Tage, ohne dafs der auf 756 mm (unred.) herabgegangene Luftdruck wieder zu
steigen begann, seine Richtung nach NW veränderte.
Am 28, Februar und 1. März krimpte der Wind allmählich zurück nach
Westen, Süden und SSE, während gleichzeitig der Luftdruck noch mehr abnahm.
Am 2. März war der Mittagsort 31° 58‘ N-Br und 33° 2‘ W-Lg, als bei einem
Luftdruck von 748 mm (unred.) ein steifer bis stürmischer Südostwind wehte.
Am Abend dieses Tages herrschte ein schwerer Sturm aus dieser Richtung bei
ainer furchtbar hohen See aus SE bis NE.
Am 3. März war der Schiffsort um Mittag 32° 55’ N-Br und 33° 8 W-Lg,
ler Wind SEzE 9 bis 10 bei dicker Luft mit Gewitter. Die See war viel höher,
als man nach dem herrschenden Winde annehmen sollte. Am 4. März in 33°
26‘ N-Br und 33° 31‘ W-Lg wehte es aus derselben Richtung sehr schwer. Das
Schiff lag vor dem Grofsuntermarssegel und dem Vorstängestagsegel beigedreht.
Die fürchterliche See aus SE bis NE drohte alle Gegenstände an Deck zu zer-
trümmern. Um 1*p schlug eine Sturzsee die vordere Kajütsthür ein und füllte
die Kajüte mit Wasser. Wir machten jetzt zwei Oelsäcke fertig, füllten dieselben
mit thrangetränktem Werg und hingen den einen am St. B.-Krahnbalken, den
anderen mitschiffs über Bord. Der benutzte Thran war von einem Schweinfisch
(Delphin) gewonnen. Es ließ sich wohl erkennen, dafs der Thran eine beruhigende
Wirkung auf die Wellen ausübte, allein nicht in dem Mafse, wie ich es nach
den Berichten über die erzielten Erfolge erwartet hatte. Um 4*p, nachdem wir
etwa 15 Minuten vorher die Säcke neu gefüllt wieder über Bord gehängt hatten,
nahm das Schiff eine Sturzsee über, welche an Gewalt alle voraufgegangenen
übertraf, indem sie das Grofsboot losschlug und die B. B.-Verschanzungen zer-
trümmerte. Diese See nahm meiner Ansicht nach, nachdem sie sich aufserhalb
der Thranschicht bereits gebrochen hatte, in derselben wieder an Mächtigkeit zu.
Aus diesem Grunde und da ich von der Nutzlosigkeit mich überzeugt hatte, lies
ich die Oelsäcke überholen und das Oelen einstellen. Wir haben dann freilich
noch mehrere schwere Seen überbekommen, aber keine von der Größe und
Gewalt der eben erwähnten.
Bis zum Mittage des 5. März, als das Barometer einen Stand von 751 mm
(unred.) erreicht hatte, wehte es noch immer von Ost bis ESE mit der Stärke
9 bis 10, dann nahm der Wind allmählich ab, und das Barometer zeigte am Abend
756,4 mm (unred.). Am 6. März hatte sich der Wind endlich soweit gemälfsigt,
dafs wieder Segel gesetzt werden konnten.
Ich habe über diesen Sturm so ausführlich berichtet, weil es mir bislang
anbekannt gewesen ist, dafs in dieser Gegend solch schwere Stürme auftreten
können. Bei keinem der von mir durchgemachten Stürme in höheren Breiten
des Nordatlantischen Oceans oder beim Kap Horn kam eine solch hohe See
als bei dem oben beschriebenen Sturm vor.
Bis zum 9. März, in 37° 34‘ N-Br und 35° 28‘ W-Lg, herrschte unbeständiges
Wetter mit veränderlichen Winden, dann kam ein steifer Wind aus Süden durch,
der am 13. nach Westen und am 15. weiter nach NW und Norden holte, und
mit dem wir am 18. März die Gründe in der Nähe von Kap Clear erreichten.
Am 23. März wurde die Reise, deren Dauer 78 Tage betrug, in Glasgow beendet.
Bemerkungen über mexicanische Häfen und über Corinto und
Estero Real in Nicaragua.
Von Kapt. G. HÖCKELMANN, Führer der Bark „Saturnus“.
Auf unserer Reise von Bordeaux nach San Blas gelangten wir am
12. Februar 1890 unter die Küste von Mexico und peilten um 8 Uhr morgens
bei mittlerweile eingetretener Windstille Piedra Blanca del Mar NzW'!/,W. Um
10 Uhr vormittags kam die Seebriese durch: wir setzten unseren Kurs auf San