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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 21 (1893)

Aus dem Reisebericht des Kapt. J. Janssen vonder Brigg „Atlantic“, 91 
Von Paranagua ausgehend, mufßs man öfters längere Zeit innerhalb der 
Barre liegen bleiben, denn erstens ist dieselbe nicht immer passirbar, und zweitens 
bleibt zuweilen die Landbriese, ohne welche die Aussegelung nicht geht, mehrere 
Tage hinter einander aus. * | 
Vom La Plata. Am 15. Oktober 1889 verließen wir Paranagua,“ um 
nach Rosario zu segeln, und liefen nach vierzehntägiger Fahrt Buenos Ayres. an: 
Hier nahm ich einen Lootsen, unter dessen Leitung am 5. November unser eigent: 
liches Reiseziel Rosario erreicht wurde. Hier löschten wir unsere angebrachten 
Güter und nahmen dann eine Ladung Mais für Glasgow ein, 
Die englischen Karten vom La Plata sind nur bis zur Barre von .Martin 
Gareia verläfslich; weiter flufsaufwärts (auf dem Parana) sind sie garnicht zu 
gebrauchen. Die ganzen Verhältnisse auf dem La Plata gestalten‘ sich immer 
mehr zum Schlechteren für die Schiffahrt; Besonders nehmen die Unkosten fort: 
während zu. Allein als Lootsgeld hat man jetzt. für ein Schiff von 4,9 m 
(16 Fuß) Tiefgang, von Buenos Ayres nach Rosario, 30 bis 40 Lstrl. zu Zahlen; 
Die Boca del Riochuelo ist immer so mit Schiffen überfüllt, dafs mitunter einige 
derselben tagelang an einer Stelle still liegen‘ müssen, weil sie sich den Durch- 
gang nicht erzwingen können. Ein norwegischer Kapitän meiner Bekanntschaft 
mulste 13 Tage warten, bevor es ihm gelang, mit seinem Schiff aus der Boca 
herauszukommen. Voraussichtlich wird dieser Uebelstand. verringert ' werden, 
wenn erst die neuen‘ Docks fertig sind, an deren Vollendung mit “grofser 
Rührigkeit gearbeitet wird. “ 
Am I5. December 1889 erlebten wir in Rosario ein fürchterliches Hägel- 
wetter mit starkem Gewitter, welches in den Getreidefeldern grofsen Schaden 
anrichtete. Ich befand mich gerade am Lande im Hause des Maklers, als das 
Unwetter losbrach. - Die Luft hatte kurz vorher ein drohendes ‘Aussehen 
angenommen, darauf erfolgte zuerst ein äufßserst heftiger Windstofs und dann 
Regen in dicken Tropfen. Zehn Minuten später mischten sich Hagelkörner unter 
die Regentropfen, und nach weiteren zehn Minuten fielen förmliche Eisstücke 
aus der Luft, unter denen sich solche von 450 g Gewicht befunden haben sollen, 
Die Eisstücke hatten eine abgeplattete runde Form, ihr Rand war dünner und 
sah wie reines Eis aus; nach der Mitte zu wurden sie dicker und nahmen eine 
helle“ milchweifßse Farbe an. Recht in der Mitte befand sich ein ganz, heller, 
wie Glas aussehender Kern. Der Hagel hatte in Rosario allein einen Glasschäden 
von etwa 8000 Doll. angerichtet. Im Parana trieben Rinder, Pferde und‘ Schafe, 
einige bereits todt, andere noch lebend. Meiner Mannschaft gelang es, ein Pferd 
aufzufischen und glücklich lebendig ans Land zu retten. Die Thiere sind wahr- 
scheinlich vor dem Unwetter geflüchtet, dabei dem Ufer zu nahe gekommen und 
in-den Fluß gestürzt. In der Nähe von Rosario sollen ein Mann und ein kleines 
Mädchen vom Hagel erschlagen sein. Als ich später mit: dem Schiffe ‘in 
S. Lorenzo lag und des öfteren mit der Eisenbahn nach Rosario.zu fahren‘ hatte, 
könnte ich die Grenze des Unwetters in. den Weizen- und Maisfeldern genau 
erkennen. Dieselbe lag 4 bis 5 Sm nördlich von Rosario ‚und war so scharf 
gezeichnet, dafs kaum mehr als 100 m Raum zwischen dem grünen unbeschädigten 
und dem vollständig vernichteten Getreide vorhanden war. Wie weit das Wetter 
nach Süden aufgetreten, ist nicht zu meiner Kenntnifs gelangt. * 
Reise vom La Plata nach Glasgow. Erfolgloses Oelen der See 
in einem schweren Sturm. Am 4. Januar 1890 traten wir vom La Plata 
unsere Reise nach Glasgow an. Während der ersten sechs Tage hielt sich der 
Wind zwischen NE und Ost, dann aber holte er südlich und südöstlich, womit 
in 33° S-Br der Südostpassat erreicht war. Derselbe wehte zwischen 20° und 
13° S-Br so .‚stürmisch,- dafs wir mit unserem tief beladenen Schiffe kaum im 
Stande waren, zu segeln. 
Später war die Richtung des Passats sehr schral, was zur Folge hatte, 
dafs wir nur eben östlich von Fernando Noronha passiren konnten. Schon in 
L° 20‘ S-Br und 33° 12‘ W-Lg traten Windstille und eine nordöstliche Mallung 
ein, welche vom 6. bis 12. Februar, bis nach 1° 30‘ N-Br und 36,0° W-Lg an- 
hielten: Einen solchen Aufenthalt hätte ich hier um diese Zeit nicht erwartet. 
Von mäfsigem Nordostpassat geführt, segelten wir dann bis zum 24, Februar 
nach 23° 48 N-Br und 42° 50‘ W-Lg, woselbst der Wind, bei rasch abnehmendem 
Luftdruck; zuerst südöstlich und am folgenden Tage südwestlich holte-: Am
	        
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