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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 21 (1893)

Bemerkungen über Jan Mayen und Spitzbergen. 
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Der Ost-Gletscher hat 3 km Breite; sein Bett erhebt sich in Westsüd- 
westrichtung 25 bis 40 m. Er scheint das Meer mit dem Binnenland-Eis zu ver- 
binden. Seit 1838 hat sich seine Vorderseite beträchtlich verlegt und ist um 
mehr als 2 km zurückgetreten, wodurch der Umrifßs der Bucht, wie er auf dem 
Plane der „Recherche“ gezeichnet wurde, ganz verändert worden ist. 
Man findet jetzt 35 m Tiefen in 500 m Abstand vom Gletscher und 70m, 
Grund schwarzer Schlick, in 1000 m Abstand. 
Der Abhang an der Küste, neben dem Gletscher, ist mit fossilem Eis und 
mit Moränetrümmern bedeckt. Eine kleine, von zwei Spitzen überragte Halb- 
insel ist die letzte Spur der alten Seitenmoräne. Diese Halbinsel wird durch 
kleine vorgelagerte Sandgründe mit 1 bis 2 m Tiefe etwa 300 m nordwärts 
verlängert, 
Der Observatorium-Berg, früher Slaadberg genannt, ist ein auffälliger 
Kegel, der‘ in zwei steile, dicht nebeneinander stehende Spitzen endet. HEr ist 
564 m hoch und kann von seinem Südwestabhang aus bestiegen werden. Die 
Beobachter von der „Recherche“ hatten auf ihm eine meteorologische Station 
errichtet. Die Insel im Innern der Bucht hat 37 m Höhe. Sie ist von kleinen 
Bänken umgeben, die mit den Bänken vor der Moränenhalbinsel verbunden sind 
und die in ihrem westlichen Theile zur Springtide trocken fallen. Auch für 
Boote ist südwärts von der Insel die Wassertiefe zu gering. Die Insel ist von 
sehr vielen Vögeln, besonders von Eidergänsen, bewohnt. 
Ankerplatz. Man findet einen guten Ankerplatz mit 28 m Tiefe, Grund 
schwarzer Schlick, der den Anker sehr gut hält, in den folgenden rw. Peilungen: 
Observatorium-Berg in S 28° 0; Gipfel der Insel in S 47° W. Dieser Punkt 
liegt etwa 400 m von den kleinen Bänken. Etwa !/2 Kabllg. weiter hinaus, 
d. h. westwärts, findet man 38 bis 41 m Tiefen. Der Ankerplatz in der Recherche- 
Bucht ist gegen alle Winde gut geschützt. Die Nordwestwinde können etwas 
Seegang in die Bucht hinein bringen. Schwimmende HEisstücke, die von den 
Gletschern abstammen, umgeben in Menge das Schiff, ohne aber dabei während 
des Sommers unangenehm zu werden. 
Magnetisches Observatorium. Der Ort, wo in den Jahren 1838 und 
1892 magnetische Beobachtungen gemacht wurden, ist ein kleiner, mit Kräutern 
bewachsener Hügel, worauf man noch die Spuren einer alten russischen Wohn- 
stätte. findet. Seine, von der „Recherche“ bestimmte geographische Lage ist: 
77° 30‘ N-Br; 14° 34' O-Lg v. Gr. Die Mifsweisung betrug für 1892: 12° West; 
ihre jährliche Abnahme ist 15‘. “ 
Gezeiten. Die Gezeiten sind in der Recherche-Bucht ziemlich regel- 
mäfsig. Die Hafenzeit beträgt ungefähr 1* 6”; der Fluthwechsel erreicht zur 
Springzeit die Größe von 2,16 m. 
Die Küste zwischen dem magnetischen Observatorium und dem Glacier 
des Renards oder West-Gietscher bildet einen kleinen, sehr steilen Sandstrand. 
Man findet 30 m Tiefen im Abstande von 50 m von der Küste. 
Glacier des Renards oder West-Gletscher hat etwa 2'/2 km Breite. 
Seine Aufsenkante, von Süd nach Nord gerichtet, zeigt im südlichen Theile eine 
starke Einbuchtung, an deren Ende die hervorspringende Spitze der Seitenmoräne 
liegt. Diese Spitze ist sehr hoch und hat die Form eines aufgeschütteten Kegels 
von 50 bis 60 m Höhe. Der Gletscher kann bequem bestiegen werden. In der 
Nähe des Meeres ist seine Oberfläche abgeplattet und nur schwach gewölbt. Der 
Gletscher ist nicht sehr lang und wird, wie es scheint, von Bergen begrenzt, 
die an der Küste liegen und etwa 600 bis 700 m hoch sind. 
Pointe des Renards ist niedrig und springt nur wenig hervor; diese 
Spitze liegt nordwärts von einem Flusse, der aus einem kleinen Gletscher, Scot 
genannt, entspringt, Der Scot-Gletscher ist wahrscheinlich nur ein Zweig des 
West-Gletschers. 
Gesteinslagerung. Nordwärts von der eben genannten Spitze liegt in 
einer flachen Bucht, ganz nahe am Strande, ein schwärzlicher Abhang, der 
bemerkenswerthe Abdrücke von fossilen Pflanzen enthält. Man gelangt mit dem 
Boot dorthin, wenn man der Küste bis auf 2 Sm vom West-Gletscher folgt. 
Banc de la Sentinelle. .Vom Bel Sound nach dem KEis-Fjord hin sind 
die Küstengebirge von Untiefen eingefafst, denen man sich nicht nähern darf.
	        
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