Bemerkungen über Jan Mayen und Spitzbergen.
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Der Ost-Gletscher hat 3 km Breite; sein Bett erhebt sich in Westsüd-
westrichtung 25 bis 40 m. Er scheint das Meer mit dem Binnenland-Eis zu ver-
binden. Seit 1838 hat sich seine Vorderseite beträchtlich verlegt und ist um
mehr als 2 km zurückgetreten, wodurch der Umrifßs der Bucht, wie er auf dem
Plane der „Recherche“ gezeichnet wurde, ganz verändert worden ist.
Man findet jetzt 35 m Tiefen in 500 m Abstand vom Gletscher und 70m,
Grund schwarzer Schlick, in 1000 m Abstand.
Der Abhang an der Küste, neben dem Gletscher, ist mit fossilem Eis und
mit Moränetrümmern bedeckt. Eine kleine, von zwei Spitzen überragte Halb-
insel ist die letzte Spur der alten Seitenmoräne. Diese Halbinsel wird durch
kleine vorgelagerte Sandgründe mit 1 bis 2 m Tiefe etwa 300 m nordwärts
verlängert,
Der Observatorium-Berg, früher Slaadberg genannt, ist ein auffälliger
Kegel, der‘ in zwei steile, dicht nebeneinander stehende Spitzen endet. HEr ist
564 m hoch und kann von seinem Südwestabhang aus bestiegen werden. Die
Beobachter von der „Recherche“ hatten auf ihm eine meteorologische Station
errichtet. Die Insel im Innern der Bucht hat 37 m Höhe. Sie ist von kleinen
Bänken umgeben, die mit den Bänken vor der Moränenhalbinsel verbunden sind
und die in ihrem westlichen Theile zur Springtide trocken fallen. Auch für
Boote ist südwärts von der Insel die Wassertiefe zu gering. Die Insel ist von
sehr vielen Vögeln, besonders von Eidergänsen, bewohnt.
Ankerplatz. Man findet einen guten Ankerplatz mit 28 m Tiefe, Grund
schwarzer Schlick, der den Anker sehr gut hält, in den folgenden rw. Peilungen:
Observatorium-Berg in S 28° 0; Gipfel der Insel in S 47° W. Dieser Punkt
liegt etwa 400 m von den kleinen Bänken. Etwa !/2 Kabllg. weiter hinaus,
d. h. westwärts, findet man 38 bis 41 m Tiefen. Der Ankerplatz in der Recherche-
Bucht ist gegen alle Winde gut geschützt. Die Nordwestwinde können etwas
Seegang in die Bucht hinein bringen. Schwimmende HEisstücke, die von den
Gletschern abstammen, umgeben in Menge das Schiff, ohne aber dabei während
des Sommers unangenehm zu werden.
Magnetisches Observatorium. Der Ort, wo in den Jahren 1838 und
1892 magnetische Beobachtungen gemacht wurden, ist ein kleiner, mit Kräutern
bewachsener Hügel, worauf man noch die Spuren einer alten russischen Wohn-
stätte. findet. Seine, von der „Recherche“ bestimmte geographische Lage ist:
77° 30‘ N-Br; 14° 34' O-Lg v. Gr. Die Mifsweisung betrug für 1892: 12° West;
ihre jährliche Abnahme ist 15‘. “
Gezeiten. Die Gezeiten sind in der Recherche-Bucht ziemlich regel-
mäfsig. Die Hafenzeit beträgt ungefähr 1* 6”; der Fluthwechsel erreicht zur
Springzeit die Größe von 2,16 m.
Die Küste zwischen dem magnetischen Observatorium und dem Glacier
des Renards oder West-Gietscher bildet einen kleinen, sehr steilen Sandstrand.
Man findet 30 m Tiefen im Abstande von 50 m von der Küste.
Glacier des Renards oder West-Gletscher hat etwa 2'/2 km Breite.
Seine Aufsenkante, von Süd nach Nord gerichtet, zeigt im südlichen Theile eine
starke Einbuchtung, an deren Ende die hervorspringende Spitze der Seitenmoräne
liegt. Diese Spitze ist sehr hoch und hat die Form eines aufgeschütteten Kegels
von 50 bis 60 m Höhe. Der Gletscher kann bequem bestiegen werden. In der
Nähe des Meeres ist seine Oberfläche abgeplattet und nur schwach gewölbt. Der
Gletscher ist nicht sehr lang und wird, wie es scheint, von Bergen begrenzt,
die an der Küste liegen und etwa 600 bis 700 m hoch sind.
Pointe des Renards ist niedrig und springt nur wenig hervor; diese
Spitze liegt nordwärts von einem Flusse, der aus einem kleinen Gletscher, Scot
genannt, entspringt, Der Scot-Gletscher ist wahrscheinlich nur ein Zweig des
West-Gletschers.
Gesteinslagerung. Nordwärts von der eben genannten Spitze liegt in
einer flachen Bucht, ganz nahe am Strande, ein schwärzlicher Abhang, der
bemerkenswerthe Abdrücke von fossilen Pflanzen enthält. Man gelangt mit dem
Boot dorthin, wenn man der Küste bis auf 2 Sm vom West-Gletscher folgt.
Banc de la Sentinelle. .Vom Bel Sound nach dem KEis-Fjord hin sind
die Küstengebirge von Untiefen eingefafst, denen man sich nicht nähern darf.