Bemerkungen über Jan Mayen und Spitzbergen.
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von einem Jahre. 1892, also nach 10 Jahren, waren diese Lebensmittel noch in
gutem Zustande. Die“ Kohlen liegen zu Fülsen. der Häuser, im Süden; der
Vorrath beträgt etwa 20 Tonnen.
Die Insel Jan Mayen bietet selbst sehr wenige Hülfsmittel. Sie wird von
einigen Polarfüchsen und verschiedenen Vogelarten, besonders von Möven,
Taucherenten, Sturmvögeln bewohnt; die Enten sind efsbar. Bären besuchen die
Insel im Winter.
Im Winter herrschen Orkane und Schneestürme vor. Die Südsüdostwinde
sind warm und bringen sogar mitten im Winter etwas über 0° Wärme hervor.
Die stärkste beobachtete Kälte war — 32°. Der März ist der kälteste Monat,
im Mittel waren — 10,3°. Die mittlere Juliwärme beträgt + 3.5° (nach den
österreichischen Beobachtungen von 1882 bis 1883).
Die Polarnacht dauert etwa 2!/a Monate auf Jan Mayen; vom 17. November
bis zum 25. Januar bleibt die Sonne unter der Kimm.
Treibholz. Der Strand der Mary Muss-Bucht ist mit grofsen Mengen
trockenen Holzes bedeckt, das von den Strömungen angetrieben worden ist.
Man findet darunter sibirische Baumstämme jeder Gröfse und auch Strandgut
und Geräthe norwegischer Fischer. Durch den Seegang und durch das Eis wird
das Treibholz weit ins Innere geworfen. Nach dem Abstand jener Hölzer vom
Ufer kann man ungefähr die Zeit schätzen, wann sie strandeten. Die Anhäufung
des Treibholzes auf Jan Mayen rührt besonders daher, dafs die Küsten der ein-
samen Insel nie von Fischern besucht werden.
Gezeiten. Ihr Verlauf ist während eines Jahres in der Mary Muss-Bucht
von den österreichischen Beobachtern verfolgt worden, so lange der Zustand des
Eises es zuließ. Die Gezeiten sind sehr regelmäfßsig und ähnlich denen an der
grönländischen Westküste. Die Hafenzeit beträgt 11 21”, und der mittlere
Fluthwechsel 0,90 m.
Die Nordlagune. Die Nordlagune, auch Nordwestlagune genannt, ist
ein Becken von 1720 m Länge bei 950 m Breite; sie liegt in NO vom Vogel-
berg, etwa 700 m von der österreichischen Station entfernt. Ihre gröfßfste Tiefe
ist 36 m. Der natürliche Deich, der zwischen dem Meere und der Lagune liegt,
hat eine mittlere Höhe von 5m; er ist 200m breit und 1042 m lang. Das
Wasser der Lagune ist ganz frisch (frei von Salz) und trinkbar. Bis an ihr
inneres Ufer hinan findet man Treibholz.
Das Pola-Riff ist eine freiliegende Klippe von 10m Höhe über dem
Wasserspiegel; es liegt etwa 1 Kabllg. vom Strande ab.
Der Brielle-Thurm, von den ersten Besuchern der Insel, den hollän-
dischen Seefahrern, so genannt, ist ein senkrechter Felsen von 94 m Höhe, der
einem Thurm ähnlich sieht. Er bildet ein bemerkenswerthes Vorgebirge, das die
Mary Muss-Bucht von der englischen Bucht trennt, und liegt etwa 1 Sm westwärts
vom Neumayerberg.
Die Südküste von Jan Mayen ist nicht so frei von Gefahren wie die
Nordostküste. Man mufs in gutem Abstand von den „sieben Klippen“, einer
abgesondert liegenden Klippengruppe, die sich fast 1 Sm beim Südwestkap Yor-
strecken und durch Brandung bezeichnet werden, bleiben. Die Küste, die sich
vom Südkap bis zum Kap Wien erstreckt, fällt steil ab. Die sehr zahlreichen
und dicht nebeneinander liegenden Krater zeigen ihre Trichter fast alle nach
See zu offen, so dafs man von Bord aus das Innere der Krater sehen kann.
Untiefen. 5Sm in SO vom Südkap ab hat Scoresby eine Untiefe an-
gegeben, die aber 1882 von der „Pola“ vergebens gesucht worden ist.
Das Leuchthurm-Riff ist eine einzelne Klippe von 60m Höhe; es
liegt !/a Sm vom Lande in SzW vom Kap Wien. Das Riff hat die Form eines
Thürmcehens, dessen Grundfläche größer als die Krone ist.
Die Lootenbootklippe ist eine Klippe in 1 Sm Abstand vom Strande,
im südlichen Theile der Bois flotte-Bucht, Sie ist 8 m hoch und sieht von
Weitem wie ein Lootsenboot ohne Segel aus.
Bois flotte-Bucht liegt südwärts von der mittleren Landenge, Bei
einer Oeffnung von 8 Sm vom Kap Traill bis zur Eier-Insel buchtet sie mindestens
1 Sm ein. Fast in gerader Linie zwischen beiden Spitzen streckt sich ein Sand-
strand aus, auf dem man nur wenig Treibholz (Bois flotte) sehen kann, Auf
dem Strand erhebt sich eine Düne von 6 bis 8 m Höhe, die den äufseren Rand