362 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, September 1893.
geringen Preis direkt an der Landungsbrücke bekommen. Für die Zukunft ist
die Beschaffung eines Wasserbootes in Aussicht genommen, welches das Trink-
wasser den Schiffen längsseits bringen wird. Die Boje auf dem Blossom Rock
fand ich nicht an ihrem Platz, erfuhr aber vom Lootsen, daß dieselbe zwecks
einer Reparatur sich am Lande befände und in nächster Zeit wieder ausgelegt
werden würde. Ferner theilte der Lootse, der die Aufsicht über diese Boje hat,
mir mit, dafs auf Blossom Rock 5,5 m (3 Fad.) Wasser stehen.
In Mazatlan trafen wir die deutsche Bark „Humboldt“, Kapt. Meyer,
welche hier einen Theil ihrer Ladung zu löschen hatte und mit dem Rest nach
Santa Rosalia bestimmt war. Von letzterem Platz hatte das Schiff nach Altata
zu versegeln, um dort eine Ladung Holz und Silbererz einzunehmen. „Humboldt“
wird wahrscheinlich in Altata ungünstige Verhältnisse antreffen. Von dem
Kapitän des Dampfers „Altata“ erfuhr ich, dafs der Hafenmeister von Altata
es nicht erlaubt, dafs in der gegenwärtigen Jahreszeit — Juli, August — ein
Schiff mit einem Tiefgange von über 4 m (13 Fuß) den Versuch anstellt, über
die Barre zu segeln. Da nun „Humboldt“ beladen einen Tiefgang von 14 Fuß
hat, so wird er einen beträchtlichen Theil seiner Ladung auf der Aufsenrhede
einzunehmen haben, woselbst infolge des jetzt oft stürmischen Wetters gewiß
gine unruhige See vorhanden sein wird. Auch soll der Dampfer „Altata“ seine
regelmäfsigen Fahrten zwischen Mazatlan, Altata und Topolobampo während der
schlechten Jahreszeit einstellen, so dafs derselbe nicht am Platze sein wird, um
nöthigenfalls „Humboldt“ über die Barre zu schleppen. Kapt. Meyer, der
ebenfalls ein meteorologisches Journal führt, wird hoffentlich über seine Erleb-
nisse in Altata Bericht erstatten. !)
Falmouth auf Jamaica, Westindien.
Von Kapt. C. v. d. HEYDEN, Führer des Schiffes „Albert Reimann“.
Der Hafen von Falmouth, an der Nordküste von Jamaica, ist zwar nach
der See völlig offen, aber durch die vorliegenden Riffe, an denen sich die See
hricht, geschützt.
Die Einsegelung in denselben, die stets nur mit der Seebriese ausführbar
ist, kann ohne einen Lootsen nicht geschehen, da das äußerst gekrümmte Fahr-
wasser über die Barre sehr schmal und nur 4,9 bis 5,2 m — 16 bis 17 Fußs —
tief ist. Dem Ruder mufßs daher die gröfste Aufmerksamkeit geschenkt werden,
Der innere Hafen, d. h. derjenige Platz, auf dem Seeschiffe liegen können, hat
nur einen sehr beschränkten Raum; die größte Wassertiefe von 5,5 bis 6,7 m — 3 bis
3‘, Fad. — befindet sich eben innerhalb der Ostkante der Barre. Die Schiffe
müssen in Nordost — Südwestrichtung vorn mit dem Buganker und 15 Fad.
Kette, hinten mit einem Strom- oder Täuanker und 15 bis 20 Fad. Kette ver-
täut werden; KErsterer liegt dann unmittelbar an der Innenseite des Riffes auf
einer Wassertiefe von 4,6 bis 4,9 m — 15 bis 16 Fuß —, Letzterer auf einer
solchen von 4,3 bis 4,6 m — 14 bis 15 Fuß. Für ein Herumschwaien genügen
die Wassertiefen auf dem dazu erforderlichen Raum nicht. In der orkanfreien
Jahreszeit reicht jedoch für die hintere Befestigung ein Wurfanker mit Trosse
aus. Der übrige Theil der Bai bis dwars ab von der Stadt, welche am westlichen
Ufer derselben belegen ist, hat Tiefen von nur 1,5 bis 3 m — 5 bis 10 Fuß. —
In früheren Jahren sind die Tiefen überall gröfser gewesen, aber mit der Zeit
durch die Sinkstoffe, die der in die Bai mündende Flufs dieser zuführt, immer
geringer geworden, weil nichts geschieht, um die Ablagerungen durch Baggern
zu entfernen. Aber auch aus einem anderen Grunde wird die Zeit nicht mehr
fern sein, dafs keine Seygelschiffe mehr in diesem Hafen beladen werden, denn
') „Humboldt“ ist auf der Reise von Altata nach Europa im Nordatlantischen Ocean ge-
sunken und das meteorologische Journal verloren gegangen; es liegt daher kein Bericht von Kapt.
Meyer über die in Altata angetroffenen Verhältnisse vor.