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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 21 (1893)

Aus dem Reisebericht des Kapt. J. 6. Nichelson, Bark „Theodore“, 
herumholende, zuletzt von Nebel begleitete Wind einen guten Fortgang, worauf 
bis zum Mittage des 5. August, als sich das Schiff auf 40° 44‘ S-Br und 
56° 15’ W-Lg befand, wieder Aufenthalt durch einen südwestlichen Sturm ent- 
stand. Vom 6. bis zum 9. wehte ein lebhafter NW-Wind, der :abflauend süd- 
westlich holte und bis zum 11. August so verblieb. Auf eine kurze Windstille 
folgten wieder Winde aus dem westlichen Halbkreise, die schwankend zwischen 
SW und NW bald steif bis stürmisch, bald mäfsig auftraten und „Theodore“ am 
14. August in Sicht von Staaten-Land und um 4 Uhr nachmittags an diesem 
Tage in einem Abstande von 5 Sm um das Kap St. John führten. 
Während der folgenden Nacht herrschte Hagel- und Schneesturm aus SW, 
doch am Morgen des 15. August wurde es bei klarem Wetter still. Um Mittag 
kam ein frischer NW-Wind durch, der in der Folgezeit bald stärker, bald 
schwächer war, keine See hervorrief und das Schiff am 22. August nach 
59° 6’ S-Br und 77° 10‘ W-Lg geleitete. Mit Winden, die sich zwischen NW 
and Süd veränderten und vorwiegend steif, zeitweilig aber auch stürmisch waren, 
gelangte „Theodore“ am 30. August in 80° 15’ W-Lg über den Parallel von 
50° S-Br; es waren somit 19 Tage verflossen, seitdem wir denselben Parallel im 
Südatlantischen Ocean in 63° 45‘ W-Lg gekreuzt. hatten. 
Stürmische 'nordwestliche Winde mit Nebel und Regen waren bis zum 
9. September, in Sicht der Insel Mas-a-fuera vorherrschend. Endlich am 11. Sep- 
tember, in 30° 8 S-Br und 82° 49‘ W-Lg, drehte der Wind durch Süd und 
bildete sich zum Südost-Passat aus. Letzterer war durchschnittlich nur von 
sehr mäfsiger Stärke, des öfteren flau, weshalb erst am 27. September der 
Aequator in 105° 12‘ W-Lg geschnitten werden konnte. Die Reisedauer von 
50° S-Br bis hierher betrug demnach 28 Tage. 
Der Südost-Passat erstreckte sein Gebiet in 107° W-Lg bis nach 3° N-Br, 
woselbst er am 29, September langsam durch Süd auf SW holte, um dann .aus 
dieser Richtung bis zum 3. Oktober, in etwa 9,5° N-Br und 108° W-Lg, bei 
klarem Wetter als Monsun zu wehen. Dann wurde der Wind zuerst steif und 
böig, und nach einigen heftigen Regenschauern von kurzer Dauer flau, worauf 
in 14° 30 N-Br und 108° 25‘ W-Lg am 5. Oktober eine ganz leichte nordwest- 
liche Briese durchkam. Von hier ab verzögerten leichte nordwestliche :bis nord- 
östliche Winde die Reise dermafsen, dafs „Thenodore“ erst am 21. Oktober, nach 
143 Tagen Reise ab Lizard und 24 Tagen seit dem Passiren der Linie, in Sicht 
von Kap St. Lucas lief, 
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Mazatlan. 
Mazatlan, das Reiseziel der „Theodore“, an der Westküste von Mexiko 
auf 23° 12‘ N-Br und 106° 22‘ W-Lg gelegen, ist eine Stadt von vielleicht 
20000 Einwohnern und hat einen ziemlich ausgedehnten Handel mit dem In- und 
Auslande. Dessen ungeachtet ist bis jetzt noch keine Eisenbahnverbindung mit 
dem Innern des Landes hergestellt, wie man sagt, weil die hiesigen Kaufleute 
einen dahinzielenden Plan verhindert haben, Den Postverkehr Mazatlans, sowohl 
nach Süden als nach Norden, vermitteln amerikanische Dampfer, während trans- 
atlantische Güter fast ausschliefslich durch deutsche Segelschiffe angebracht 
werden, da der Handel hier, wie an den übrigen Plätzen Mexikos, sich zum 
größten Theil in den Händen von Deutschen befindet, wenngleich diesen seit 
einigen Jahren von Franzosen eine starke Konkurrenz gemacht wird. 
‚Die Stadt ist auf einer steinigen und daher trockenen Landzunge erbaut 
und hat aus diesem Grunde im Vergleich mit den andern Hafenplätzen dieser 
Küste ein gesundes Klima. Provisionen sind ziemlich theuer; es kosten: frisches 
Fleisch 10 bis 15 Cents das halbe Kilo, Mehl 6 bis 8 Doll. und Kartoffeln (im 
Monat Dezember) 5 Doll. das Quintal. Auch Gemüse und Grünwaaren sind 
theuer; für einen Kopf Weilskohl hat man beispielsweise einen halben Dollar = 
1,50 Mk. zu zahlen. Das Trinkwasser, welches früher schlecht und schwer zu 
erlangen war, erhalten die Schiffe jetzt von der neuen städtischen Wasserleitung. 
Dasselbe ist schön und klar und kostet frei längsseits des Schiffes 2 Doll. für 
100 Gallonen: holt man es sich selber, so wird der Preis ein bedeutend geringerer, 
Der Arbeitslohn beträgt 2 Doll. den Tag.
	        
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