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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 21 (1893)

358 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, September 1893. 
allen Dingen feste Liegetage für das Löschen bedingen. In derselben Jahreszeit 
findet auch die Hauptverschiffung des Kaffees statt, weshalb ebenfalls viele 
Dampfer alsdann hier einlaufen, gegen welche die Segelschiffe hinsichtlich ihrer 
Entlöschung zurückstehen müssen. Auch diese Ungerechtigkeit rechnet man mit 
zur „Costumbre del puerto“. 
Während unserer Anwesenheit ist es vorgekommen, dass im Verlauf einer 
ganzen Woche nur an einem einzigen Tage die Segelschiffe löschen konnten, 
irotzdem sechs bis sieben derselben schon wochenlang auf ihre Entlöschung 
gewartet hatten. 
Den Ballast nahm „Dona Evelina‘“ bei Buquerones, südlich der Insel Cedro, 
woselbst man auf einer Wassertiefe von 7 bis 9m (4 bis 5 Fad.) ganz nahe am 
Lande vor Anker liegt. Das Wasser ist hier bedeutend ruhiger als auf der 
Rhede von Puntarenas, so dafs es möglich ist, mit drei Kanoes täglich 45 bis 
50 Tonnen Steinballast längseits zu bringen. Die beiden in Puntarenas ansässigen 
Lootsen bringen die Schiffe nach den Ballastplätzen, wo sie auch das Anbord- 
bringen des Ballastes besorgen. Für die erste Dienstleistung fordern die Lootsen 
8 Costarica-Dollars, doch kann man sich von dieser Auslage leicht frei halten, 
so lange andere Leute in den Mitbewerb eintreten. Der Ballast kostet im Schiffe 
die Tonne 1 Costarica-Dollar. 
Die beiden Lootsen sind sowohl mit den Ladeplätzen an der pacifischen 
Küste von Costarica als auch mit denjenigen am Golf von Nicoya bekannt und 
lootsen Schiffe dorthin. Das Lootsengeld nach den ersteren beträgt 36 bis 40, 
nach den letzteren 16 bis 18 Costarica-Dollars. Bei einem der Rhede von Punta- 
renas zusteuernden Schiffe gehen die Lootsen indefs nicht an Bord, auch dann 
nicht, wenn ein solches Schiff die Lootsenflagge zeigt, da Lootsenhülfe hier 
vollständig überflüssig ist. 
Sämmtliche Schiffe, welche an der Küste oder im Golf von Nicoya eine 
Ladung einzunehmen haben, müssen in Puntarenas einklariren und später, wenn 
sie fertig sind, nach diesem Hafen zum Ausklariren zurückkehren. Die Monate 
Dezember bis Mai eignen sich zum Laden an der Küste von Costarica am besten, 
wenngleich auch dann die Häfen aufserhalb des Golfs nicht zu den bequemsten 
Ladeplätzen gerechnet werden können. Als gute Ladeplätze sind die Inseln 
Chira und Venado, beide im Golf von Nicoya, zu bezeichnen. 
Schiffe, welche von Puntarenas den Golf von Nicoya aufwärts bestimmt 
sind, segeln — meistens unter Führung eines Lootsen — zuerst südsüdöstlich, 
bis die Insel Pan de Azucar etwa West peilt, um die nahezu im Süden von dem 
erstgenannten Platze liegenden Untiefen zu vermeiden. Zwar ist auch zwischen 
diesen Untiefen ein Fahrwasser vorhanden, welches direkt auf die Nordspitze 
der Insel San Lucas zuführt, und dessen Benutzung unter Umständen sowohl für 
lie Hinfahrt nach Chira und Venado als auch für die Rückfahrt von dort viel 
Zeit ersparen würde. Aber die Lootsen scheinen mit diesem Fahrwasser nicht 
genügend bekannt zu sein, ein Umstand, der sich indessen durch die Auslegung 
einer Boje an geeigneter Stelle beseitigen liefse. Bei einer Bootfahrt von Punta- 
renas nach der Nordspitze der Insel San Lucas fand ich bei fortwährendem Lothen 
als die geringste Wassertiefe in demselben 7,3 m (4 Fad.) an einer Stelle, von 
der aus das Ende der Landungsbrücke von Puntarenas NO’ 40 peilt. 
Gutes Trinkwasser erhält man aus dem Flusse Baranca, etwa 5 Sm ostwärts 
von Puntarenas. Zu Zeiten, in denen nicht viele Schiffe anwesend sind, kann 
ier Wasserbedarf einer Leitung auf der Landungsbrücke entnommen werden. 
Am 5. April 1890 verliels „Dona Evelina“ die Rhede von Puntarenas, 
am nach dem mexikanischen Hafen Altata zu versegeln. Windstillen und nord- 
westliche Winde verzögerten die Fahrt dahin in hohem Grade. 
Ueber die Ansegelung von Altata ist Folgendes zu bemerken: Schiffe, 
welche von Süden kommen, sollten sich, wenn es die Umstände erlauben, zeitig 
der Küste nähern, weil diese niedrig und schlecht auszumachen ist, während die 
Berge im Innern des Landes oftmals wegen dunstiger Luft schwer zu erkennen 
sind. Die Wassertiefe nimmt mit der Annäherung an die Küste regelmälsig ab. 
Wenn man sich auf 18 bis 22 m (10 bis 12 Fad.) hält, wird man am Tage früh 
genug die Brandung auf den Untiefen vor der Mündung des Flusses Culiacan 
and bei aufmerksamer Beobachtung hinter einer schmalen Landzunge ein Gebäude 
mit rothem Dach, das Stationsgebäude der Eisenbahngesellschaft in Altata, ent-
	        
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