Bemerkungen über Delagoa-Bai, Süd-Afrika, und Port Augusta, Süd-Australien, 357
der Nähe von Commissary Point, während es vor Anker lag und herumschwaite,
an den Grund, Erst nachdem wir drei Tage festgesessen, einen Theil des Ballastes
gelöscht und letzteren im Schiffe nach vorn getrimmt hatten, wurden wir wieder
flott. Der Wind war gleichzeitig günstig, was im Winter nicht sehr häufig .der
Fall ist, und wir konnten daher ganz hinauf segeln,
Mit der Desertion der Mannschaft war es in Port Augusta wie in den
meisten Häfen Australiens; nur kommt hier noch der Uebelstand hinzu, dafs man
keine Leute wieder bekommen kann, sondern solche von Port Adelaide holen
muß, Da auch am letztgenannten Platz Mangel an Leuten war, so sahen wir
ans genöthigt, eine Monatsgage von 6 Lstrl. zu: zahlen. Unser Schiff wurde, um
einen Ersatz für die entwichenen Leute zu beschaffen, vier Tage in Port Augusta
aufgehalten. Die englischen Schiffe „Sussex“ und „Osman Pascha“, welche
beladen waren und denen fast die ganze Mannschaft fehlte, warteten bei unserer
Abreise noch auf Leute von Port Adelaide.‘
Alles zusammengerechnet, ist Port Augusta ein ziemlich theurer Platz,
nur Fleisch ist billig und zum Preise von 3 d. das Pfund zu kaufen. Ein. gutes
Aospital gewährt Seeleuten gegen Zahlung von täglich 3 sh. Aufnahme. Das
Klima war im Ganzen angenehm, doch soll es im Sommer manchmal sehr
heifs sein. ;
Am 4. August 1890 verliefsen wir mit Order nach Falmouth Port Augusta
and passirten am folgenden Nachmittag Kap Borda.
Bemerkungen über den Golf von Nicoya (Centralamerika)
und über Plätze am Golf von Kalifornien.
Von Kapt. G. TOOREN, Führer des Schiffes „Dona Evelina“.. Januar bis Juli 1890.
Ueber die Einsegelung in die Bai von Nicoya, welche überhaupt mit
Schwierigkeiten nicht verknüpft ist, läfst sich wenig mehr berichten, als die
gewöhnlichen Segelhandbücher darüber enthalten. Es ist jedenfalls das
Richtigste, die östliche Seite der Bai zu halten, wo die Wassertiefe allmählich
abnimmt, man am ehesten auf Lothgrund kommt, den Fall Rock vermeidet und
bei Gegenwind oder Windstille zuerst Gelegenheit zum Ankern findet.
Wie mir vom Hafenmeister in Puntarenas mitgetheilt wurde, besteht die
Absicht, auf den Negritos einen Feuerthurm zu bauen, doch dürften wohl
mehrere Jahre darüber vergehen, bevor dieser Plan zur Ausführung gelangt.
Das Feuer von Puntarenas brennt jetzt zwar regelmäfsig, doch hat dasselbe eine
so geringe Lichtstärke, dass es kaum vou den Ankerlaternen der auf der Rhede
liegenden Schiffe und den Strafsenlaternen zu unterscheiden ist.
Mit der Entlöschung der Ladung geht es in Puntarenas während der
trockenen Jahreszeit (Winter) nur langsam, denn alle Kaufleute suchen ihre
Waaren in dieser Zeit zu bekommen, weil alsdann die Wege nach dem Innern
des Landes am besten sind und daher der Transport der Güter dorthin sich am
billigsten stellt, aber die vorhandenen Löschvorrichtungen können von den
vielen anwesenden Schiffen gleichzeitig nur drei bedienen, und dies hat zur
Folge, dafs manches Schiff lange zu warten hat, bevor der Turnus zum Löschen
an dasselbe herantritt. Eine Schadloshaltung für diesen Zeitverlust, wenn dieselbe
nicht ausdrücklich in der Charterpartie festgesetzt ist, giebt es nicht. Solche
Zustände bezeichnet man einfach mit dem Ausdruck „Costumbre del puerto“
(Hafenusance). „Doia Evelina“ hatte sechs Wochen zu liegen, bevor sie mit
dem Löschen beginnen konnte; mehreren anderen Schiffen erging es noch schlimmer,
Schiffe, welche eine Fracht nach Puntarenas abschließen wollen, mit der Aussicht,
diesen Hafen in: den Monaten Dezember bis Mai zu erreichen, sollten sich vor
‘) In allerletzter Zeit haben sich die Verhältnisse in Australien vollständig geändert, und
die Leute sind jetzt manchmal froh, wenn sie allein für die Beköstignng Beschäftigung erhalten,