Bemerkungen über Delagoa-Bai, Süd-Afrika, und Port Augusta, Süd-Australien. 355
ändertem Winde weiter segeln, bis wir um 6 Uhr abends einen Ankerplatz mit
11m (6 Fad.) Tiefe bei Niedrigwasser erreichten, von dem aus die Bake auf
der Insel Shefina mw. NNW'/AW peilte.
Am nächsten Morgen fuhr ich mit dem Boot an das Land, um einen
Lootsen zu holen, konnte aber keinen bekommen. Es war uns auch nicht
möglich, die Barre zu kreuzen, denn zur Zeit des Hochwassers am Abend war
es bereits dunkel, und zur selben Zeit am Morgen war entweder gar kein Wind
oder nur eine leichte Landbriese vorhanden.
Am 27. Januar fiel das Barometer fortwährend bei steifem Nordostwinde,
und der Himmel war vollständig mit Cirren bedeckt. Um 8 Uhr morgens den
28. Januar betrug der Luftdruck ungefähr 757 mm. (unred.), und gegen Mittag
kamen dicke Gewitterwolken mit Blitz und Donner im SW auf. Von 2 Uhr
nachmittags an war es für eine halbe Stunde flau und still, worauf der Wind
plötzlich von SSW mit der Stärke 10 einfiel. Diese Stärke behielt der Wind
etwa eine halbe Stunde, dann nahm er Wis 8 ab und blieb so während des Restes
des Tages, Der Anker hielt gegen alles Erwarten in dem weichen Schlamm
yanz gut, aber beim Herumschwaien des Schiffes auf den Wind brachen der
Normann im Spill und die Klüse. In der nächsten Nacht wehte es ununter-
brochen mit der Stärke 7 bis 8 aus Süd, und an dem darauf folgenden Tage
hatte der nach SSW herumgeholte Wind durchweg die Stärke 7. Am 31 Januar
kam endlich eine frische Seebriese durch, mit der wir die Rhede von Lorenco
Marquez erreichten. Hierbei blieb das Schiff zwar einige Male in dem weichen
Schlamm stecken, wurde aber immer wieder flott, da das. Wasser im Steigen
begriffen war.
Wie im „Africa Pilot“ angegeben, ist die beste Einsegelungslinie, wenn
man die beiden Baken auf Catembe (Macohone Point) in Eins bringt; doch thut
man besser, sich eben südlich dieser Linie zu halten und die Spitze Reuben in
ungefähr !/s Sm Abstand zu passiren.!) Hat man die Stadt offen, so steuere
man direkt auf die Schiffe zu. In der Mitte des Flusses beträgt die Wassertiefe
eben oberhalb der Landungsbrücke 24 bis 26 m (13 bis 14 Fad.) bei Hochwasser,
weshalb man vor dem Ankern dementsprechend Kette überholen mufs.
Die Boje bei der Spitze Reuben war nicht an ihrem Platz. Am Lande
lagen vier Reservebojen, doch ist keine derselben während meiner Anwesenheit
an die Stelle der vertriebenen gelegt worden, trotzdem sich beständig zwei Kriegs-
schiffe und zwei Regierungsdampfer unthätig im Hafen aufhielten.
Die Hafenanlagen von Lorenco Marquez lassen sehr viel zu wünschen
übrig. Es ist zur Zeit nur eine hölzerne Brücke vorhanden, an der die Leichter
entlöscht werden. Diese können indefs nicht vor der halben Tide an dieselbe
anlegen. Bei Springzeit läuft während der Ebbe der ganze Strand trocken, so
dafs dann selbst mit einem Boot die Brücke nicht erreicht werden kann, und
man sich, um an das Land zu kommen, vom Boot aus dahin tragen lassen mufs.
Der Gesundheitszustand läfst ebenfalls viel zu wünschen übrig; auch von unserer
Mannschaft waren beständig Einige fieberkrank. .
Der Verlauf der Witterung ist gewöhnlich wie folgt: Nachdem drei bis
vier Tage heifses Wetter mit regelmäfsigem Land- und Seewinde geherrscht hat,
kommt schliefslich Letzterer nicht ordentlich mehr durch, und der Wind bleibt
nördlich. Das Barometer befindet sich in dieser Zeit im beständigen Fallen, und
am Ende derselben kommt meistens im SW eine Wolkenbank auf, in der es
wetterleuchtet. Gewöhnlich springt alsdann der Wind in einer Böe auf Süd bis
SW und fängt an, in Stößlsen heftig zu wehen. Dieser Zustand dauert mitunter
nur 1/2 bis 1 Tag, oft aber auch drei bis vier Tage. Während dieser Zeit ist
das Löschen der Ladung oft schwer, und wenn in der Charter die Klausel „wind
and weather permitting“ enthalten ist, so kann die eben geschilderte Witterung
die Veranlassung werden, dafs man mehrere Tage verliert. Die südlichen Winde
‘) Im „Africa Pilot“, Band III, vom Jahre 1889, heifst die hierauf bezügliche Stelle auf
Seite 188 in der Uebersetzung folgendermafsen: „Zwei Baken an der Südseite‘ der Mündung des
„English River“ innerhalb der Spitze Macohone (Catembe) markiren die nördliche Grenze des besten
Fahrwassers über die Barre.“ .
In den „Annalen der Hydrographie etc,“, Jahrgang 1892, Seite 253, findet sich auch eine
Anweisung für die Ansegelung von English River, nach der die genannten beiden Baken in Eins
zu halten sind.