354 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, September 1893.
unbedenklich sein, auch einige Grade westlicher in den Passat hineinzugehen,
denn der Wind ist in den Monaten Februar und März nicht nur, wie gesagt,
leichter, sondern auch durchschnittlich raumer und veränderlicher wie vorher,
3ö dafs das Freisegeln der Küste Luzons, wenn man auch gelegentlich einen
Schlag nach Osten machen muls, selbst von einem Schnittpunkte von 4° N-Br
in 131° O-Lg aus ohne grofse Schwierigkeit zu bewerkstelligen sein wird.“
Kapt., Thöm’s Erfahrung bestätigt dies als richtig; er schnitt 4° N-Br noch
einen Grad westlicher, in 130° O-Lg, und hatte nicht die geringste Mühe, frei zu
kommen. Findlay empfiehlt dagegen, von der Djilolo- oder der Dampier-Strafse
aus zwischen 1° 30‘ und 3° N-Br nach Osten zu gehen und dann — von Dezember
bis Mitte Februar — an der Ostseite der Palao-Inseln zu passiren, was einen
sehr weiten und unnöthigen Umwer bedeutet.
Bemerkungen über Delagoa-Bai, Süd-Afrika, und Port Augusta,
Süd-Australien.
Von Kapt. C. FESENFELD, Führer der deutschen Bark „Auguste“.
Delagoa-Bai. Am 20. Januar 1890 um 12 Uhr mittags befanden wir
uns nach einer 71 tägigen Reise von Scilly auf 25° 25‘ S-Br und 33° 13‘ O-Lg.
In dem letzten Etmal hatten wir eine nördliche Versetzung. Da wir bei süd-
westlichem Winde Lagoa Shoal nicht hatten klaren können, so lagen wir seit
11!/2 Uhr vormittags über B.B. und wendeten um 1 Uhr nachmittags wieder
westwärts, worauf der Wind südöstlich holte. Wir steuerten dann nach Peilungen,
passirten um 5'/2 Uhr nördlich von Cutfield Shoal, in 3 Sm Abstand von Cutfeld
Hummock, und ankerten, den Letzteren mw. NzO'!/2O peilend, um 7!2 Uhr abends
auf einer Wassertiefe von 15m (8 Fad.). Am nächsten Tage versuchten wir
gegen einen steifen Südostwind aufzukreuzen, wobei es sich herausstellte, daß
unsere Karte nicht ganz richtig war, denn das Schiff stiefs nordöstlich von dem
Shefina-Riff, an einer Stelle, auf der nach der Peilung und der Karte noch
genügend Wasser sein sollte, beim Ueberstaggehen mehrere Male heftig auf und
versagte infolge dessen die Wendung. Es gelang jedoch, das Schiff durch Halsen
über den anderen Bug und wieder in tieferes Wasser zu bringen. Wir waren
froh, ohne Schaden und mit dem blofsen Schreck davongekommen zu sein. Die
flache Stelle, auf der das Schiff stiels, befindet sich 2 Sm nordöstlich (mw.) von
dem äufsersten Ende des Shefina-Riffes, während in der Br. Adm.-Karte in der-
selben Richtung, aber nur 12 Sm von dem Riff entfernt, eine flache Stelle mit
31/2 Fad. Wasser verzeichnet ist. Es scheint demnach, dafs das flache Wasser
sich weiter nach NO hinaus erstreckt, als dieses nach der Karte der Fall sein
sollte, Ich gab den Befehl zu wenden, als wir eine Tiefe von 7 Fad. lotheten;
aber während das Schiff in der Wendung lag, stieß es schon auf einer Tiefe
von 4°/4 bis 5 Fad. auf. Ich möchte Jedem abrathen, mit einem tiefgehenden
Schiffe das Fahrwasser zwischen dem Shefina-Riff und den äufseren Bänken bei
hohem Seegange zu durchkreuzen, denn Bojen sind nicht vorhanden, und die
Landmarken sind für Jemanden, der zum ersten Male hierher kommt, sehr
mangelhaft und aus der Ferne, besonders bei diesiger Luft, schwer zu erkennen.
An den beiden folgenden Tagen mufsten wir wegen eines steifen
Südsüdostwindes, der eine hohe südöstliche See hervorrief, vor Anker liegen
bleiben. Auf die Kette kam dabei wenig Kraft, denn das Schiff lag wegen der
Gezeitenströme meistens dwars zum Winde und zur See. Dafür aber rollte es
gewaltig, und das Deck wurde beständig vom Seewasser überspült. Endlich am
24. Januar mäfsigten sich Wind und See, und es kam eine leichte Seebriese von
Ost durch, welche uns erlaubte, ankerauf zu gehen; aber noch bevor wir die
Enge zwischen den Aufsenbänken und der Untiefe Fawn passirt hatten, schralte
der Wind nach SE weg, so daß es nöthig wurde, einen Gang zu thun. Schon
mit dem ersten Gange konnten wir die genannte Untiefe klaren und mit unver-