324 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, August 1893.
Oel wirkt, auch Seifenwasser dieselbe Wirkung hervorruft, nur mit dem Unter-
schiede, dafs seine dünne Schicht unsichtbar und eben nur durch die Glättung
der Wellen erkennbar ist. Die Grenze der glatten Stelle ist um so deutlicher,
je mehr die Umgebung durch eine regelmäfsige kleine Rippelung rauh ist, also
am besten bei starkem Winde ohne oder mit nur wenig Dünung, z. B. in Wind-
stöfsen. Natürlich kam man, wie schon der alte Franklin bemerkt hat, die
Wirkung des Oels (und der Seife) nur nach Lee von dem Orte, wo man es aufs
Wasser tröpfelt, gut beobachten. Denn die Oberflächenschicht des Wassers
treibt mit dem Winde, wie man eben bei diesen Versuchen sieht, im Allgemeinen
noch rascher ab, als ein schwimmendes Stück Holz; wenn dieses nur wenig aus
lem Wasser hervorragt, so wirkt, verglichen mit der Oberfläche, die Zurückhaltung
seines unteren Theiles durch das einige Centimeter unter der Oberfläche liegende
Wasser mehr, als die Beschleunigung seines oberen Theiles durch den Wind,
Die Aufgabe, das Seifenwasser in Tropfen über eine genügend grofse
Fläche vertheilt auf die Wasseroberfläche zu bringen, kann für Versuche im
Kleinen schon durch das Spritzen aus einem Fläschchen erfüllt werden, beim
Gebrauch vom Bord aus empfiehlt es sich, das Seifenwasser durch feine Löcher
in Metallgefäfsen — seien es Büchsen oder Röhren — austreten zu lassen, da
diese sich seltener verstopfen und leichter zu reinigen sind, als Zeugbeutel, die
bald vom Seifenniederschlag dicht werden. Um übrigens gleiche Langsamkeit
des Ausfliefßens zu erhalten, mufs man für Seifenwasser viel engere Löcher an-
wenden, als für Oel, weil seine Zähigkeit viel geringer ist als die des Oels.
Natürlich muß, wie das Oel, so auch das Seifenwasser möglichst weit vorne am
Schiff auf das Wasser gebracht werden,
Obwohl Seife in Salzwasser nur wenig löslich ist, kann, wo frisches Wasser
spärlich ist, unbedenklich die Lösung beim Gebrauch mit Meerwasser verdünnt
werden. Hat man z. B. eine Lösung von 1 Pfund (!/ Liter) Seife in 1 Eimer
(ca 10 Liter) Süßwasser hergestellt, so kann, wenn das verwendete Gefäfs halb
ausgelaufen ist, zur Wiederherstellung des Drucks und entsprechenden Beschleu-
nigung der Wirkung dasselbe mit Seewasser nachgefüllt werden. Obwohl wir
dabei zuerst 5° Seife, 0°%o Salz, später aber 2'/2°% 0 Seife und fast 2% Salz
haben, scheint die Wirkung praktisch, den bisherigen Versuchen nach, nicht merk-
lich verschieden auszufallen, wenn die Mischung eben erst stattgefunden hat.
Andere Beimengungen, wie z. B. Fett und Schmutz im Seifenwasser, beeinträchtigen
seine Wirkung gar nicht.
Ueber alle diese Punkte müssen indessen Erfahrungen in der Praxis ge-
sammelt werden, aus denen sich erst die zweckmäfsigste Handhabung dieses neuen
Hülfsmittels für den Seemann ergeben wird.
3. Die leuchtenden Nachtwolken (vgl. diese Annalen 1892, S. 313)
sind neuerdings am 8. Juli d. J. um 11 bis 11!" p von Herrn Navigationsschul-
direktor Fr. Schulze auf dem Wege zwischen Hamburg und Lübeck beobachtet
worden, als leuchtender Streifen von 3 bis 4° Breite über einer schmalen dunklen
Wolkenbank, 1 bis 2° über dem nördlichen Horizont, nebst einem milchigen
Schein über den ganzen Himmel.
Sollten Leser dieser Annalen an dem genannten oder an anderen Tagen
dieses Sommers diese merkwürdigen Wolken beobachtet haben, so würde eine
Mittheilung darüber an die Seewarte im Interesse der Sache sehr erwünscht sein.
4. Brandung bei der Klippe Marambaya, östlich von Ilha
Grande, an der Küste von Brasilien. Der Dampfer „Campinas“, Kapitän
W. Somborn, passirte am 11. Februar 1893 um 8" 40” a und wieder am
24. Februar um 1* 40" p auf der Reise von Rio de Janeiro nach !lha Grande
and zurück 1 Sm südwärts von der Klippe Marambaya. Bei beiden Gelegenheiten
war eine hohe südliche Dünung vorhanden, und die See brandete sehr stark an
der Klippe. Von einer Brandung, die sich nach den „Nachr. f, Seef.“ 1893,
Heft 1, No. 45, 2 Sm von der Klippe ostwärts erstrecken soll, war jedoch
nichts zu sehen; die vorhandene hatte nur eine Ausdehnung bis zu 1 Kabllg.
in dieser Richtung.