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Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, August 1893.
In Guayaquil regnete es während unserer Anwesenheit vom 23. Februar
bis zum 2. April 1890 gewöhnlich an jedem Morgen und Abend, während
die Hitze am Tage sehr groß war. Der Gesundheitszustand war dem
auch kein günstiger; von unseren Leuten erkrankten zwei derart, dafs ihre Ueber-
führung in das Hospital nothwendig wurde, während von den anderen stets
mehrere an Bord von leichterem Unwohlsein befallen waren.
Am 2. April verließen wir Guayaquil und traten eine Reise nach Manta
an. Unter Kommando eines Lootsen trieben wir mit der Ebbe den Flufs hin-
unter, passirten am 3. April die Barre und ankerten unter Puna, um den Lootsen
and den Zollwächter an das Land zu setzen. Die Ebbe setzt mit grofser Stärke
yerade auf die Spitze Mondragan, doch ist die Küste hier steil. Die Nordboje
der Mala- Bank fanden wir bei Puna Patch, also 4 Sm NzO von ihrem
richtigen Platz,
Manta. Am 8, April erreichten wir nach sechstägiger Fahrt unseren
Ankerplatz in der Bai von Manta. Wir hatten während der Reise gewöhnlich
von 12 Uhr mittags bis 12 Uhr nachts südlichen Wind und den Rest des Etmals
Windstille. Der Strom setzte stark nach der Mündung des Morro-Kanals und
auf die Küste nördlich derselben, wodurch wir gezwungen wurden, am 7. April
morgens südlich der Spitze Santa Klena auf einer Wassertiefe von 36 m — 20 Fad. —
mit dem Wurfanker zu ankern.
In den neuesten Karten der Bucht von Manta ist ein Felsen mit nur
27m — 9 Fulßs — Wasser über demselben verzeichnet, der 1,2 Sm N’/40 vom
Leuchtthurm entfernt liegen und auf dem das Wasser sich nur selten brechen
soll. Es haben schon viele Kapitäne versucht, diesen Felsen aufzulinden, stets
aber ohne Erfolg. Auch mir ist cs so ergangen, denn während zweitägigen
Lothens habe ich in der betreffenden Gegend überall Tiefen von 16,5 bis 18,5 m
— 9 bis 10 Faden — gefunden. Den hiesigen Küstenfahrern ist das Vorhanden-
sein dieses Felsens ebenfalls nicht bekannt. Während unserer Anwesenheit in
Manta lief auf der Rhede einigemal eine sehr hohe Dünung, welche auf
allen Untiefen, die mit Tiefen bis zu 3,7 und 4,6 m —- 2 und 2'% Fad. — in der
Karte verzeichnet sind, Brandung hervorrief, aber nicht in der Gegend, in welcher
der erwähnte Felsen liegen soll. Es mufs daher angenommen werden, da([s der-
selbe nicht vorhanden ist. Dahingegen erstrecken sich die Bänke im Nordwesten
vom Feuerthurm etwas weiter nach Norden, als in der Karte angegeben ist,
weshalb man sich bei der Ansegelung von Manta hier weiter von der Küste ent-
fernt halten mufs, als nach der Karte nothwendig erscheint.
Manta ist ein sehr unbedeutender Ort. Man kann an Erfrischungen ge-
wöhnlich nur Fleisch bekommen; Kartoffeln und anderes Gemüse sind in der
Regel gar nicht, wenn aber, nur zu hohen Preisen zu haben. Auch das Trink-
wasser ist sehr theuer, was auch kaum anders möglich, da es in der trockenen
Jahreszeit auf Eseln von Monte Christi geholt werden mus.
Während unserer Anwesenheit in Manta vom 8. April bis zum 27. Mai 1890
war nachts gewöhnlich ein flauer Zug von Ost bis Nord vorhanden, Zwischen
10 und 11 Uhr vormittags kam die Seebriese aus West durch und hielt bis 5 Uhr
nachmittags an. Je früher die Seebriese einsetzte, desto frischer und von desto
längerer Dauer war sie. Manchmal wehte aber auch während des ganzen Tages
ein frischer Südwind. In den letzten Nächten hatten wir mehrere Male frische
südöstliche Winde, die von Pausen mit flauen Winden unterbrochen wurden,
und eine ziemlich hohe westliche Dünung, Durch die letztere wurde die Lage
des Schiffes, welches mit einem Tiefgange von 4,8 m — 16 Fufßfs — auf 10 m —
51/a Fad. — Wassertiefe verankert war, eine unangenehme, und die Ankerketten
hatten viel auszuhalten, denn durch die Dünung wurde das Schiff in den flauen
Zwischenräumen dem Lande entgegen- und durch die dann einfallenden süd-
lichen Windstöfse von demselben zurückgetrieben und ruckte dabei stark in
den Ketten.
Nachdem wir eine Ladung Steinnüsse eingenommen hatten, gingen wir am
27. Mai 1890 ankerauf und traten unsere Reise nach Hamburg an.
Flores (Azoren). Am 29. Oktober 1890 liefen wir nach einer langen
Reise von 155 Tagen in Sicht von Flores und Corvo. Da unser Proviant knapp
geworden war und sich bereits einige Spuren von Skorbut bemerkbar machten,
SO hielt ich es für nothwendig, auf den Azoren binnen zu laufen. Die drei