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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 21 (1893)

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Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, August 1393, 
des 14. März nahmen wir unseren Kurs wieder auf und befanden uns, als es 
Tag wurde, nahe unter der Küste, in einem Abstande von etwa 5 Sm. Der- 
selben, bei einer leichten Briese auf einer Entfernung von etwa 3 Sm entlang 
zegelnd, befanden wir uns um 6 Uhr 30 Min. auf 17° 16‘ S-Br und 71° 45 W-Lg. 
Wir mulsten einen Strom gegen uns gehabt haben, denn obwohl wir 19 Sm 
durch das Wasser gemacht hatten, befanden wir uns um 2 Uhr 30 Min. nach- 
mittags erst 2,5 Sm von der Spitze Mexico auf einer Wassertiefe von 20 m — 
11 Fad. Da es windstill geworden war, zog ich es vor, zu ankern, um ein 
Vertreiben während der Nacht zu verhindern. Von Fischerleuten, die bei uns 
an Bord kamen, hörte ich, dafs alle von Osten kommenden und nach Mollendo 
bestimmten Schiffe hier ankern, um eine passende Gelegenheit abzuwarten. Das 
Tambo-Thal ist sehr leicht an seiner üppigen Vegetation, die dem Auge, nach- 
dem es sich an dem kahlen Küstengebirge genügend satt gesehen hat, eine an- 
ygenehme Abwechselung bietet, zu erkennen. In demselben stehen viele Bäume 
and eine Anzahl ansehnlicher Gebäude. 
Am 15. März gegen 10 Uhr vormittags stellte sich eine leichte Seebriese 
von SW ein; wir lichteten daher den Anker, setzten Segel und fuhren unserem 
Bestimmungsort entgegen, Aber schon nach kaum einer Stunde trat wieder 
Windstille ein, die bis 12'/a Uhr anhielt. Mit der dann nochmals auffrischenden 
Seebriese erreichten wir gegen 3 Uhr nachmittags in Mollendo einen Ankerplatz 
in der Nähe der grofsen Dampfer-Mooringboje, auf einer Wassertiefe von 38 m 
— 21 Faden —, nach einer dreitägigen Reise von Arica. Gleich nachher 
kamen der Hafenmeister und der Zollbesuch an Bord, worauf wir infolge einer 
von dem Ersteren erhaltenen Order das Schiff eine halbe Schiffslänge dem Strande 
näher zu verankern hatten, wobei der vordere Anker in einer Tiefe von 35 m 
— 19 Fad. —, der hintere in einer solchen von 290 m — 16 Fad. — auf stei- 
nigem Grunde zu liegen kam, 
Man thut gut, die Schäkel der Ankerketten mit eisernen Pflöcken zu 
versehen, weil hölzeren Pflöcke leicht brechen. Aber trotz dieser Vorsicht lösen 
sich manchmal die Schäkel infolge des fortwährenden Hin- und Herschleifens 
der Kette auf dem steinigen Meeresboden. Kin amerikanischer Dreimastschoner 
verlor auf diese Weise seinen hinteren Anker mit 30 Fad. Kette; etwa vier 
Faden von der zurückbekommenen Kette waren vollständig blank gescheuert,. 
Außerdem muß man 80 viel Kette ausstecken, dafßs der letzte Schäkel stets 
vom Grunde frei bleibt. Dadurch wird die Gefahr der Auslösung eines Schäkels 
and des Verlustes von Kette und Anker sehr vermindert, weil der zweite 
Schäkel ziemlich ruhig auf dem Boden liegt. 
Von der Zollbehörde wird die Vorlegung eines General- und eines 
Specialmanifestes, zweier Proviantlisten und eines Verzeichnisses der Schiffs- 
mannschaft verlangt. Das Löschen der Ladung geht in Mollendo ziemlich 
schnell, wenn die See nicht zu unruhig ist, weil stets genug Leichter zur Ver- 
{ügung stehen. 
Die Strömung setzt auf dem Ankerplatz nach einer Richtung zwischen West 
und NW und ist sowohl in Richtung als auch in Geschwindigkeit von der 
yröfseren oder geringeren Stärke der Seebriese abhängig. Dementsprechend ist 
die Strömung am Morgen schwach und westlich, am Nachmittage, wenn die 
Stärke der Seebriese einen höheren Grad erreicht hat, nördlicher und stärker. 
Die hauptsächlichste Dünung läuft von S; daher ist es gut, den hinteren Anker 
im Nordosten von dem vorderen fallen zu lassen, um zu verhindern, dafs das 
Schiff durch die westliche Strömung dwars zu der ersteren gezogen wird. 
Pisco. Am 28. März gingen wir um 6 Uhr abends bei einer ganz flauen 
Landbriese aus E bis ENE nach Pisco unter Segel, was aus dem Grunde zu 
einer so späten Stunde geschah, weil es den ganzen Tag über windstill gewesen 
war. Wir steuerten zuerst etwas vom Lande ab und dann in einem Abstande 
von 30 Sm demselben entlang. In dieser Entfernung von der Küste war der Wind 
beständig zwischen E und SEzE, und wenn auch nur leicht, doch ununterbrochen 
von Windstillen. Vom Frühmorgen des 31. März näherten wir uns wieder dem 
Lande, wobei der Wind immer schwächer wurde, Um 12 Uhr mittags befanden 
wir uns nach der Meridianhöhe der Sonne und der Peilung eines Küstenpunktes 
auf 14° 9’ S-Br und 76° 25' W-Lg. Von hier aus setzten wir unseren Kurs auf 
Jen Boqueron de Pisco. wohei wir um 3 Uhr nachmittags die Spitze Huasco
	        
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