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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 21 (1893)

Reisebericht des Kapt. C. Grünewald vom Dreimastschoner „Coquette“, 313 
Das Fieber tritt häufig und stark auf; auch wir wurden von demselben 
heimgesucht, indem ich selber für sechs Tage sehr schwer erkrankte und fast 
alle meine Leute davon befallen wurden, 
Der einzige in Talisse wohnende Europäer ist ein Holländer, Namens 
Beuys, der Verwalter der Plantagen. Die hier von uns eingenommene Ladung 
bestand aus 40 Tonnen Ebenholz und 100 Tonnen Kopra. 
Taruna. Am 8. November traten wir unsere Weiterreise nach Taruna 
auf den Sangir-Inseln an, um dorf den noch fehlenden Theil der Ladung ein- 
zunehmen. Auf dem Wege dorthin trafen wir anhaltende Windstillen und ganz 
flaue nördliche Briesen, die des Nachts manchmal durch schwere westliche Böen 
unterbrochen wurden; daher konnte denn auch erst am 18. November, nach einer 
10tägigen. Reise, die Rhede von Taruna erreicht werden. Zur Zeit, wenn in der 
Java-See der Westmonsun herrscht, sind in Tarına stürmische westliche Winde 
nicht selten, und die Rhede ist dann höchst unsicher, weil der Ankergrund sehr 
schlecht hält und eine hohe See in die Bucht hineinläuft. Auch wir hatten 
während unseres Aufenthaltes von sechs Wochen fast nur westlichen bis süd- 
westlichen Wind, der in einem Falle zu einem schweren Sturme ausartete. 
Derselbe vernichtete am Lande Tausende von Muskatbäumen, entwurzelte andere 
yrofßse Bäume und rifs fast sämmtliche Häuser nieder. Unser Schiff gerieth 
zweimal ins Treiben, trotzdem es hinter beiden Ankern mit 90 und 60 Faden 
Kette lag, das letzte Mal infolge eines schweren Gewittersturmes aus NE am 
18. Dezember, in der Nacht vor unserem beabsichtigten Abgange. Wir waren 
gezwungen, nach See zu flüchten. 
Das Beladen der Schiffe geht bei solchen Witterungsverhältnissen, zu 
denen noch häufige Regen kommen, selbstverständlich nur langsam von statten, 
zumal die hiesigen. gebrechlichen Leichterfahrzeuge nur bei dem besten Wetter 
vom Lande abkommen können. Es waren daher auch nicht weniger als 30 Tage 
erforderlich, um 250 Tonnen Kopra zu laden. 
Frische Früchte sind jeden Tag auf dem Markte zu erhalten, aber kein 
Gemüse und nur dann und wann frisches Fleisch. Das Trinkwasser ist schlecht 
und mufs aufserdem von einer entfernten Stelle geholt werden; ich freute mich 
daher auch, unseren ganzen, für die Reise nöthigen Vorrath in Talisse an Bord 
genommen zu haben. 
Nach unserem schon erwähnten unfreiwilligen vorzeitigen Abgange von 
Taruna in der Nacht vom 17: zum 18. Dezember setzten wir am 20. Dezember 
unseren Supercargo und einige Passagiere mit dem Schiffsboot an die Insel 
Talisse, wobei ich es vorzog, das Schiff unter Segel gehend zu halten, anstatt 
nach der Rhede zu steuern und dort zu ankern, Da das Boot am Abend nicht 
zurückgekehrt war, lagen wir die Nacht über unter der Nordküste mit kleinen 
Segeln ab und an. Durch die starke südöstliche Strömung wurden wir in der 
Nacht und an dem folgenden Tage bei dem böigen und unsichtigen Wetter bis 
an die Ostküste von Celebes vertrieben. Die anhaltenden nördlichen und west- 
lichen Winde machten es, im Verein mit der starken Gegenströmung, unmöglich, 
in der nächsten Zeit die Insel Talisse wieder zu erreichen. Zweimal geriethen 
wir sogar in Sicht der Inseln Djilolo und Ternate, von wo aus es uns gelang, bis 
zur Insel Limbu aufzukreuzen, um dann aber bei Windstille oder steifem nord- 
westlichen Winde wieder nach Ost zu treiben. Erst bei unserem dritten 
Versuche ermöglichte es ein durchkommender Nordostwind am 19. Januar 1590, 
die Rhede von Talisse zu gewinnen. Seit dem Tage, an dem unser Boot das 
Schiff verlassen hatte, waren somit — man sollte es nicht für möglich halten — 
volle 30 Tage verflossen. Dennoch konnten wir von Glück sagen, den Steuer- 
mann und die beiden Leute nebst dem Boot wohlbehalten vorzufinden. 
Am 21. Januar 1890 verliefsen wir Talisse wieder, um nach Lissabon für 
Ordre zu segeln. Nachdem wir die Nordküste von Celebes bei nördlichem Winde 
klarirt hatten, trafen wir in der Makassar-Straßse durchweg flaue nördliche und 
westliche Winde an. Die Java-See wurde bei mäfsigen und steifen nordwestlichen 
bis südwestlichen Winden, die von böigem Wetter begleitet waren und eine hohe 
See, namentlich von SW, verursachten, durchsegelt. In Sicht von Lombhok 
lief der Wind auf West und wurde unter heftigen Regenböen stürmisch. Da 
wir uns in Lee der Lombok-Strafse befanden und der Wind seine Richtung 
nicht änderte, hielten wir am 2. Februar mit Tagwerden ab und steuerten nach 
Ann. d. Hydr. etc., 1893, Heft YIIL
	        
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