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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 21 (1893)

Ausrüstungs- und andere Verhältnisse in Buenos Ayres, 
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Die Handelsverhältnisse waren, soweit dies in Erfahrung gebracht werden 
konnte, augenblicklich in Buenos Ayres recht günstige, was auch die grofse Zahl 
der anwesenden Handelsschiffe aller Nationen zu bestätigen scheint; in Montevideo 
dagegen sollen die Geschäfte sehr danieder liegen. 
Für die besseren Verhältnisse in Buenos Ayres scheinen die umfangreichen 
Hafenanlagen, welche neu geschaffen und seit ungefähr zwei Jahren dem Verkehr 
übergeben worden sind, nicht ohne Einflufßs geblieben zu sein. Während die 
Schiffe hier früher, ebenso wie noch jetzt in Montevideo, weit vom Lande ent- 
fernt auf offener Rhede ankern mufsten, können sie jetzt in unmittelbarer Nähe 
der Stadt in sicheren Kaianlagen direkt am Lande festmachen. 
Die Aus- und Einfahrt ist für Schiffe mit mehr als 20‘ engl. (6 m) Tiefgang 
nicht immer offen, sondern es muß öfters das nöthige Wasser, welches die Ost- 
und Südostwinde bringen, abgewartet werden, was zuweilen einige Tage währen 
kann; für Schiffe mit über 22‘ (6,6 m) Tiefgang ist der Hafen meistens überhaupt 
nicht benutzbar. 
Alle Schiffe müssen zum Ein- und Auslaufen die Unterstützung von zwei 
Schleppdampfern haben, — einer vorn, der andere hinten, da zweimal ganz kurze 
Drehungen gemacht werden müssen und die vielen im Hafen liegenden Schiffe 
ein Arbeiten mit Trossen sehr behindern, theilweise ausschließen, 
Trotz alledem ist bei den noch weit ungünstigeren Verhältnissen in 
Montevideo der Aufenthalt in Buenos Ayres vorzuziehen. In Montevideo mulste 
S. M. S. „Marie“ ca 2'/2 Sm von der Küste entfernt ankern, wodurch der Verkehr 
mit dem Lande außerordentlich erschwert wurde. 
Trotz der verhältnilsmäfßig günstigen Jahreszeit wehte doch beinahe an 
jedem Nachmittage eine frische Briese, welche den Bootsverkehr durch hohen 
Seegang belästigte und zuweilen ganz verhinderte. 
In den ungünstigen Monaten sind Pamperos keine Seltenheit, welche den 
Schiffen wegen des schlechten Ankergrundes, und da sie auflandig sind, gefährlich 
werden können. 
; Für die Assistenz der oben erwähnten beiden Schleppdampfer mufsten 
650,53 Mk. gezahlt werden. 
Die Lootsengebühren nach Buenos Ayres und zurück betrugen 863,10 Mk,, 
zusammen also 1513,63 Mk. Für den Aufenthalt in den Kaianlagen sind die 
Kriegsschiffe von Abgaben, wie sie die Handelsschiffe zu zahlen haben, befreit. 
Muß ein Schiff von der Gröfse S. M. 8. „Marie“ nach zurückgelegter 
längerer Seetour nur 200 Tons Kohlen nehmen, so werden die oben berechneten 
Ausgaben durch die billigeren Kohlenpreise allein schon wieder eingebracht, da 
die Ersparnifs hierbei ca 2240 Mk. beträgt. 
inen großen Vortheil bietet Buenos Ayres vor Montevideo insofern, als 
es ein deutsches Hospital besitzt, das in Montevideo fehlt. Das Hospital selbst 
ist erst im Werden, doch durchaus unseren modernen Anschauungen über In- 
fektionskrankheiten entsprechend angelegt und geleitet. Es werden stets Offiziere 
und Mannschaften dahin ohne die geringsten Bedenken ausgeschifft werden 
können. Ein Preis für Angehörige der Kaiserlichen Marine war natürlich noch 
nicht festgestellt worden. Operationen werden extra berechnet. 
Zu bemerken ist noch, dal in Buenos Ayres Kranke zu jeder Zeit aus- 
geschifft werden können, was in Montevideo nicht möglich ist. 
Port Adelaide und Port Victor, Süd-Australien. 
Von Kapt. J. G. NICHELSON, Führer der deutschen Bark „Theodore“. 
Nach einer 114tägigen Reise von Cuxhaven ankerte „Theodore‘“ am 
23. Januar 1890 morgens um 9 Uhr auf der Rhede von Port Adelaide. Das 
englische Schiff „Hawarden Castle“, welches gleichzeitig mit uns die Elbe ver- 
lassen hatte, kam an demselben Tage in Melbourne an. 
Aun. d, Hydr. ete., 1893, Heft VII,
	        
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