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Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Juli 1893.
Um 10% 25" a wurde die Fahrt fortgesetzt und in die Bucht, welche sich zwischen
Mackau- und West-Insel befindet, gesteuert und daselbst um 12" mittags geankert.
Die in der Britischen Admiralitäts-Karte No. 104 angegebenen Stromkabbelungen
sind vorhanden, Schiffe, welche diese Bucht von West ansteuern, müssen grofse
Vorsicht gebrauchen; der Strom lief bei dem Einfahren in die Bucht mit solcher
Stärke von vorn, dal derselbe bei 7,5 Sm Fahrt kaum ausgesegelt werden
konnte. Angestellte Untersuchungen, ob ein Schiff von Nord nach Süd die Bucht
Jurchlaufen kann, mußten aufgegeben werden, weil die Stromkabbelungen mit
Brandung verbunden, so stark waren, daß die Vornahme von Lothungen etc.
für einen dorthin entsandten Ruderkutter unmöglich war,
Um 1* 20" p setzte das Kanonenboot die Reise nach Shanghai fort.
Am 23. März 4 15" a wurde auf Wusung-Rhede geankert, um daselbst
den Hochwasserstand auf der Barre abzuwarten, Um 6G"a setzte das Kanonen-
boot die Reise, den Wusung-Flufßs aufwärts steuernd, fort und machte um 8" 38" a
an der Old Dock-Boje im Hafen von Shanghai fest.
Reise von St. Helena nach Porto Grande.
Aus dem Reisebericht S. M. S. „Leipzig“, Kommandant Kapt. z. S. HORNUNG.
Am 18. April d. J. um 1*p verließ S. M. S. „Leipzig“ die Rhede von
Jamestown; am 30. April 8" 7”a ankerte S, M. S. „Leipzig“ auf der Rhede
von Porto Grande.
Die Wind- und Wetterverhältnisse auf dieser Reise waren in einigen
Punkten abweichend von den Segelanweisungen. Am Tage des Abganges von
Jamestown trat der seltene Fall ein, dafs der Südostpassat gänzlich ausgeschieden
and durch einen schwachen Seewind aus NW ersetzt war. Erst in einer Ent-
fernung von 80 Sm setzte der Passat schwach ein und blieb schwach und un-
beständig in der Stärke 3—5 bis auf 2° S-Br. Von 2° S-Br bis 4° N-Br dehnte
sich der Stillengürtel aus mit leichten nordwestlichen Winden ohne Regen. Von
4° N-Br bis nach Kap Verde fand S. M. S. „Leipzig“ den Nordostpassat in der
gewöhnlichen Stärke und Richtung.
Ebenso abweichend wie die Windverhältnisse, waren auch die vorgefundenen
Strömungen. Der Guinea-Strom machte sich bereits auf der Linie bemerkbar,
hörte dagegen auch schon auf 6° N-Br auf und wurde hier durch den nördlichen
Aequatorialstrom ersetzt. Richtung und Stärke der Strömungen waren im Uebrigen
den Segelanweisungen entsprechend.
Ueber Ausrüstungs- und andere Verhältnisse in Buenos Ayres
im Vergleich zu Montevideo.
Aus dem Reisebericht S. M. Krzr.-Korv, „Marie“, Kommandant Frhr, VON LYNCKER.
Die Preise sind in Buenos Ayres in fast allen Artikeln, sowohl für Mate-
rialien wie auch für Proviant, erheblich billiger wie in Montevideo.
Die im erstgenannten Platze bezogenen Gegenstände, die sich freilich
zumeist auf Proviant beschränken, waren von tadelloser Beschaffenheit. Die
Auswahl ist in allen Schiffsbedürfnissen sehr grofs,.da der Schiffsverkehr ein sehr
bedeutender und demjenigen von Montevideo weit überlegen ist.
Buenos Ayres hat nicht nur eine ca vierfach gröfsere Einwohnerzahl wie
Montevideo, sondern es zieht sich auch augenscheinlich der Handelsverkehr mehr
and mehr nach diesem Platze.