2370 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteoro ogie, Juli 1893.
behörden, Einsicht in Kartenskizzen über genaue, von spanischen Kanonenboten
im Jahre 1887 ausgeführte Vermessungen des Hafens von Santa Cruz und der
umliegenden Küstentheile und Inselgruppen zu erhalten und nach diesen eine
Karte!) anzufertigen, die zuverlässig ist und jedem dorthin bestimmten Schiffs-
führer gute Dienste leisten wird. Kine Veröffentlichung der Resultate der er-
wähnten Vermessungen von Seiten des spanischen Gouvernements ist, soviel ich
weifs, noch nicht erfolgt. Einige Winke über das Ansegeln von Santa Cruz
werden dorthin gehenden Schiffsführern nicht unerwünscht sein.
Falls ein dorthin bestimmtes Schiff seiner Länge nicht ganz sicher ist,
sollte es den Feuerthurm von Kap Cruz in Sicht laufen und von dort seinen
Kurs auf den Eingang des Kanals Cuatro Reales richten. Schon lange, bevor
man dann Land voraus in Sicht bekommt, passirt man Korallenbänke, die nur
9 bis 14'/2 m (5 bis 8 Fad.) Wasser haben und auf denen man bei der Klarheit
des Wassers den Grund deutlich sehen kann. Der stete Gebrauch des Hand-
lothes ist anzurathen. In einer Entfernung von 8 bis 10 Meilen wird man dann
kleine, niedrige, ganz gleichmäfsig mit Mangrovegebüsch bewachsene Inseln zu
sehen bekommen; unter diesen ist eine dadurch ausgezeichnet, dafs hochstämmige
Bäume in der Mitte eine dom- oder kuppelförmige Erhöhung bilden (s. Taf. 6). Es
ist dies die Insel Ceiba oder Coiba, die Ansegelungsmarke des Kanals Cuatro Reales.
An der Westseite der Insel Ceiba, zwischen dieser und der Insel Carapacho,
ist der Eingang zum Kanal; derselbe ist ungefähr 2 Sm breit und hat 20 bis
24 m Wasser, jedoch ist der nicht ganz in der Mitte liegende Placer de la Ceiba,
eine Untiefe von 5 Kabllg. Durchmesser und 4m geringster Wassertiefe, zu
meiden; zu diesem Zwecke halte man sich mehr auf der Seite der Insel Cara-
pacho. Im Kanal angelangt, lälst sich mit Hülfe der Karte der Verlauf des-
selben leicht verfolgen, da bei der Klarheit des Wassers die Untiefen sich deut-
lich abzeichnen. Man passire die Cayos de la Sigua in '/a Sm Abstand, halte
sodann zwischen Cayo Mosquito und Cayo Cuatro Reales die Mitte des Kanals,
passire Medano de Juan Suarez, eine kleine Sandinsel ohne Vegetation, in 1 Sm
Entfernung und steuere dann in 1 bis 2 Sm Abstand an der Inselgruppe der
Mordazos entlang, bis man die Stadt, eine langgestreckte Reihe niedriger Häuser,
an B. B. voraus erblickt, auf welche man dann direkt lossteuern kaun. Ohne
Lootsen sollte man sich der Stadt nicht mehr als 4 Sm nähern, da drei dem
Ankerplatz vorgelagerte Untiefen dem nicht ortskundigen Navigateur gefährlich
werden. Ueberhaupt ist es für Letzteren besser, schon bei der Insel Ceiba einen
Lootsen zu erwarten. Eine Lootsenstation befindet sich auf der Insel Antoäuelo,
3 Sm Nordost von Ceiba Island. Es ist dies eine niedrige Sandinsel mit einem
kleinen Hause. Ist die Ankunft des Schiffes nicht telegraphisch annoncirt, 80
kann es vorkommen, dafs man stundenlang auf den Lootsen zu warten hat, und
in diesem Falle empfiehlt es sich, zu ankern; Ankergrund, wenn auch nicht gut
haltend, ist überall.
Der Hafen von Santa Cruz ist zugänglich für Schiffe jeder Gröfse und ist
sicher und gegen alle Winde geschützt, die Stadt selbst ist unbedeutend, hat
ungefähr 1200 bis 1500 Einwohner, aber keinerlei industrielle Etablissements,
sie steht in telegraphischer Verbindung mit den gröfseren Städten Cubas, auch
vermitteln kleine Küstendampfer den Verkehr mit Cienfuego und Manzanillo,
Der Import ist ganz unbedeutend, der Export dagegen, aus Mahagoni,
Cedernholz und Palmblättern bestehend, verhältnifsmäfsig grofs, die Haupt-
exporteure sind die Herren Henk & Voigt, eine deutsche Firma. Das Holz
kommt in Flöfsen längsseits, die Palmblätter in Boten, da sie sehr empfindlich
gegen Nässe sind. Arbeitslöhne sind hoch, 2 Doll. Gold pro Tag und Mann,
auch die Hafenunkosten sind nicht unbedeutend.“
1) Diese bei der Firma Eckardt & Messtorff in Hamburg erschienene Karte wird mit
Zustimmung der Herausgeber in der Tafel 6 verkleinert wiedergegeben,