244 Annalen ‚der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Juni 1893.
Reihe interessanter Zeugnisse auf S. 39 bis 42. Die vorhandenen Beobachtungen
über Erde und Steine auf schwimmendem Eise finden sich ziemlich vollständig
zusammengestellt. Der Verfasser ist geneigt (vgl. S. 22), Rillen und Furchen
in Küstengegenden des Polargebiets mehr der Wirkung von Treibeis als von
Gletschern zuzuschreiben, wenngleich er die „Trifttheorie“ der älteren Geologen
für die Erscheinungen Norddeutschlands etc. auf 5. 93 als einen Abweg bezeichnet
and die Unwahrscheinlichkeit der Annahme, dafs die Neufundland-Bänke aus den
im Ganzen recht seltenen Einschlüssen der Eisberge aufgebaut seien, anerkennt.
Dem auf S. 7 erwähnten Beispiel der Fortführung eines Felsblockes durch Küsten-
eis in Dänemark verdient aus demselben Gebiet als Seitenstück die Heranbringung
eines solchen an der russischen Ostseeküste hinzugesellt zu werden, welches
K.E. v. Baer in den Schriften der St. Petersburger Akademie beschrieben hat.
Auch im heurigen harten Winter hat sich nach Zeitungsberichten eine ähnliche
Erscheinung in Dänemark wiederholt. An der südöstlichen Küste von Seeland
befindet sich am Vemmetofte-Strand der sog. „Mussestein‘“, ein Granitblock von
mächtigem Umfange, dessen Gewicht auf mindestens 100 Centner geschätzt wird
und der bisher in einiger Entfernung vom Lande aus dem Wasser hervorragte.
Nachdem dieser Granitblock bereits im Winter 1888 von dem Eise umgewälzt
worden, haben die diesjährigen Kkolossalen Eismassen beim Zusammenschieben
den gewaltigen Stein ans Land und ein Stück den Abhang hinaufgeführt, im
Ganzen wohl eine Strecke von ca 45m. Unter dem Stein lagen aber auch die
Kismassen in einer Stärke von 6 m und über dem Stein gleichfalls 6 m dick.
Einige Versehen und Unklarheiten darf man einer sonst guten Arbeit
nicht zu hoch anrechnen. Nur gegen die auf S. 7 und 39 ausgesprochene Be-
hauptung, daß das Eis bei —5° bis —4° sein Dichtemaximum habe und unter-
halb dieser Temperatur sich bei Abkühlung ausdehne, müssen wir Einwand erheben.
Die Angabe ist richtig für das flüssige Salzwasser der Oceane, aber nicht
für das Eis; dieses zieht sich vielmehr, je weiter die Temperatur sinkt, um
30 mehr zusammen. In der Decke der Landseen Nordrusslands und Sibiriens
bilden sich infolge dessen bei starkem Frost unter weithin hörbarem Krachen
lange klaffende Spalten. Die Zusammenziehung bei steigender Temperatur findet
sich zwar bei mehreren festen Körpern, wie Diamant und Smaragd, allein, so-
viel uns bekannt, nicht beim Eise, im Gegentheil ist dessen Temperatur-Aus-
dehnungskoefficient nach Moseley größer als bei den meisten anderen festen
Körpern.
Eingänge von meteorologischen Tagebüchern bei der Deutschen
Seewarte im Monat Mai 1893.
Von Kauffahrteischiffen.
a. Segelschiffe:
1. Hamburger Viermaster „Pisagua“, Kapt. J, Früdden. Lizard—Val-
paraiso, 17/10-—27/12 1892 71 Tage; Iquique-—Lizard, 1/2—16/4 93, 74 Tage.
2, Papenburger Bark „Maria“, Kapt. H. Schnieders. Mossoro (Nord-
brasilien)—Rio de Janeiro, 1/9—26,9 1892, 25 Tage; Rio de Janeiro—Port
Elisabeth, 22/11—27/12 1892; 35 Tage; East London—Lizard. 14’2-—23/4 1893;
58 Tage.
3. Hamburger Dreimastschoner „Dona Kvelina“, Kapt. &. Tooren.
35° N-Br und 17° W-Lg—Guayaquil, 2/5—9/8 1892, 99 Tage.
4. Braker Bark „Montana“, Kapt. H. Pocker. Bordeaux—San Blas,
DD 1892, 136 Tage: Punta Arenas — Ijizard, 3/12 1892— 15/4 1893,
133 Tage.
5. Hamburger Bark „Orbis“, Kapt. P. F. Ohlsen. Lizard—Kap Flattery,
20/12 1891—4/5 1892, 136 Tage; Kap Flattery—Valparaiso, 6/7—17/9 1892,
73 Tage; Valparaiso—Tocopillo, 23/11—30/11 1892, 7 Tage; Tocopillo—42° N-Br
in 26° W-Lg, 16/12 1892—5/4 1893, 110 Tage.
_ 6. Bremer Vollschiff „Comet“, Kapt. R. L. Krippner. New York—Anjer,
27/71—16/11 1892, 112 Tage; Soerabaya—Singapore 12/1—20/2 1893, 39 Tage.
7. Bremer Bark „Elisabeth“, Kapt. D. Brauer, Lizard—Port Adelaide,
27/10 1891—27/1 1892, 92 Tage; Newcastle N. S. W.—Torres-Strafße—Manila.