238 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Juni 1893.
mit Europa, möglichst weit auseinander gelegen, deren Angaben einander er-
gänzen, kontroliren und von lokalen Umständen freier machen; ferner
eine Station auf einem Berggipfel; ist die Gründung einer solchen auf
dem Pico (Insel Pico, 2320 m) zu schwierig, so würde auch der 1047 m hohe
Berggipfel nördlich von Angra oder die 936 m hohe Serra da Agoa de Pao bei
Punta Delgada bereits werthvolle Angaben zu liefern im Stande sein: ist doch
auch der Ben Nevis nur 1343 m hoch. Sollte aber eine Gipfelstation auf dem
Pico, trotz dessen Unwirthlichkeit und vulkanischer Natur, erreichbar sein, so
würde Horta auf dem gegenüberliegenden Fayal eine gute Basisstation abgeben.
Für Europa dürften zur Zeit die Azoren die weitaus lohnendste Aufgabe
darbieten, auf welche man sich, um überhaupt etwas zu erreichen, konzentriren
müßte.
c) Dagegen ist für Amerika eine entsprechende Organisation auf den
kleinen Antillen ebensowohl ein praktisches Bedürfnifs, wie eine Pflicht gegen
die Wissenschaft. Die Berggipfel auf den britischen Inseln St. Christopher (1315 m),
Dominica (1447 m) und Sta. Lucia (1219 m), ebenso wie auf den französischen
Guadeloupe (1484 m) und Martinique (1350 m) bieten ebenso viel äufserst werth-
volle Gelegenheiten zum Studium der Verhältnisse der freien Atmosphäre im
Passat und lassen auch über die Natur der westindischen Orkane werthvolle
Aufschlüsse erwarten, wenn auch die geringe räumliche Ausdehnung der tropischen
Orkane telegraphische Mittheilungen von mehr als einer Insel für deren Ver-
folgung durchaus nothwendig erscheinen läfst, aber nicht von mehr als einer
Höhenstation.
Gewifs können auch reichhaltige Beobachtungen von den Kapverden aus
verschiedenen Höhen für die Wissenschaft sehr werthvoll werden, allein ihre
praktische Anwendbarkeit ist eine Illusion, und auch für die wissenschaftliche
Meteorologie dürften Beobachtungen von den Azoren viel mehr versprechen als
aus dem so höchst einförmigen Klima der Kapverden, Für jetzt sollte man üda-
her, ohne die Kräfte zu zersplittern, mit aller Energie den Plan eines geeigneten
Doppelobservatoriums, mit Basis- und Gipfelstation, auf den Azoren zu fördern
suchen. Kann man das einmal erweckte Interesse daneben auch für die För-
derung rein wissenschaftlicher Fragen und namentlich des Studiums höherer Luft-
schichten auf demselben Gebiete verwerthen, so würde eine Gipfelstation auf
dem Pic von Teneriffa (3711 m), welcher bereits eine so grofse Rolle in der
Geschichte der Meteorologie spielt, die lohnendste Aufgabe sein.
Die internationalen meteorologischen Kongresse, welche im Juli und
August d. J, in Washington und Chicago stattfinden sollen, werden eine günstige
Gelegenheit geben, einen Schritt zur Verwirklichung dieser Pläne zu thun.
Fahrt von Kamerun nach Lome und zurück.
Aus dem Reisebericht S. M. Kuabt, „Hyasene“, Kommandant Kapt.-Lieut. WALTHER I.
Reise von Kamerun nach Lagos. Nach dem Verlassen des Kamerun-
Flusses am 12. Januar wurde von abends 8 Uhr bis mittags am 13. bei NWzW1/2W-
Kurs und westlichem Winde von Stärke 2 bis 3 keine Stromversetzung konstatirt,
während sich bis zum Mittage des 14. eine westliche Stromversetzung, 9 Sm in
24 Stunden bei WNW!/AW-Kurs, ergab. Eine gleichzeitige geringe Versetzung
nach Nord ist wohl auf Rechnung der Fluthströmungen der Küstenflüsse (New
Calabar, Brass und Niger-Flufß) zu setzen.
Nach dem Passiren der Niger-Mündung ergab sich bei NNW°/sW-Kurs und
Westwind von Stärke 2 bis 3 eine Stromversetzung N75°O 21 Sm in 24%.
Die in Karte Tit. VI: No. 129 angegebenen und zum Theil durch Ver-
tonungen erläuterten Landobjekte zeigten sich in einer Entfernung von 4 bis 5 Sm
von der Küste als völlig unbrauchbar für die Navigirung, da sie, in einer Ent-
fernung von ca 1 Sm aufgenommen, auf gröfsere Distanz von dem Hinterlande
überragt werden und dann sehr schwer auszumachen sind. Auch sind die dort