Meteorologische Observatorien im Nordatlantischen Ocean.
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Meteorologische Observatorien im Nordatlantischen Ocean.
Der Vorschlag des Fürsten von Monaco zur täglichen telegraphischen
Uebermittelung der Witterungsbeobachtungen mehrerer Observatorien auf Inseln
des Nordatlantischen Oceans, von dem wir auf Seite 346 des vorigen Jahrganges
unseren‘ Lesern Mittheilung gemacht haben, wird in verschiedenen Blättern
diskutirt. Gewöhnlich wird dabei auf die besondere Wichtigkeit von Beob-
achtungen auf den Kapverdischen Inseln hingewiesen, weil diese in der Nähe
der Ursprungsstätte der westindischen oder gar überhaupt „der nordatlantischen“
Orkane lägen. Gerade das lebhafte Interesse, welches wir dem Plane entgegen-
bringen, veranlafst uns, Irrthümern entgegenzutreten, die dessen Ausführung
hintanhalten oder in falsche Bahnen lenken könnten.
Von den unzähligen Sturmwirbeln, welche im Laufe jedes Jahres die
Nordhälfte Europas durchziehen, stammen nur sehr wenige aus den Tropen,
and diese sind keineswegs die stärksten. Allerdings kommen alljährlich einige
Fälle vor, in denen solche Wirbel aus Westindien oder dem östlich davon
gelegenen Ocean den Wendekreis in der Richtung nach Norden überschreiten,
und für die Ostküste Nordamerikas kann die rechtzeitige Nachricht vom Auftreten
eines solchen Orkanwirbels aus Westindien oder Bermuda grofse praktische Be-
deutung erlangen. Allein auf dem langen Wege von da bis Europa verändern
und verflachen sich so viele dieser Wirbel zur völligen Unkenntlichkeit, dafs die
Kenntnis von ihrer früheren Geschichte für die europäische Wetterprognose
keinen Werth hat.
Nachrichten von den Kapverden hätten diesen nicht einmal für die Wetter-
prognose Amerikas, Denn bis jetzt ist es, trotz der grofsen Zahl der zwischen
30° und 40° W-Lg von und zu der Linie segelnden Schiffe, noch nie möglich
gewesen, einen Örkanwirbel von Westindien oder Bermuda mit Sicherheit
ostwärts nach 40° W-Lg oder gar bis zu den Kapverden zurück zu verfolgen.
In der Regel zeigt sich auf diesem Raume einige Tage vor dem Auftreten
eines Orkans in Westindien nichts Auffälliges, und läfst sich keiner der vielen
flachen: Wirbel, welche im Spätsommer die Grenze zwischen Südwestmonsun und
Nordostpassat besetzen, mit Sicherheit in Zusammenhang bringen mit dem verderben-
bringenden Phänomen im Westen. |
Die beiden wesenflichsten Züge im Projekte des Fürsten von Monaco,
durch welche es einen Vorsprung vor dem im Uebrigen weit fachmännischer aus-
gearbeiteten Vorschlag von Hoffmeyer‘) erhält, sind: die Inaussichtnahme von
(wo es möglich ist) Doppelobservatorien am Meeresspiegel und auf hohen Berg-
gipfeln und die Anlehnung an die inzwischen erfolgte oder in nächste Nähe
gerückte Verknüpfung der Bermuden und Azoren mit dem telegraphischen Welt-
netze. Im Vergleich zu den Kosten eines Kabels sind diejenigen einer Hoch-
station geringfügig, die-Vortheile für die Meteorologie aber bei den Letzteren
noch zweifelloser. Daher lohnt es wohl, die Verwirklichung des Projektes des
Fürsten von Monaco, unter Einschränkung desselben auf das Wichtigste und
am meisten Erfolg Versprechende, mit allen Kräften zu betreiben. ;
Dieses’ Wichtigste dürfte nun das Folgende sein: ;
a) Eine Station auf den Bermuden ist bereits vorhanden und sendet täg-
liche Telegramme an das Meteorologische Institut von Canada. Da die Inseln
flach und eine Hochstation hier also ausgeschlossen ist, so dürfte für die Ber-
muden die Aufgabe bereits als gelöst zu betrachten sein. .
b) Auf den Azoren sind zwei meteorologische Stationen in regelmäfsigem
Betriebe zu Angra auf Terceira und Punta Delgada auf St. Miguel, beide in
geringer Höhe über dem Meere. In wie weit eine Anlehnung des für die Zukunft
zu erstrebenden Beobachtungssystems für diese Inseln an die genannten Stationen
möglich sein wird, hängt von mancherlei Umständen ab. Zu erstreben sind:
zwei Stationen am Meeresspiegel; beide in telegraphischer Verbindung
; 1) Soeben geht uns die „Söfartstidende“ vom :26. Mai 1893 zu, worin Herr Ph, Weilbach
in Kopenhagen die Theilnahme des dänischen Volkes für die Verwirklichung jenes Planes aufruft,
welchen es als das Vermächtnils seines bedeutendsten Meteorologen anzusehen habe.