Gelcich: Beiträge zur Geschichte der oceanischen Segelanweisungen., 223
die Schiffahrtsregeln des Rodriguez noch im 17. Jahrhundert, und sie wurden
in den später besprochenen gedruckten ‚ältesten Segelhandbüchern wieder-
egeben. ;
= Wenig Bemerkenswerthes könnten wir über weitere zwei Manuskripte des
spanischen Öberlootsen Pedro Diaz aus dem Jahre 1581 sagen, wogegen die
von mehreren Piloten unter der Oberleitung des Manuel Monteiro 1600 ent-
worfenen Segelanweisungen dieselbe Berücksichtigung fanden als diejenigen des
Rodriguez. Monteiro nahm zum ersten Mal zwei verschiedene Routen vom
Kap nach Ostindien auf, und zwar die innere durch den Kanal von Mozambique,
nnd die äufsere östlich von Madagaskar; Letztere hatte Fernand Suares im
Jahre 1506 eingeschlagen und zur Geltung gebracht.
Und nun kommen wir zu den gedruckten Werken, wovon das erste von
den Holländern ausgegeben wurde. Wir wollen jedoch, da wir bei den Leistungen
der Südländer sind, noch bei diesen verweilen.
Das älteste auf der iberischen Halbinsel gedruckte Segelhandbuch war der
Roteiro des Manuel de Figueiredo, welches 1609 in Lissabon herausgegeben
wurde. Der vollständige Titel desselben lautet: - „Roteiro | e Navegacäo |
Das Indias Occidentais, | Ilhas, Antilhas do Mar | Oceano Oceidental, com
guas derro- | tas, Sondas, fundos, & | conhecencas. | Novamente ordenado |
segundo os Pilotos Antigos Modernos, por Ma- | noel de Figueiredo, que serue
de Cosmo- | grapho Mor, por mandado de sua Ma- | gestade nestes Reynos,
e senho- | rios de Portugal. | Dirigido A Dom Carlos De | Borga, Conde do
Figualbo, do Concelho | do Estado de sua Magestade. | Com licenca da Sancta
Inquisicäo, & do Concelho do Paco | Em Lisboa, Por Pedro Crasbeeck 1609.“
Das Buch ist in Quartformat und zählt 84 Seiten, An eigentlichen über-
seeischen Routen sind jedoch nur zwei vorhanden, nämlich jene von Spanien
nach Westindien und die andere von Havana nach Spanien. Sonst behandelt
das Werk die Routen zwischen den Westindischen Inseln und zwischen diesen
und dem nahen Festlande von Mexico, Venezuela etc., doch immer nur in‘ der
Hauptrichtung von Osten gegen Westen, wo also keine Schwierigkeiten bestehen.
Die Route von Spanien nach Westindien führt über die Kanarien, von welchen
aus ein durch 30 Leguas zu verfolgender Südkurs zu nehmen ist. Sodann schreibt
Figueiredo vor, WSW bis in 20° Breite und hierauf WzS bis in 151° zu
steuern. Von letzterem Parallel soll man weiter WzN segeln, bis man Deseada
sichtet.
Auf der Rückreise von Havana nach Europa soll der Weg über die
Florida-Strafse genommen werden, wozu die in jedem Kurse zurückzulegende
Meilenzahl angegeben erscheint. Nachdem man die drei Inselchen „Cabeca dos
Martires“ gesichtet hat, soll man sich mit Nordostkurs bis 28!/2°, dann mit Ost-
nordostkurs bis 35 oder 36° erheben, endlich mit Ostzunordkurs auf „Corvo“
steuern.
(Fortsetzung folgt.)
Rasche Reisen deutscher Segler.
Von L. E. DINKLAGE, Abtheilungs-Vorsteher an der Seewarte,
(Schlufs.}
Ihre gröfsten Erfolge erzielte die deutsche Seglerflotte in der Fahrt rund
Kap Horn nach der Westküste Südamerikas. Auf diesem Wege ist es weniger
das Zurücklegen grofser Distanzen mit günstiger Gelegenheit, als vielmehr das
erfolgreiche Aufarbeiten gegen den oft stürmischen Wind und die Strömung,
worin sich die hervorragende Leistungsfähigkeit des Schiffes und seines Führers!)
4) Ein erfreulicher Beweis für die fortschreitende Abkürzung der Fahrzeit anf diesem
Wege ergiebt sich aus der nachstehenden, nach den Journalen der Seewarte gemachten Zusammen-
stellung der mittleren Dauer der Reise von Lizard nach Valparaiso in verschiedenen Zeitabschnitten.
Die Letztere war
in den Jahren 1876 bis 1880 102 Tage (Mittel aus
1881 „ 1884 91 ,„ #
1885 „ 1888 88 *
1889 . 1892 83
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