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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 21 (1893)

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Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Mai 1893. 
Während das centrale Europa von hohem Druck beherrscht wurde, dessen 
Kern sich in den ersten Tagen nach der Westhälfte des Erdtheils verlagerte und 
sich dort bis nach Mitte des Monats meist behauptete, schritten im hohen Norden 
mehrfach tiefe Minima, am 16. ein Minimum unter 730 mm über den Bottnischen 
Busen nach dem Weifsen Meer, deren Einflufs sich vielfach auf die Ostseeküste 
erstreckte und in Wechselwirkung mit dem Hochdruckgebiet im Westen auf- 
frischende Winde hervorrief. Nach den Beobachtungen der Signalstelle traten 
stürmische Winde von der Stärke 8 und 9 aus Nord bis West am 13. in Hela 
und Brüsterort, am 14. bis 17. mehrfach von Rügen ostwärts auf; am 30. wurde 
außerdem an der westlichen Ostsee in Böen Stärke 8 erreicht, während an der 
Nordsee von den Signalisten stürmische Winde im April nicht notirt wurden. 
In der letzten Dekade war die Druckvertheilung eine mehr veränderliche, 
and zumal wurde die Witterung an der Ostseeküste von flachen Depressionen 
vielfach beherrscht, welche den östlicheren Theilen veränderliches Wetter mit 
häufigen Niederschlägen brachten. Am Schlufs des Monats herrschte an der 
ganzen Küste trübe Witterung mit Regen und Hagel und vereinzelten Gewitter- 
erscheinungen, im Bereiche eines über der Nordsee lagernden Minimums. 
Die Morgentemperaturen zeigten, außer in Memel und abgesehen von mehr- 
fach relativ hoher Temperatur am 7., 10., 15. und 16. und vielfach relativ 
niedriger am 5. und 6., meist langsame Abnahme bis zum 17. oder 18., dann ein 
Steigen und in der letzten Dekade meist geringe Schwankungen um eine sich 
nur wenig ändernde Mittellage. In Memel erfuhren die Morgentemperaturen im 
Vergleich nur geringe Aenderungen. Dieselben lagen an der Mehrzahl der 
Stationen am 1. bis 4., 9., 10. und 20. über, am 11. bis 18. sowie 27. bis 30. 
anter den normalen Werthen. In Borkum trat im April kein Frost auf. 
In den Monatswerthen tritt beim Vergleich mit den normalen Werthen 
deutlich jener Gegensatz zwischen West und Ost auf, wie hervorgehoben, zwischen 
dem im April fast ganz von Anticyklonen beherrschten Westen und dem Osten, 
der vielfach zu dem Bereich der Depressionen im hohen Norden gehörte. Gegen 
die vieljährigen Mittel lag der Luftdruck, nach Osten hin abnehmend, zu hoch, 
die Temperatur im Westen zu hoch, im Östen zu niedrig, und umgekehrt besafs 
die registrirte Windgeschwindigkeit im Westen bedeutend zu geringe, im Osten 
Jagegen zu grofse Werthe. Auf allen Stationen fielen die Niederschläge bei 
Weitem zu gering aus und zumal im Westen. 
Von den Windrichtungen herrschten NW bis Nord auf der Mehrzahl der 
Stationen vor. 
Gedruckt und in Vertrieb bei E. S. Mittler & Sohn 
Königliche Hofbuchhandlung und Hofbuchdruckerei 
Berlin, Kochstrafse 68—70.
	        
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