200 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Mai 1893,
demselben bedeutend abgenommen hat. Ein kleiner Schoner von 1,8 m — 6 Fuß —
Tiefgang konnte denselben nur mit Mühe erreichen. Die Regierung beabsichtigt,
ein grofses Trockendock zu bauen, und sind bereits zu diesem Zwecke Ver-
messungen angestellt und Pläne entworfen worden, doch läfst die Ausführung
des Baues noch auf sich warten.
Unsere Anwesenheit in Papiet& dauerte vom 29. November 1889 bis”zum
9, Februar 1890. Im Monat Dezember hatten wir vielen und anhaltenden Regen.
Im Januar nahm derselbe an Häufigkeit ab; dahingegen brachte der Anfang des
Monats Februar wieder mehrere aufeinander folgende Tage mit ununterbrochenem
dicken Regen, und an den noch übrigen Tagen traten längere oder kürzere
Regenschauer auf.
Während des Monats Dezember und zwei Drittel des Januar war der
Wind am Tage fast immer ENE, Stärke 3 bis 4; in der Nacht war es entweder
still oder es wehte ein sehr flauer Landwind von SE. Nur zweimal — nämlich
am 4. und 19. Januar — wehte am Tage eine frische westliche Briese. In der
Zeit vom 24. Januar bis zum 7. Februar traten am Tage, und vorher am 22,
auch in der Nacht, steife Böen zwischen NNE und Nord mit heftigem Regen
auf, die etwas Dünung in dem Hafen hervorriefen.
Gewitter sind in Tahiti im Allgemeinen selten, doch hatten wir deren
Ende Januar und Anfang Februar sowohl am Tage als auch in der Nacht
mehrere recht schwere. Der Barometerstand war für die Oertlichkeit sehr
schwankend, vom 3. Dezember bis zum 2. Februar zwischen 761,4 und 766,2 mm
(unred.).
an und Schmiedearbeiten können allenfalls in Papiete ausgeführt
werden, aber die Materialien sind sehr theuer. Um sich einen Begriff von
dem Preise zu geben, führe ich an, dafs ich für ein Stück unbearbeiteten
harten, hiesigen Holzes von 21m — 7 Fuß — Länge, 0,19 m — 71 Zoll —
Dicke und 0,23 m — 9 Zoll — Breite, welches zur Verstärkung des Stützens,
an dem das Grofsstag aufgesetzt wird, dienen sollte, 30 Doll. zu zahlen hatte. Meine
Rechnung einschlielslich des Arbeitslohnes für das Bearbeiten und Anbringen des
Holzes belief sich auf 60 Doll.; in Deutschland hätte ich dasselbe für ebenso
viele Mark bekommen.
Der hier vorhandene kleine Dampfer ist nur bei völliger Windstille für
das Ausschleppen von einigem Vortheil. Als er unser Schiff im Schlepptau
hatte, lief dieses ihm bei der gewöhnlich am Tage herrschenden Briese von ENE,
Stärke 3 bis 4, allein unter Führung der Schrägsegel längsseits, und für seine
fragliche Dienstleistung hatte ich nicht weniger als 60 Doll. zu entrichten.
Frisches Fleisch ist wöchentlich drei- bis viermal zu haben und kostet,
wenn vorher bestellt, 2!/2 Fres., sonst 3 Fres. für 1 kg. Kartoffeln, die von San
Francisco eingeführt werden, stehen im Preise von 3'/% bis 4 Doll. für 50 kg.;
Gemüse ist jeden Morgen auf dem Markt in hinreichenden Mengen zu haben,
aber ebenfalls nicht billig.
Das hier zur Verladung gelangende Kopra ist nicht so vortheilhaft für
ein Schiff wie dasjenige von den Fidji-, den Samoa- und den übrigen Südsee-
Inseln. Das Fleisch der hiesigen Kokosnufs ist dünner, und das getrocknete
Kopra besteht durchweg aus halben und sogar ganzen Kernen, so dals es, wenn
es nicht vorher von der Schiffsmannschaft zerkleinert wird — wozu aber meistens
keine Zeit vorhanden ist — sich schlecht im Schiffe verstauen läfst.
Bei allen hier zur Verladung gelangenden Gütern wird als Norm wie
bei Kopra die Tonne zu 66?/s Kubikfußs angenommen, was meistens zum Nach-
theil des Schiffes, dessen Fracht nach Tonnen berechnet wird, geschieht, nament-
lich wenn Baumwolle und Perlmuscheln in Frage kommen. Die Ladung des
„Speculant“ bestand, aufser 110 Tonnen Steine als Ballast, aus 122 Tonnen
Perlmuscheln, 106 Tonnen Baumwollsamen in Säcken, 440 Tonnen Kopra und
50 Gewichtstonnen = 350 Ballen Baumwolle. Um diese doch nur verhältnifs-
mäfsig kleine Ladung an Bord zu nehmen, benöthigten wir, obwohl wir in einem
ruhigen Hafen lagen, 64 laufende Tage, 2 Tage mehr, als laut Charterpartie
vorgesehen waren. .
Am 9. Februar 1890 traten wir unsere Reise nach Lissabon für Order an.