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Annalen. der Hydrographie und. Maritimen Meteorologie, Mai 1893,
Tiefenverhältnisse auf der Rhede und im: Hafen: von. Buenos Aires
sowie Hafenanlagen daselbst.
Aus dem Reisebericht S, M, Krzr.-Korv. „Marie“, Kommandant Korv.-Kapt. Frhr. von LYNCKER.
in dem Fahrwasser des Rio de la Plata von Montevideo bis Buenos Aires
varlirt die Wassertiefe auf den flachen Stellen bei normalen Windverhältnissen
zwischen 20 und 24 Fufß engl. (6—7 m). Nur bei längere Zeit wehenden nördlichen
Winden ist weniger als 20 Fuls Wasser zu erwarten. .
Die in den englischen Admiralitätskarten angegebenen Wassertiefen sind
ohne Zweifel auf einen so niedrigen Pegelstand reducirt, wie er nur infolge von
längere Zeit anhaltenden stürmisch wehenden Nordwinden entstehen kann.
Auf den?Rheden von Montevideo und Buenos Aires, wie auch im Fahr-
wasser des La Plata, befindet sich durchweg tiefer, sehr weicher Muddboden, so
dafs ein Schiff, ohne irgend welche Gefahr zu laufen, bei fallendem Wasser Grund
berühren kann.
Die vorhandene Strömung ist fast ausschliefslich von den Windverhältnissen
abhängig und ist in Bezug auf den Wechsel der Richtung, die Stärke und Dauer
selbst für die älteren Lootsen, welche schon 20 Jahre den La Plata befahren,
völlig unkontrolirbar.
Jedenfalls beeinflussen Ebbe und Fluth den Wasserstand und: die Strom-
verhältnisse nur in sehr geringem Grade.
Die Konturen der Bänke und diese selbst zeigen mehr oder weniger
harten Sand.
Für den La Plata befahrende Schiffe von gröfserem Tiefgange dürfte es
stets rathsam sein, einen Lootsen zu nehmen, um so-mehr, als die Position der
ausliegenden Feuerschiffe fast immer unsicher ist.
Die Rhede von Buenos Aires hat eine durchschnittliche Wassertiefe von
20 bis 24 Fufs engl. (6—7 m), und die Schiffe liegen gewöhnlich in 3-bis 5 Sm
Ost und 0SO vom Eingang zum Boca-Kanal.
Die Rhede hat fast immer etwas mehr Wasser wie der genannte Kanal,
wogegen nach der Rhedekarte Tit. VIII: No. 82 das Gegentheil zu erwarten wäre.
Diese Karte entspricht auch in Bezug auf Betonnung des Kanals, die
Hafenanlage und den Situationsplan der Stadttheile La Boca, Baraccas al Sud
und Baraccas al Norte in keiner Weise mehr den wirklichen Verhältnissen.
Die Einfahrt in den Boca-Kanal wird durch zwei eiserne Falstonnen markirt,
welche die No. 14 tragen.
Der Kanal verläuft in gerader Linie bis zu dem Hafeneingang in der
Richtung SWzW!/2W mw. und ist durch 28 Bojen markirt, von welchen sich
immer zwei gegenüberliegend befinden.
Die Bojen tragen von innen nach außen die Nummern 1: bis 14. Ein-
segelnd sind die an St. B. befindlichen Bojen roth, die an B: B. befindlichen dunkel-
grün gestrichen.
Die Wassertiefe im Kanal schwankt durchschnittlich zwischen 19 und
23 Fuls engl., und es kann daher vorkommen, dafs Schiffe auf Rhede warten
müssen, bis ein genügender Wasserstand vorhanden ist.
Die Breite des Kanals gestattet eben ein Ausweichen zweier Schiffe.
Um das Fahrwasser im Kanal zu erhalten und zu vertiefen, arbeiten un-
ausgesetzt reichlich vorhandene Dampfbagger.
Diejenigen Schiffe, welche in den Hafen einlaufen wollen, müssen, nach-
dem die Formalitäten mit der Sanitätsbehörde auf der Rhede erledigt sind, einen
Hafenlootsen nehmen.
Der jeweilige Wasserstand im Kanal wird den Lootsen durch einem bei
der Hafeneinfahrt aufgestellten Semaphor signalisirt.
Die beiden Molenköpfe sind mit eisernen Leuchtbaken versehen, welche
beide weißes und rothes Licht zeigen und zwar derart, dafs das weiße in die
Richtung des}Kanals fällt,; bezw. diese angiebt.
Beim Einbiegen in die eigentliche Hafeneinfahrt, also nachdem die Molen
passirt sind, haben die Schiffe einen ziemlich scharfen Bogen nach St, B. zu
machen.