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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 21 (1893)

170 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Mai 1593, 
Journalen der Seewarte berichtet worden ist. Auch sie zeichnet sich wieder 
durch die Beständigkeit des Fortgangs aus, nicht durch zeitweilig entwickelte 
ungewöhnliche Geschwindigkeiten; die in einem Etmale zurückgelegte Distanz 
geht nur in sehr wenigen Fällen über 200 Sm hinaus, 
Auf 38,5° N-Br und 16° W-Lg nahm „Doctor Siegert“ die 18 Mann starke 
Besatzung der im sinkenden Zustande befindlichen englischen Bark „Chippewea“, 
Kapt. Scott, von Liverpool nach Santos bestimmt, an Bord. 
Zwei sehr rasche, ebenfalls von Mitarbeitern der Seewarte noch nicht 
übertroffene Reisen sind auch die der Braker hölzernen Bark „Pacific“, Kapitän 
C. Schoemaker, von 31 Tagen nach Rio de Janeiro und der gleichfalls in 
Brake zu Hause gehörigen Bark „Panama“, Kapt. G. 0. Köster, von 39 Tagen 
nach dem Rio de la Plata, 
Die Bark „Pacific“ passirte am 10. Januar 1891 Lizard und traf gleich 
östlichen, aber erst schwachen Wind, mit welchem Kapt. Schoemaker, den 
hohen Barometerstand in Betracht ziehend, ohne erst viel Westlänge anzuholen, 
nahezu kürzesten Weges den Passatbreiten zusteuerte. In etwa 46° N-Br, wo 
der Ort höchsten Luftdrucks erreicht wurde, frischte der Wind auf und führte 
nun die Bark, welche die Route westlich der Kapverden nahm, in ununter- 
brochener Fahrt bis nach 3° N-Br. Den Kalmengürtel, dessen Nordgrenze hier 
überschritten wurde, durchsegelte das Schiff, den Anweisungen der Seewarte 
folgend, mit leichtem östlichen Zuge auf Südkurs zwischen 25° und 26° W-Lg. 
Am 30. Januar, nach nur 20tägiger Fahrt, wurde in 26° W-Lg die Linie passirt, 
Gleich südlich derselben setzte der Südostpassat ein, der, wenn auch nicht sehr 
frisch, doch beständig wehend, die Bark rasch zum Ziele führte. Am 12. Februar, 
nach 31tägiger Reise, ankerte „Pacific“ im Hafen von Rio de Janeiro. Für ein 
16 Jahre altes Schiff von nur 461 R, T., welches im besten Falle kaum über 
9 Knoten hinauskommt, jedenfalls eine gute Leistung. 
Die Bark „Panama“, welche am 6. Dezember 1890 den Kanal mit süd- 
östlichem Winde verliefs, traf, wie „Doctor Siegert“, vor der Bucht von Biscaya 
eine barometrische Depression, welche günstige Wetterlage sie indessen nicht 
zum Vollen ausnutzte. Das Schiff nahm seinen Kurs nicht ganz westlich genug, 
kam dem Minimum zu nahe und hatte infolge dessen 18 Stunden Aufenthalt 
Jurch Stille und flaue Winde. Der folgende frische Nordwestwind, der bis 
30° N-Br vorherrschend blieb, und der hier einsetzende Nordostpassat gaben dem 
Schiffe, welches die Route westlich der Kapverden nahm, jedoch eine gute Ge- 
Jegenheit zu einer raschen und ununterbrochenen Fortsetzung seiner Fahrt. Von 
den Kapverden steuerte „Panama“ in ungefähr 26° W-Lg nach Süden, gelangte 
in .dieser Länge auf 5° N-Br fast ohne jeden Aufenthalt durch Windstille von 
einem Passatgebiet ins andere und überschritt die Linie nach 22tägiger Reise in 
28° W-Lg. Auf den Südostpassat, dessen Gebiet das Schiff einen Schlags durch- 
segeln konnte, folgten mehrere langsam verlaufende Umdrehungen des Windes 
von SE durch NE, NW und SW, bei denen sich derselbe jedoch stets am 
längsten in den günstigen Quadranten hielt. Der dritte Nordostwind brachte 
die Bark am 14. Januar in den Rio de la Plata und am nächsten Tage nach 
der Rhede von Buenos Aires. Während der 39tägigen Fahrt erreichte der 
Wind nie eine gröfsere Stärke als 7 und auch diese nur für kurze Zeit. 
Die Berichte der Seewarte führen nur eine Reise von gleicher Kürze auf, 
nämlich die der Mecklenburger Bark „Paul Thormann“ im Januar und Februar 1878. 
Nur wenig länger ist die Reise des Hamburger Stahl-Vollschiffes „Oth- 
marschen“, von 1722 R. T. Gröfse, Kapt. J. Sälzer, welches, von Cardiff aus- 
gehend und nach Port la Plata bestimnıt, am 31. März 1892 in See kam. Mit 
leichten, veränderlichen, vorwiegend südlichen Winden ging die Fahrt anfänglich 
nur langsam von Statten, so dafs erst am neunten Tage der Parallel von 40° N-Br 
erreicht wurde. Weiterhin wurde die Gelegenheit etwas besser, doch wehte der 
Nordostpassat, der bei 30° N-Br einsetzte, zunächst auch noch viel zu schwach 
für das starker Winde bedürftige grofse Schiff. Nur zwischen 16° und 8° N-Br 
konnte es zeitweilig eine Geschwindigkeit von 9 bis 101% Knoten entwickeln. 
Am 26. April wurde auf der Route westlich der Kapverden in 28° W-Lg der 
Aequator überschritten. Eine besondere Begünstigung erfuhr das Schiff erst in 
südlichen Breiten, indem es den Südostpassat, trotz der nicht gerade vortheil- 
haften Jahreszeit, so frisch antraf, daß es mehrmals auf einen Fortgang von
	        
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