164 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, April 1893.
Untersuchungen von Helmholtz über atmosphärische Wogen, deren ungemeine
Tragweite für die Meteorologie man noch nicht übersehen, wohl aber vermuthen
kann, sowie die Studie von Bezold über centrirte Cyklonen werden hier zum
ersten Male in einem zusammenfassenden meteorologischen Werke den Lesern
vorgeführt. Zu den Ersteren ist nur zu erwähnen, dafs Herr v. Helmholtz den
Satz vom Herabsteigen der gemischten Schichten, welchen Herr Waldo auf
8. 332 anführt, zurückgenommen und gefunden hat, dafs diese Schichten eine
Tendenz zum Aufsteigen haben müssen (vgl. Sitzungsber. Berl. Ak. 1889, S. 766
resp. 508, Fußuote).
Im letzten Kapitel giebt Herr Waldo zuerst eine knappe Darstellung der
Untersuchung von Prof. Brückner über „Klimaschwankungen“ (vgl. diese An-
nalen 1891, S. 130) und einen kurzen Abschnitt üher die Anwendungen der
Meteorologie auf die Landwirthschaft.
Das Buch von Waldo macht keinen Anspruch auf eine vollständige
Uebersicht der neuesten Arbeiten oder gar des heutigen Zustandes der Meteoro-
logie im Ganzen. Ks beschreibt Instrumente und Organisationen, läfst aber die
mit diesen gewonnenen Beobachtungsresultate unberührt und geht direkt zu
theoretischen Untersuchungen über, welche zur Zeit erst für einen kleinen Theil
unserer Wissenschaft möglich sind und vielfach noch die Anknüpfung an die
beobachtete Wirklichkeit erst suchen müssen. Allein unzweifelhaft sind gerade
diese Gebiete von ganz besonders aktuellem Interesse auch aufserhalb des engen
Specialistenkreises, und auf ihnen bietet Herr Waldo das Wichtigste dar in
einer gedrängten und übersichtlichen Form, durch welche er sich den Dank
seiner Leser erwerben und zur Verbreitung meteorologischer Erkenntnisse sehr
wesentlich beitragen wird. W. K.,
Notizen.
li. Beobachtungszeiten im System der Seewarte, Bekanntlich ist
seit dem 1. April durch Reichsgesetz die Zeit des 15. Meridians Ost von Green-
wich als „mitteleuropäische Zeit“ auch für Norddentschland eingeführt, nachdem
die süddeutschen Staaten bereits am 1. April 1892 damit vorgegangen waren.
Von diesem Zeitpunkt an gehen an allen Normal-Beobachtungsstationen und
Signalstellen der Seewarte die Uhren, mit Ausnahme derer an den Registrir-
apparaten, nach mitteleuropäischer Zeit. Zur Wahrung der Vergleichbarkeit der
Beobachtungen wurden dabei die Termine für die Beobachtungen unverrückt
gelassen und so umgerechnet, dafs diese nach wie vor überall zu derselben Orts-
zeit stattfinden. Es wird demnach jetzt beobachtet zu Memel um 7° 36”, 1h 36",
7° 36”, zu Neufahrwasser um %7* 45”, 1 45”, 7' 45, zu Rügenwaldermünde um
{h 54”, 1 54”, 7? 54”, zu Swinemünde um 8: 3", 2b 3", 8" 3”, zu Wustrow um
8» 10”, 210”, 8% 10”, zu Kiel um 8* 19”, 219”, 8° 19”, zu Hamburg um 8* 20",
2r 20”, 8 20”, zu Keitum um 8 27”, 2% 27”, 81 27”, zu Wilhelmshaven um
8h 27”, 22%", 8327” und zu Borkum um 8* 33”, 2° 33", 8 33” mitteleuropäischer
Zeit, und entsprechend auch an allen Signalstellen der Seewarte und den Stationen
des deutschen Binnenlandes bezüglich der an die Seewarte telegraphisch zu
sendenden Mittheilungen.
Die mitteleuropäische Zeit ist in Berlin der mittleren Ortszeit um 6" 25°
voraus, in Hamburg um 20" 6°, in Bremen um 24” 46°; in Königsherg ist sie um
21” 59° hinter dieser zurück; in Görlitz fallen beide genau zusammen.
2. Erste Verleihung der Buys-Ballot-Medaille. Am 10. März d. J.
hat die Königl. Niederländische Akademie die Buys-Ballot-Medaille für bahn-
brechende Leistungen .auf dem Gebiete der Meteorologie und Klimatologie an
Hofrath Prof. Dr. Julius Hann, Direktor der K. K. Centralanstalt für Meteorologie
und Erdmagnetismus in Wien, verliehen. ;
3. Untiefe vor der Bai von Monte Christi (S. Domingo) nörd-
lich des sogenannten „Safe Course“.
In dem meteorologischen Journal des Dampfers „Croatia“, Kapt. J. Marxen,
findet sich unter dem 7. August 1892 folgende Aufzeichnung von dem zweiten
Offizier C. Hildebrand: Um 2 Uhr 30 Min. nachmittags passirten wir bei der