Treibeis in südlichen Breiten.
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Berichten hat auch in dieser neuen Kistrift ein Schiff bereits seinen Untergang
gefunden, und verschiedene andere sind zu Schaden gekommen.
Ans dem südöstlichen Theile des Südatlantischen Oceans, durch welchen
die Route nach Indien und Australien führt, liegt nur die eine Meldung des
Schiffes „Adolf“ vor, welches Mitte November in 44° S-Br, 125° O-Lg Eis antraf.
Sehr weit nördlich scheint in diesem Meerestheile das Eis nicht vorgedrungen
zu sein
Wir lassen die eingegangenen Berichte in chronologischer Ordnung
hier folgen.
Südatlantischer Ocean.
1892, Oktober 9. auf 41° 21’S-Br, 534° 0‘ W-Lg passirte die Brigg „J. H.
Lübken‘“ einen grofsen Kisberg. Derselbe erglänzte bei Sonnenschein, wie auch
bei Wer leckter Sonne so schön weils, als ob soeben erst frischer Schnee darauf
gefallen,
) Oktober 18. Laut Bericht von Kapt. D. Schumacher, Bark „Sterna“,
hatte das englische Schiff „Antione‘“ auf 44° S-Br, 42° 30‘ W-Lg Eis angetroffen.
Oktober 18, Kapt, H. Dreyer vom Dreimastschoner. „Neptun“, von
Wallis-Insel nach Lissabon, berichtet: „Bei Tagesanbruch am 18. Oktober
sichteten wir zwei grofse KEisinseln, Dieselben tfrieben in der Richtung Ost—
West 16 bis 18 Sm voneinander entfernt. Um 8*a auf 43° 58‘S-Br und 36°
44‘ W-Lg standen wir mitten zwischen den beiden. Die westliche Insel
bestand aus zwei ungefähr 90m hohen Bergen, die durch niedriges Eis mitein-
ander verbunden waren. Von der Nordwestseite erstreckte sich ein langes Kis-
feld mit kleinen Erhöhungen. Die östliche Insel hatte die Form einer Krone
and eine Höhe, wie sie selbst in dieser Gegend wohl selten gesehen wird. Ich
schätze dieselbe auf mindestens 165 bis 180m. Die Insel fiel nach allen Seiten
steil ab, zur im Südosten befand sich ein langes KEisfeld, worauf ein kleiner
Berg von 45m Höhe und weiter nach aufsen ein spitzer, . 25 bis 30 m hoher
Thurm, wie ein Leuchtthurm, stand. Die Berge waren anscheinend mit Schnee
bedeckt. Um Mittag, auf 43° 28‘ S-Br, 36° 30‘ W-Lg passirten wir in 1'/a Kbllg.
Abstand einen dritten Eisberg von noch gröfserer Masse. Die Höhe schätzten
wir auf 120 bis 150m. Derselbe war oben nach Südwest hin etwas schräg ab-
weplattet. An der Nordostseite ragte eine 180m lange Spitze hinaus, über
welche die See hinwegrollte. Die Südostseite war von dunkler Farbe, als wenn
das Eis mit Erdreich vermischt wäre. An der Leeseite trieben bis zu 5Sm
Entfernung grofse Eisblöcke (kleine Berge). ÖObschon wir dem KEise so nahe
kamen, fiel die Wassertemperatur nicht weiter als von 7,5° auf 7,2°.. Zwischen
3" und 5" p veränderte sich die Wasserfarbe, die frühmorgens hell weilßslich ge-
worden war, wieder auf dunkelgrün.“
Oktober 19. auf 40° 49‘ S-Br, 34° 27‘ W-Lg ein Eisberg. Dasselbe Schiff.
1892, Dezember 22. gerieth das Schiff „Eivion“ auf der Reise vom Rio
de la Plata nach Newcastle NSW — wo? nicht gemeldet — in Eis hinein und
passirte 50 grofse Berge und unzählige kleine. Einige waren von dunkler Farbe
und bei dem unsichtigen Wetter nur eine kurze Strecke weit zu sehen. ;
Dezember 29. auf 48° 16‘ S-Br, 45° W-Lg grofse KEismassen. Bark
„Florence“, von Concepeion Bai in Queenstown. .
Dezember 29. und 30. von 49° 34‘S-Br, 45° 55‘ W-Lg bis 48° 42' S-Br,
45° 11‘ W-Lg zahlreiche Eisberge und Kisfelder, darunter eine große Insel von
25 bis 30 Sm Länge. Man glaubte an der Seite derselben die Masten eines
Schiffes zu erkennen, doch war die Entfernung zu grofs und das Wetter zu
Jiesig, um dies mit Gewifsheit feststellen zu können. Schiff ‚„Drumcraig‘“, von
San Francisco in Queenstown.
1893, Januar 3. auf 47° S-Br, 42° W-Lg mehrere grofse Eisberge und Eis-
felder. Das Schiff mufste, da es nicht durchkommen konnte, vor dem Kise
wenden und kam erst am nächsten Tage klar. Schiff „Republie‘“, von San
Francisco in Queenstown.
Januar 7. auf 55° S-Br, 52° W-Lg eine Menge Eisberge, die längere Zeit
das Schiff umgaben, darunter einer von 300 m(?) Höhe und 3 Sm Länge. Schiff
„Lucipara‘“, Witt, von Tacoma in Queenstown.