140 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, April 1593.
vielfacher Aufeinanderfolge und schönster Ausbildung, im Anfang meist auch das
Netz; beim Nelkenöl kommt es zu keiner Farbenbildung.
Die Dicke der Scheibe im Moment ihres Zerfalls hat Prof. Sohncke
(Wied. Ann. 40, 1890) für Olivenöl zu 111, für Rüböl zu 94 Milliontel Millimeter
bestimmt.
Bei Petroleum und Gasöl zeigen die Scheiben, wenn sie dünn sind, sehr
lebhafte Interferenzfarben in Gestalt unregelmäfsiger Schlieren; sind sie dicker,
30 sieht man vom erwähnten Randwulste aus fortwährend Flüssigkeitsfäden mit
kolbigem vorderen Rande der Mitte der Scheibe zuströmen, welche von gröfseren
Verdickungen der Scheibe verschluckt werden, wahrscheinlich infolge von Ver-
dunstung der flüchtigeren Bestandtheile des Tropfens. Terpentinöl fährt äufserst
rasch auseinander, schrumpft aber darauf gleich wieder etwas ein und bildet dann
erst ein feinmaschiges Netz. Am stetigsten geht der Vorgang beim Rüböl vor
sich, und zwar sieht man unter günstigen Umständen die Geschwindigkeit der
Ausbreitung wachsen, je dünner die Membran wird (also Abnahme der Spannung
mit Verdünnung!). So schwer auch Petroleum sich ausbreitet, so veranlafst es, zu
Tropfen andern Oeles gebracht, häufig Ausbreitung unter Diffusions-Strömungen.
Bringt man immer neue Oeltropfen auf die frei gewordene Wasserober-
fläche, so nimmt ihre Ausbreitung immer mehr ab, und es stellt sich, je nach der
Ausbreitungsfähigkeit des Oeles, mehr oder weniger bald ein Moment ein, von
dem an neue Tropfen unverändert als dicke Linsen auf dem Wasser liegen
bleiben. Ganz ebenso verhalten sich aber auch diejenigen Theile der beschränkten
Wasserfläche, welche jenseits der Ränder der zerrissenen Oelscheibe liegen und
auf welchen allem Anscheine nach nie Oel gewesen ist.
Die Aenderung im Verhalten des Oels während seines Verweilens auf der
Wasseroberfläche — zuerst Ausbreitung, dann wieder Abrundung — ist nur zum
kleineren Theile einer Aenderung im Oel zuzuschreiben. Denn neue, auf die
anscheinend freie Wasserfläche gebrachte Tropfen breiten sich zwar noch dann
efwas aus, wenn der alte Tropfen schon begonnen hat, seine Oberfläche zu
verkleinern (ein Tropfen Leinöl z. B., in die Masche eines Netzes von Leinöl
gebracht, sprengt diese); allein einige weitere Tropfen genügen, um auch für
yanz frische Tropfen die anscheinend freie Wasserfläche unempfindlich zu machen,
30 dafs sie ohne alle Ausbreitung liegen bleiben. Bringt man von einem Tropfen,
der seine Ausbreitung beendet hat oder sich (auf schon geöltem Wasser) über-
haupt nicht ausbreiten will oder durch „stärkeres“ Oel wieder zusammengedrängt
ist (wie dies namentlich mit Rieinusöl gelingt), einen Theil auf frisches Wasser,
30 breitet dieser sich wieder kräftig aus. Die aufserordentliche Dünne der Oel-
scheibe beim Zerreißsen (0,0001 mm) läfst nicht annehmen, dafs auf der Letzteren
eine noch viel dünnere, unsichtbare Oelschicht ruhe (vgl. Marangoni, Pogg.
Ann. 143, S. 337), sondern wir müssen annehmen, dafs das Oel die Oberflächen-
spannung des Wassers in seiner ganzen Umgebung sehr verringere, also eine
kräftige Wirkung noch weit über seine Grenze hinaus ausübe. Auch die scharfe
Grenze derselben gegen die Fläche aufserhalb ihr und in ihren Maschen spricht
scheinbar durchaus gegen ein Vorhandensein von Uel jenseits dieser Grenze.
Allein ein neuer Tropfen, auf die Oelscheibe gebracht, setzt sich freilich bei seiner
Ausbreitung mit ebenso scharfer Grenze gegen den Rest der Scheibe ab, wie
die Interferenzfarben zeigen, und breitet sich auf der Oelscheibe aus wie das
Del auf Wasser.
Innerhalb der Ausbreitungsskala verhalten sich nun die verschiedenen
Oele sehr verschieden. Petroleum z. B. kann sich nur auf ganz fettfreien Ober-
fächen ausbreiten, die Oele mit geringerer Spannung behalten diese Eigen-
schaft weit länger und drängen bei ihrer Ausbreitung die Oele mit gröfßserer
Spannung zurück. Bringt man gleichzeitig zwei verschiedene Oele auf das
Wasser und wiederholt dies mehrere Male, so ist sehr leicht festzustellen, welches
Oel sich rascher verbeitet, das andere zurückdrängt und länger seine Ausbreitungs-
fähigkeit behält. ,
In den meisten Fällen gehen diese Eigenschaften parallel, doch werden
wir sogleich einige Abweichungen hiervon kennen lernen. Für die Ausbreitung
auf verhältnifsmäfsig reinen Wasserflächen ergaben mir wiederholte Versuche die
nachstehende Reihenfolge, von trägen zu immer stärker sich ausbreitenden Oelen
ansteigend: