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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 21 (1893)

Köppen: Verhalten der Oele und Seifen auf Wasseroberflächen, 187 
durch einen nahe der Oberfläche wirkenden. Luftstrom in Rotation versetzen. 
Durch diese. Bewegung. wurde ein ganz im Wasser befindlicher ‚horizontaler 
Flügel, der mittels eines feinen Drahtes über der Mitte des Gefäfses aufgehängt: 
war, abgelenkt, und zwar um so mehr, je schneller das’ Wasser. sich. bewegte. 
Es stellte sich heraus, dafs, wenn Oel auf dem Wasser sich befand, in den meisten. 
Fällen ‚eine kleine Zunahme der Ablenkung und nur in sehr‘ wenigen Fällen eine 
kleine Abnahme derselben eintrat, so dafs von einem so viel leichteren Gleiten 
der Luft über eine geölte Fläche nicht die Rede sein kann; denn wäre dies der 
Fall, .go hätte der Ausschlag in allen Fällen geringer sein müssen. 
Einen weiteren Beweis für die Richtigkeit dieser Auffassung . hat eine 
neuerdings erschienene Arbeit von St, Markovits geliefert (Sitzungsbericht der 
Wiener . Akademie, Math. - nat. Kl, Juni und Juli 1891, IIa, S. 785). Herr 
Markovits hat die Reibung eines Oelstrahls an Luft mit Hülfe. desselben 
Apparats bestimmt, welchen Professor v. Lang zur Untersuchung der. Reibung 
zwischen Wasser und Luft konstruirt hatte. Das Ergebnifs ist, : daß kein nach- 
weisbarer Unterschied zwischen Wasser und Oel in Bezug auf die Reibung an 
Luft besteht. 
Außerdem ist zu bemerken, dafs nach der Auffassung Franklins und‘ der 
Gebrüder Weber das Oel nur den Wind verhindern könnte, „die ersten kleinsten 
Wellen zu bilden und die vorbandenen ‘zu vergrößern“, aber nicht die Form 
fertig herankommender Wellen zu verändern, wie es nach allen Beschreibungen 
notorisch der Fall ist und wie es die Figur S. 135 nach Grofsmann charak- 
teristisch, wenn auch übertrieben, darstellt. Die Brüder Weber sprechen selbst 
von einer solchen Aenderung, indem sie sagen, „die gröfseren Wellen setzen zwar 
ihren Lauf durch diese Strecke fort, werden aber dabei selbst niedriger und zwar 
in dem Grade mehr, als die geölte Strecke, durch die sie ziehen, größer ist“; 
allein ein allmähliches Sichtodtlaufen der Welle infolge Entziehung der ferneren 
Windimpulse liegt hier sicher nicht vor, im ‘Gegentheil wird die plötzliche 
Aenderung der Wellen bei ihrem Eintritt in die geölte Fläche allgemein hervor‘ 
gehoben. 
Dagegen‘ ist es unzweifelhaft richtig, dafs die Reibung des Windes an der 
Wasserfläche, wenn man sie nicht im engeren Sinne der Molekularphysik, sondern 
im weiteren Sinne der Bewegungs-Verluste und -Uebertragungen (durch Wirbel etc.) 
nimmt, wie es bei den Meteorologen üblich ist, dafs diese Reibung ‘auf der 
rauhen, nicht geölten Fläche gröfser. sein muß, als auf der glatten geölten. 
Sind also durch andere Ursachen die kleinsten Wellchen abgerundet und geglättet, 
so sind damit auch für die fernere Uebertragung von lebendiger Kraft des Windes 
an das Wasser und damit für die Erhaltung und Verstärkung der grofsen Wellen 
die Bedingungen ungünstiger geworden. 
Herr Grofsmann glaubt, wie es schon die oben mitgetheilte Ueberschrift 
seines fünften Kapitels zeigt, die Ursache der wellenberuhigenden Wirkung des 
Oels in der Oberflächenspannung zu finden. Seltsamerweise führt er keine einzige 
Zahl an und spricht stets von einer Vergröfserung der Oberflächenspannung 
durch das Oelhäutchen, während es experimentell. längst nachgewiesen ist, dals 
die Oberflächenspannung an’ der Grenze von Wasser und Luft nicht nur viel 
größer ist als an jener vbn Oel und Luft, sondern gröfser als die Summe der 
Spannungen der Grenzflächen Wasser gegen Oel plus Oel gegen Luft. Die 
Betrachtungen des Herrn Ober-Ingenieurs Grofsmann verlieren durch dieses Mifs- 
verständnifs allen Boden, obwohl er der wahrscheinlich richtigen Erklärung sehr 
nahe gewesen sein mufs. Von der Ansicht ausgehend, dafs bei der ungleich- 
zeitigen Verlängerung der Wasserfäden auf der Vorderseite der Welle neue 
Theile derselben an die Oberfläche heraustreten müssen, bemerkt er: „Dieses 
Heraustreten der Flüssigkeitstheilchen an die Oberfläche wird aber durch den 
gespannten Zustand der Letzteren erschwert, und zwar um” so mehr. dann, wenn 
die Oberfläche durch eine Oelschicht eine stärkere Spaunung erhalten hat, Die 
Folge dieses Erschwernisses ist, dals die Verschiebung von zwei nebeneinander 
befindlichen Wasserfäden eine Verzögerung erleidet, d.h. dafs unter sonst gleichen 
Umständen der Weg, um den sich die Wasserfäden gegeneinander verschieben, 
bei der geölten Fläche kleiner ist als bei der nicht geölten.“ 
Das Interesse, welches dem Gegenstande zukommt, und die. unklare Be- 
handlung desselben in vielen Aufsätzen und selbst Lehrbüchern, dürften es nicht 
Anz. A. Hyvdr. ete., 1893, Heft IV.
	        
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