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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 21 (1893)

Von Cardiff nach Port Pirie, Südaustralien, und weiter nach Newcastle N. S. W. 121 
bis zu etwa 15m an die Werft heranreichen. Es kann daher leicht der Fall 
sintreten, dafs ein Schiff, welches mit fallendem Wasser an die Brücke legen will, 
entweder mit dem Vorder- oder Hintertheil festgeräth und eine Gezeit über so sitzen 
bleibt. Sind viele Schifte am Platz, so geht die Entlöschung derselben nur 
langsam von statten, weil es fortwährend an Eisenbalınnwagen mangelt. Auch 
muß oftmals ein Schiff warten, bis ihm von einem andern ein Platz an einer 
Werft geräumt wird, denn diese reichen für das gleichzeitige Anlegen einer 
gröfseren Anzahl von Schiffen nicht aus. 
Der Schlepplohn beträgt, nach einem festen Tarif, einkommend und aus- 
gehend 1 Shill. für die Registertonne; der Ballast kostet je nach Umständen 3 Shill. 
6 Pce. bis 4 Shill. 6 Pce. die Gewichtstonne. An Matrosengage hatten wir 
6 Letrl. für die Reise nach Newcastle NSW zu zahlen. Der Gesundheitszustand 
in Port Pirie war ein sehr guter. 
War die Reise von Cardiff nach Port Pirie eine sogenannte Schönwetter- 
reise gewesen, so fiel die kurze Reise von Port Pirie nach Newcastle NSW, 
welche am 2. Juli 1891 angetreten wurde, desto stürmischer aus. In 39,3° S-Br 
und 139,5° O-Lg wehte es orkanartig aus West bis WNW, nachdem am voran- 
yegangenen Tage ein stürmischer Wind, der sich bis zum vollen Sturme steigerte, 
geweht hatte. Auch am 6. Juli wehte es stürmisch aus derselben Richtung. 
Dieser drei Tage dauernde Sturm war von heftigen Gewitterböen mit Regen und 
Hagel begleitet. Am Abend des letztgenannten Tages sichteten wir nach vier- 
tägiger Fahrt von Port Pirie das Feuer von Kap Otway. In der darauf folgenden 
Nacht hatten wir wieder Gewitter mit Elmsfeuer und Regengüssen. Am 7%. Juli 
wurde bei abflauender nördlicher Briese die Bass-Strafse passirt, und zwar nördlich 
von der Insel Curtis und zwischen den Inseln Deal und Hogan hindurch. Der 
Wind holte dann östlicher, und das Wetter wurde sehr unbeständig. In der 
Nacht vom 8. zum 9. Juli nahm der NNE - Wind bis zur Stärke 7 bis 8 zu, 
bei anhaltendem Blitzen und einer östlichen Dünung. Am 10. herrschte bei 
fallendem Barometer und regnerischem Wetter leichte Mallung: alles Anzeichen 
eines herannahenden Oststurmes, der dann auch am 11. bei anhaltendem heftigen 
Regen aus ENE einsetzte und bis zur Stärke 10 zunahm. Im Laufe der folgenden 
Tage veränderte der Wind, bei abnehmender Stärke, seine Richtung allmäh- 
lich durch E, SE und S nach SW, um am 14. Juli aus der letzteren 
Richtung wieder stürmisch und böig zu werden. Um 5 Uhr nachmittags er- 
blickten wir den Feuerthurm von Sydney und steuerten dann bei steifem süd- 
lichen Winde unter kleinen Segeln längs der Küste nordwärts. Nachdem um 
2 Uhr morgens den 15. Juli 1591 das Feuer von Newcastle gesichtet worden 
war, erhielten wir um 7 Uhr morgens einen Schleppdampfer und bald nachher 
auch einen Lootsen. Um 8 Uhr morgens erreichten wir nach einer 12tägigen 
Reise unsern Bestimmungshafen und machten sofort das Schiff an der Ballast- 
werft fest. 
Ich erfuhr, dafs hier an demselben Tage, als wir den Oststurm durch- 
machten, ein Weststurm geherrscht hatte. Die barometrische Depression, welche 
diese Stürme veranlafste, war also zwischen unserem damaligen Standorte und 
Newcastle hindurch gezogen, wahrscheinlich in südöstlicher Richtung. 
Bei einer Charter, in Newcastle Kohlen zu laden, sollte man, nament- 
lich wenn es sich um Wallsend-Kohlen handelt, eine feste Anzahl von Liege- 
tagen bedingen und sich nicht damit zufrieden geben, nach dem Turnus zu laden. 
Wir hatten zwar bei der letzteren Bedingung insofern Glück, als nur wenige 
Segelschiffe vor uns angekommen waren und unsere Arbeit nicht durch die ein- 
kommenden Dampfer behindert wurde. Eine grölsere Anzahl anderer Schiffe, 
welche später eingelaufen waren, mufste indessen schon mindestens vier Wochen 
warten, bis der Turnus zum Laden an sie kam. 
Die Unkosten eines Schiffes sind in Newcastle im Allgemeinen nicht sehr 
hoch; nur das Lootsgeld und der Schlepplohn könnten etwas niedriger sein. 
Ersteres beträgt einkommend und ausgehend je 4 P’ce., Letzterer einkommend und 
ausgehend zusammen 8 Pce. für die Registertonne. Das Verholen im Hafen 
kostete „Auguste“ jedesmal 3 Lstrl. an Schlepplohn und 3 Lstrl. an Lootsgeld, 
und da wir diese Aufgabe fünfmal hatten, so belief sich die hierfür zu veraus- 
yzabende Summe auf 30 Lstrl. 
Ann. d. Hydr. ete.. 1898. Heft II.
	        
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