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von Süden
Umgebung.
Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, März 1893,
kommt; ebenso die eigenthümliche Gestaltung der Küste in seiner
Es giebt in diesem Landestheile ein Kommissariat mit vollständiger Be-
mannung, wohnhaft in einem Orte, „Filaret“ genannt, mit dem Auftrage, die
Küste zu bewachen, welcher diese Goldlager angehören, und die in früheren
Zeiten von jedem beliebigen Ankömmling ausgebeutet wurden, was zu heftigen
Zusammenstöfßen mit jenen führte, die vom Staate die Bewilligung zur Ausbeute
hatten, und Veranlassung zu bewaffnetem Eingreifen gab.
Die Eingeborenen. In vollständigem Widerspruche mit den landläufigen
Meinungen steht die Aufklärung, welche ich mir über die Lage der Eingeborenen
dieses Theiles von Feuerland verschafft habe. Man hat sie lange Zeit für unserer
Rasse feindlich, ja sogar für Menschenfresser gehalten, aus Gründen, die mir
unbekannt sind, obwohl ich sie zu bestimmen suchte. Am Anfange unseres Auf-
enthaltes sah man im Hintergrunde dieses Hafens grofse Rauchsäulen, wie von
zahlreichen Biwaks. Diese Rauchsäulen, welche unsere Aufmerksamkeit wach-
riefen und deren Ursache wir uns nicht klar machen konnten, bezeichneten, wie
sich später fand, ein Signal, welches die Indianer der Küste denen im Innern
des Landes gaben, um ihnen die Anwesenheit eines Schiffes in der Bucht mit-
zutheilen, eine bis jetzt wenig häufige Erscheinung, welche ihnen das größte Er-
staunen verursachte. Hierauf, in weniger als fünf Tagen, verschwanden diese
Rauchsäulen allmählich, um ganz zu erlöschen. In der Folge wurde kein der-
artiges Signal mehr gegeben.
Als wir uns dem südlichen Theile zuwendeten, sahen unsere Leute am
ersten Tage, als die Zelte aufgeschlagen wurden und sie das Terrain rekogno-
scirten, einen Trupp Eingeborener fliehen; sie liefen denselben nach, um sie zu
fangen und zum Lager zu führen. Es waren sechs Indianer von männlichem Aus-
sehen, kräftig und hochgewachsen, von energischen und ausdrucksvollen Gesichts-
zügen, vollkommen nackt, mit Bogen und Pfeilen bewaffnet, welche sie liegen
liefßsen, ehe sie sich näherten. In unterwürfiger Haltung gaben sie der größten
Verwunderung Ausdruck, wie wenn sie nie Menschen mit anderem Gesichte ge-
sehen hätten. Sie wurden freundlich behandelt, man gab ihnen Kleider und
Nahrung und liefs sie verstehen, dafs wir ihren Besuch wünschten und ihre
Freunde sein wollten; aber wie sie sich einmal etwas entfernt hatten, ergriffen
sie in tollem Laufe die Flucht und wurden nicht mehr gesehen, ganz gegen
anseren Wunsch und trotz unserer Nachforschungen.
Durch Erzählungen, die unter den wenigen Bewohnern dieses Ortes um-
laufen, habe ich in Erfahrung gebracht, dafs diese Wilden, die der „Onas-Rasse“
angehören, ziemlich intelligent und gutartig sind. Sie lieben ihre Kinder und
sind eifersüchtig auf die Liebe ihrer Gattinnen, thätig in ihrem Nomadenleben
und tapfer in den Kämpfen, die sie mit ihren Nachbarn zu führen pflegen, und
zwar fast immer wegen Streitigkeiten über die Zahl ihrer Weiber. Sie leben in
der trostlosesten Unordnung, ernähren sich von Wildpret, vom Guanaco, welches
sie verfolgen und mit ihren Pfeilen töten, die mit grofser Kraft geschleudert
werden, ein untrügliches Zeichen ihrer Geschicklichkeit und ihrer herkulischen
Kräfte. Sie kennen kein Boot und kein Pferd und betrachten den Christen als
ihren Todfeind, weil sie, wie sie sagen, befürchten, er möchte ihnen ihre Frauen
oder ihre Kinder rauben. Sie haben keine festen Wohnplätze und sorgen nicht
für die Zukunft. Bei Kämpfen bemalen sie sich das Gesicht.
Rio Gallegos. Während meiner Anwesenheit in diesem Hafen konnte
ich mich überzeugen, dafs die Untiefen der Einfahrt in diesen Fluß und seine
inneren Bänke sehr wahrnehmbar ihr Bild verändert haben, seit der hydrogra-
phischen Aufnahme von 1868; es wurde deshalb eine flüchtige Aufnahme ihrer
Ränder gemacht, indem verschiedene Linien mit dem Lothe bearbeitet wurden.
Durch diese Arbeit ergab sich, dafs der vorhandene Plan in vielen seinen Daten
fehlerhaft ist; aber wegen Mangels an Zeit konnte die Aufnahme dieses Hafens
nicht fertiggestellt werden.
Wenn man die zunehmende Wichtigkeit dieses Hafens im Auge behält, so
muß man sehr wünschen, dafs bald ein genauerer Plan dieses Flusses gemacht
and eine Betonnung desselben durchgeführt werde.