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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 21 (1893)

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Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, März 1893. 
Auf eine Wiedergabe der synoptischen Karten von diesem Orkan ver- 
zichten wir, weil die Gruppirung der Schiffe um das Centrum keine sehr 
günstige ist. Am 17. sind sie fast sämmtlich in der Südhälfte, am 18. in der 
Nordhälfte des Wirbels. 
Neue Seekanäle. 
Die Wasserstrafsen treten in der jüngsten Zeit mehr und mehr in den 
Vordergrund des öffentlichen Interesses. Die Binnenkanäle, welche die ver- 
schiedenen Flufsgebiete eines Landes in schiffbare Verbindung bringen, waren 
längere Zeit durch die grofsartige Entwickelung der Eisenbahnen einer Gering- 
schätzung verfallen; jetzt erkennt man in ihnen eine höchst werthvolle Ergänzung 
der Letzteren, weil sie für Massengüter den Eisenbahnen durch Billigkeit und 
Leistungsfähigkeit weit überlegen sind. „Das Wasser für die Rohprodukte, die 
Schiene für die Erzeugnisse der Industrie“ gilt heute als allgemeines Axiom, 
welches auch von den internationalen Binnenschiffahrts-Kongressen (Brüssel 1885, 
Wien 1886, Frankfurt a. M. 1888, London 1890, Paris 1892) anerkannt wurde.‘!) 
Derselbe Vortheil der Leistungsfähigkeit und Billigkeit kommt ja in noch 
höherem Mafse der Seeschiffahrt zu. Kostet doch z. B. der Transport von 
1 Centner Waare von New York nach Hamburg nicht mehr als von Wien nach 
Triest. Man schreckt daher heute selbst vor den bedeutendsten Geldopfern 
nicht zurück, um die grofse Wasserstrafse, das Meer, möglichst tief in das Innere 
des festen Landes hbinein- oder durch dieses hindurchzuführen. Diese neuesten 
Ergebnisse in der Entwickelung der Wasserstrafsen, die Seekan äle, haben dem- 
entsprechend zweierlei Aufgabe. Einerseits haben heute alle gröfseren Mittel- 
punkte der Bevölkerung und Industrie-Centren den Wunsch, Seeschiffe in ihren 
Mauern lauden zu sehen; Beispiele solcher Zufahrtskanäle sind, außer dem alten 
Noord-Hollandschen Kanal, auf dem bereits seit 1825 die Ostindienfahrer nach 
Amsterdam kommen können, und dem Kanal von Hellevoetsluis, der dasselbe seit 
1829 für Rotterdam leistete, der neue, 1876 eröffnete Amsterdamer Seekanal, der 1891 
eröffnete Manchester Seekanal, die Weser-Korrektion und die vielfachen Projekte, 
Paris, Brüssel, Köm, Berlin etc. zu Seehäfen zu machen. Andererseits wird eine 
Landenge nach der anderen ins Auge gefafst in Bezug auf die Frage einer mög- 
lichen Abkürzung der Seewege durch deren Durchstechung: die Vollendung des 
einzigen, wirklich für Seeschiffe aller Gröfsen in Betrieb stehenden Kanals 
zwischen Meer und Meer, des Suez-Kanals, zeitigte rasch die Kanalpläne für 
Korinth, Panama, Nicaragua und den Nord-Ostsee-Kanal. Die älteren, Meere 
verbindenden Kanäle, wie der Caledonische Kanal in Schottland, der Canal du 
Midi in Südfrankreich und der Eider-Kanal in Holstein, sind Binnenschiffahrts- 
Kanäle, weil sie für Seeschiffe nicht befahrbar sind. 
Von den Seekanälen der ersten Art wollen wir hier nur den neuesten anführen, 
der Manchester mit Liverpool verbinden wird. Seine Länge beträgt 57 km, 
seine Wasserspiegelbreite gröfßstentheils 52 m, seine Minimal-Wassertiefe 7,9 m. 
Die Differenz des Wasserspiegels von den Manchester- bis zu den Liverpool- 
Docks ist 17 m und wird durch fünf Schleusen überwunden, von denen die 
gröfßfseren eine Länge von 180 und eine Breite von 24 m haben. Der Gesammt- 
aushub für den Kanal und die Docks beträgt ca 35 Millionen cbm, wovon 
ca 7 Millionen Felsen. Der Betrieb der vielen Maschinen — 100 Trockenbagger, 
173 Lokomotiven, 209 Dampfpumpen u. 8. w. — yerschlingt monatlich 
10000 Tonnen Kohlen; das Arbeitspersonal besteht aus 15 600 Personen. 
') Vgl. u. A. Fr. Bömches: Der wirthschaftliche Werth der Schiffahrts-Kanäle; Vortrag, 
gehalten im Wissensch. Club in Wien. Monatsblätter, XII Jahrg., No. 5. — Baensch: Der Nord- 
Ostsee-Kanal. Centralblatt der Bauverwaltung, 1889. — L. Brennecke: Offieielle Karte vom 
Nord-Ostsee-Kanal, mit einer kurzen Beschreibung. Berlin 1890. — Der Kanal von Korinth. 
Prometheus, Jahrg. II, No. 75. — Hartmann: Deutsche Kanalbauten. Ebenda, II, No. 88. — 
L. v. Willmann: Seekanäle. Ebenda, IIL, No. 114 und 115. — H. Polakowsky: Das neueste 
Nicaragua-Kanal-Projekt von Menocal. Peterm. Mitt. 1887, S. 133. — A. Olinda: Der Nicaragua- 
Kanal. Deutsche Rundschau f. Geogr. ete., Juni 1892. — H. Polakowsky: Panama- oder Nica- 
ragua-Canal? Mit Karten, Plänen und Ansichten. Leipzig-Neustadt 1893. Preis 3 M. — Ferner 
zahlreiche Zeitungsartikel.
	        
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