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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 21 (1893)

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Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, März 1893. 
ESE gegangen. Dieses „Krimpen“ des Windes!) auf der „„Wega‘“ bei Annäherung 
an die Bahn, noch ehe sie in den rechten Halbkreis der Cyklone übergetreten, ist 
ein hübsches Beispiel für das von uns wiederholt über diesen Punkt Ausgesprochene 
(vgl. z. B. Segelhandbuch für den Indischen Ocean, S. 167, 245, 258, 272—278): 
„Da die Lage des Schiffes auf der Bahn des Centrums selbst die allergefährlichste 
ist, so enthält auch in diesem Falle das Krimpen des Windes, während das Schiff 
seinen Ort wenig ändert, eine dringende Empfehlung, vor dem Winde wegzu- 
laufen, bis der Wind sich mindestens um 8 Strich in diesem Sinne geändert oder 
das Wetter sich gebessert hat‘ (Segelhandbuch S. 258). Da der Wind, als die 
„Wega‘* beidrehte, noch keine größere Stärke als 7 besafs, hätte sie mit Südwest- 
kurs noch beim Segeln bleiben müssen. Durch das Beidrehen wurde sie auf 
der Bahn des Mittelfeldes des Orkans festgehalten. Dieses berührt dann auch das 
Schiff um Mitternacht den 17. mit seinem westlichen Rande. Um diese Zeit hätte 
„Wega‘ aber 60 bis 80 Sm rechts von der Bahn sein können. 
Die näheren Wetterverhältnisse ersehen wir aus dem Journalauszuge dieses 
Schiffes. Das Barometer war in den letzten vier Stunden vor dem Centrum, wo 
das Schiff beigedreht lag, 35,5 mm gefallen; davon in der letzten halben Stunde 
5 mm. Das Steigen geschah etwas langsamer: in der ersten halben Stunde 
8 mm und den ersten vier Stunden 29,5 mm. 
Auch „Urania“ (u) hat vom 11. an stürmisches, böiges Wetter mit heftigen 
Regengüssen bei einer aufgeregten See. Nachmittags am 14. sinkt das Baro- 
meter unter 758 mm bei unbeständigem Wetter und einer hohen östlichen 
Dünung. Um Mitternacht steigt das Barometer noch wieder über 758 mm, 
und das Wetter klart wieder ab. Auch der Ostnordostwind läßt etwas an 
Stärke nach. 
Bis zum 15. nachts hält dieser mäfsig gute Wetterzustand an, dann wird 
der Wind unstät. Am 16. morgens wieder beständiges Wetter mit ENE. Um 
Mitternacht den 16. fällt das Barometer etwas mehr; der Wind weht beständig 
aus ENE, Am 17. mittags Barometer 754,3 mm. Schon um 4"p am 16., als das 
Barometer mit Ostnordostwind unter 758 mm sank, hätte u den Wind gut von 
B.B. nehmen oder beidrehen müssen, wenn sie überhaupt sich zum Beidrehen 
entschließen wollte, denn am 17. nachmittags war es für Beides zu spät. Von Mittag 
am 17. an läfst der Kapitän südwärts steuern. Auf diesem südlichen Kurs trifft 
u eine Bark, „Emilia Galotti“, und ein Schiff „Royal Sovereign‘“, die beide gleich- 
falls südlich steuern und später entmastet in Mauritius angekommen sind. Dann 
aber dreht „Urania“ um 10 Uhr abends auf B. B.-Halsen an den Wind, 
Derselbe weht aus NE mit 8 bis 9 B.S. Jetzt war das Beidrehen ent- 
schieden zu spät; dagegen zeigt die Karte, dafs u leicht noch jetzt hätte mit 
Südsüdwestkurs die Bahn schneiden können; sie wäre dann wenigstens an die 
günstigere Seite des Wirbelcentrums gekommen. Barometer, als das Schiff bei- 
dreht, 748,6 mm. Um 6a am 18. ist das Centrum nach Windrichtung und Stärke 
dem Schiffe am nächsten. Barometer ist leider um diese Zeit nicht abgelesen 
worden. Also erst acht Stunden, nachdem das Schiff mit NE 9 beigelegt wurde, 
erreicht das Centrum dasselbe. 
Aehnlich wie es w und u ergeht, so ergeht es auch der „Fortuna“ (f). 
Leider sind deren Barometerangaben um mindestens 2 mm zu niedrig”) und 
daher zu einer kritischen Beurtheilung nicht geeignet. 
Um 5%4" p am 17. dreht „Fortuna“ auf B. B.-Halsen an den Wind. Auch 
bei diesem Schiff geht der Wind durch Nord, und der ganze Verlauf ist ähnlich 
wie bei u. . 
Der Kapitän der „Wega‘‘ schreibt über diesen Sturm in seinem Journal das 
Folgende: „Am 16. April um 12" legte ich, da das Barometer nicht wieder stieg, das 
Schiff mit B. B.-Halsen unter den Wind, um das Wetter besser beobachten zu können 
und alle Vorbereitungen für einen etwaigen Orkan zu treffen. Alles wurde noch extra 
1) Wir verstehen hier und überall unter „Krimpen“ die Drehung des Windes entgegen der 
scheinbaren Bewegung der Sonne in den aufsertropischen Breiten der betr. Hemisphäre, also auf 
der südlichen die Aenderung W—N—E-—5S, auf der nördlichen die Aenderung W—S—E-—N. Die 
mit der Sonne übereinstimmende Aenderung des Windes heilst Ausschiefsen, weil diese gewöhnlich 
schnell vor sich geht. Leider gebraucht Abercromby die englischen Ausdrücke veering und 
backing anders. 
2) Man vergleiche nach der Bahnenkarte die Barometerstände von f mit w, u und h,
	        
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