Mohn: Studien über Nebelsignale.
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Studien über Nebelsignale.
Von Professor Dr. H,. Mohn in Christiania.
In der Absicht, den Seemann bei Nebel vor der Nähe der Küste zu
warnen, hat man an den Küsten verschiedener Länder bei mehreren Leuchtfeuer-
stationen Nebelsignale eingerichtet. Man glaubte, dafs solche Signale, welche
durch starke Laute mit gewissen Zwischenräumen gegeben werden, unter allen
Umständen so weit über das Meer hin gehört werden könnten, dals sie dem
Seefahrer eine sichere Anleitung geben könnten, um danach seinen Ort zu be-
stimmen. Aber die Erfahrung zeigte bald, dafs solche Nebelsignale in manchen
Fällen ihren Zweck gar nicht erfüllten. Die Hörweite der Signale erwies sich
als sehr schwankend zu verschiedenen Zeiten. Besondere Versuche, angestellt
namentlich in England und in Amerika, bestätigten die Erfahrung der Seefahrer,
und die berühmten Experimente des Professors Tyndall am South Foreland,
welche in seinem Buche „On Sound“ beschrieben und diskutirt sind, führten ihn
zu der Aufstellung einer Theorie der beobachteten Erscheinungen, in welcher
eine Abwechselung von vertikalen Schichten in der Atmosphäre, von ver-
schiedener Dichte, welche zu einer Reflexion und Brechung des Schalles An-
leitung gab, eine Hauptrolle spielt.
An der Mündung des Christiania-Fjordes liegt die Leuchtfeuerstation
Färder auf der kleinen Insel Lille Färder (Klein-Färder). Ueber die Nebel-
signale von dieser Station, welche für die ganze Schiffahrt auf dem Christiania-
Fjorde von Bedeutung sind, kamen wiederholt Klagen ein sowohl an den Direktor
des Leuchtfeuerwesens als an den Leuchtfeuerwärter auf Färder, von Schiffs-
führern, welche behaupteten, dafs sie bei Nebel die Signale nicht hören könnten,
ehe sie den Leuchtthurm selbst gesehen. Sie meinten, dafs man versäumt hätte,
die Signale abzugeben, während es doch erweisbar war, dafs die Signalapparate
in vollem Gange gewesen waren,
Um Material zur Beurtheilung der Hörweite der Nebelsignale unter: ver-
schiedenen Umständen zu gewinnen, hat Herr Rye, der Direktor des norwe-
gischen Leuchtfeuerwesens, beschlossen, kleinere Expeditionen auszusenden, um
die Verhältnisse sowohl von einem praktischen als von einem wissenschaftlichen
Gesichtspunkte zu studiren. Die Aufforderung, welche Herr Direktor Rye an
mich gelangen ließ, die wissenschaftliche Leitung dieser Versuche zu übernehmen,
nahm ich mit Freuden an. Die erste Expedition wurde im Oktober 1890 nach
Färder unternommen. Ueber die aus dieser gewonnenen Resultate werde ich in
Nachfolgendem Bericht geben. Die zweite Expedition, welche nach Färder und
bis Oxö ausgedehnt gedacht war, war vollständig vorbereitet im Mai 1891, kam
aber nicht zur Ausführung, da ich.am Tage vor dem Anfang der Reise durch
die Influenza zu Hause zurückgehalten wurde.
Am 10, Oktober 1890 verliefßs die Expedition Christiania mit dem Dampfer
der Leuchtfeuerbehörde, „Blink“, Kommandant Kapt. z. S. Schiött. Während
der Fahrt den Fjord hinunter wurde die Zeit benutzt, um die mitgebrachten In-
strumente zu verificiren und den Plan für die Ausführung der Untersuchungen
im Einzelnen festzulegen. Am Abend wurde „Blink“ bei Hvasserland, dem
nächsten guten Hafen innerhalb Färder, zu Anker gebracht.
Am 11. Oktober Morgens dampfien wir nach Färder hinaus. „Blink“ ist
ein kleines Schiff, das Deck in der Mitte kaum 1m über dem Wasser, und es
war etwas Seegang, so dafs auf der Ueberfahrt keine trockene Stelle auf dem
Deck war. Zwischen den Scheeren am Lille Färder ist noch eine Art von
Hafen, wo wir ruhig liegen konnten, mit „Blink“ an einer Boje vertäut,
Der Vormittag wurde dazu benutzt, um das Nöthige für die Beobachtungen
zu ordnen und zu verabreden mit dem Leuchtfeuerverwalter und dem meteoro-
logischen Beobachter auf der Station,
Die Nebelsignal-Apparate auf Färder bestehen aus zwei Sirenen, welche
durch die Luft von einem Windkessel geblasen werden, in welchem die Luft
mittels eines Pumpwerkes, von einer Kalorikmaschine getrieben, komprimirt
Ans. d, Hydr. ote., 1892, Heft Hl