Gebrauch von Oel als Beruhigungsmittel der See.
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Gebrauch von Oel als Beruhigungsmittel der See.
Das Hydrographische Amt zu Washington hat zu der im November
veröffentlichten „Pilot-chart of the North Atlantic Ocean“ eine besondere Beilage
gegeben, mit Berichten von Schiffen über die Beruhigung der bei schwerem
Wetter erregten See durch Oel. Wir heben die wichtigsten derselben auszugs-
weise hervor.
1. Der Führer der norwegischen Bark „Dione“, Kapitän Pettersen, giebt
folgenden Bericht:
Ich benutzte ein kleines Fafls, von dessen Boden aus ein kurzer Schlauch
das Oel bis ins Wasser leitete. In dem einen Ende dieses Schlauches war eine
harte, mit mehreren Löchern versehene Holzscheibe eingebunden, durch welche
das Oel langsam abflofs. Das Fafs war in einen Segeltuchsack gesteckt worden
und konnte mittelst desselben überall aufgehängt werden. Der Schlauch wird
von der See weniger angegriffen als ein Oelbeutel. Aufserdem bietet diese
Methode noch den Vortheil, dafs man jederzeit das Abtröpfeln des Oels kon-
troliren kann.
2. Der Führer der schwedischen Brigantine „Drott‘“, Kapitän Nelson,
wurde auf ungefähr 31° 55‘ S-Br und 49° 58’ W-Lg von einem aufsergewöhnlich
schweren Pampero überrascht. Das Schiff war tief mit gesalzenen Fellen beladen,
so ‚dafs ununterbrochen schwere, gewaltige Sturzseen über Deck rollten, hier
sogar die Verschalkungen von den Luken rissen und sich in den inneren Raum
ergossen. Bei diesem Wetter wurden zwei Segeltuchsäcke, jeder von ungefähr
2 Gallonen (9 Liter) Inhalt, mit Werg gefüllt und auf dieses eine Gallone Oel,
halb Fischöl und halb Petroleum, gegossen. In den Boden eines solchen Sackes
wurde ein kleines Loch geschnitten, so dafs die Flüssigkeit langsam durch das
Werg sickern und abtropfen konnte. Diese Beutel wurden dicht über der
Wasserfläche an den beiden Krahnbalken befestigt, und der Erfolg dieser Mals-
regel war ein aufserordentlicher. Nicht eine einzige See brach mehr über das
Schiff, so dafs Jedermann an der Verschalkung der Luken arbeiten konnte, was
vorher mit der Gefahr, über Bord gerissen zu werden, verbunden war. Kein
Brecher kam dem Schiffe näher als 10 m. Die Mannschaft war daher im Stande,
das Schiff lenz zu pumpen und das Deck aufzuklaren.
Ungefähr gegen 11% p.m. brach eine schwere Sturzsee über die Steuer-
bordseite und zertrümmerte eins der Decksboote; Schuld daran war, dafs der
St-B.-Oelbeutel verloren gegangen war. Sofort wurde ein neuer an seiner Stelle
ausgebracht, und von diesem Zeitpunkte ab kam keine See mehr über Deck.
Nach der Ansicht des Führers dieses Schiffes werden die Oelgefäfse am besten
vorn angebracht, von hier aus breitet sich das Oel schnell genug aus und schützt
auch beide Seiten des Schiffes. Die Ladung war durch eingedrungenes Seewasser
theilweise beschädigt worden, weil die Öelsäcke nicht sofort bei Beginn des
schweren Wetters ausgehängt wurden. Im Ganzen gebrauchte man 4 Gallonen
(18 Liter) Oel in 36 Stunden, a
3. Der Führer des englischen Dampfers „Karl of Dalhousie“, Kapitän
Baird, lag mit seinem Schiffe am 25. Juli gegen 4" a.m. auf 56° S-Br und
83° W-Lg während eines heftigen WSW-Sturmes und hoher, erregter See dicht
beim Winde. Gegen 5*a. m. stürzte eine schwere See über das Schiff und _rifs
das Decksboot sowie alle an Deck befindlichen Gegenstände mit sich fort, Von
6a, m. ab ließßs man durch die Speigatten an der Luvseite ungereinigtes Leinöl
austreten, wodurch die See so beruhigt wurde, dafs während der ganzen Zeit des
Sturmes von diesem Augenblicke an kein Wasser mehr an der Luvseite und in
Lee nur sehr wenig über Deck kam.
4. Der deutsche Dampfer „Ascania“, Kapitän Martens, steuerte am 7. Sep-
tember auf 39° N-Br und 70° 4' W-Lg gegen 2° p. m. während eines
heftigen NW-Sturmes, Windstärke 11, vor dem Winde S0OzO. Die See war zu