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Bemerkenswerthe Stürme.
Gestern Abend während eines heftigen Hagelschauers sah man plötzlich
ein sehr helles blitzartiges Aufleuchten mit auffallend bläulichem Scheine, dem
ein kurzer Donner folgte. Den Aussagen von Beobachtern zufolge war ein Blitz
in deutlich erkennbarem Zickzack schräg abwärts gefahren und hatte eine Licht-
spur hinterlassen, die mehrere Sekunden nachleuchtete. Nach dem Knall waren
mehrere Lichtkugeln sichtbar. — Demnach ist die meteorische Erscheinung wohl
eine Leuchtkugel gewesen, die ungefähr über Flensburg hin ihren Weg genommen
zu haben und hier zersprungen zu sein scheint, aber doch auch noch an zwei
Meilen (und vielleicht noch weiter) von hier entfernten Orten gesehen worden
ist, wo man auch den Knall gehört hat.
Gewitter im Schneesturm sind im Harz am Mittwoch Nachmittag
mehrfach beobachtet. Gewöhnlich handelte es sich nur um einzelne Blitzschläge.
In Heiligenstadt durchzuckte Nachmittags bald nach 3 Uhr während eines un-
gewöhnlich heftigen Schneesturmes plötzlich ein Blitz die Luft, dem sofort ein
starker Donnerschlag folgte. Voll Bestürzung über dieses aufserordentliche
Naturereignifs sah man sofort die Bewohner an den Fenstern in der Annahme,
dafs es eingeschlagen haben müsse. "Thatsächlich stellte sich denn auch bald
heraus, dafs der Blitz in den Thurm der evangelischen Bergkirche eingeschlagen
und denselben entzündet hatte.
Aus Westpreufsen. Im Schnee stecken geblieben ist der letzte von Cart-
haus nach Praust fahrende Zug; er stiels am Mittwoch, dem 6. Januar, Abends
bei Nestempol zwischen den Stationen Altemühl und Lappin auf so hohe Schnee-
wälle, dafs durch dieselben der Schornstein der Maschine überragt wurde. Der
Zug gerieth bald fest, und die Passagiere mufsten die Nacht im Wagen zubringen,
Erst gegen Abend gelang es, mit einem Hülfszuge bis auf 100 m dem verwehten
Zuge nahezukommen, und es konnten nun die Passagiere, sowie Post- und
Gepäckstücke über die Schneewälle geleitet werden, so dafs sie Donnerstag
Abend in Danzig eintrafen.
Schliefslich möge noch eine interessante handschriftliche Mittheilung von
Herrn Prof. M. Möller hier eine Stelle finden:
„Oberhausen, am 6. Januar 1892. Um 1'/4®* p. m. zog dunkeles Gewölk
aus NW herauf, Demselben gingen keine Cirruswolken vorauf (aber am
Tage zuvor, am 5., zogen weiße verwaschene Cirren um 3* p. m. schnell aus
NNW bis NW), sondern nur Wolken mittlerer Höhe aus NNW kommend, etwa
Altocumuli darstellend, also grobe Schäfchen. Darunter flogen Unterwolken
aus WSW. KBEin nicht sehr deutlicher Wolkenkragen ging der Hagel- und
Schneeböe vorauf, welche wenige Minuten später einsetzte.
„Nach abziehender Böe blieb der Himmel stundenlang mit halb cirrösem,
halb mittelhohem Schichtgewölk bedeckt, welches nun aus W bis WSW zog. Um
5/2" p. m. erreichte uns das schon 3'/2 Uhr im West und NW sichtbare Aufklaren
vollständig.
„Während der Böe schofs der Wind nach NW und NNW aus, hatte aber
eine Stunde später wieder WSW ganz erreicht. Die Temperatur sank während
und durch die Böe nur etwa 2 bis 2'2° C.
„Als der Wolkenkragen uns erreichte, donnerte es. Der Niederschlag
fiel erst als Graupeln, dann als Schnee. Seit der Stunde liegt vom Rheinland
bis hier in Braunschweig eine Schneedecke, welche noch zunimmt.
„In Braunschweig setzte am gleichen Tage (am 6.) Hagel und Schnee
bei kurzem Gewitter zwischen 2°/4 und 3* p. m. ein.“
Beiläufig sei noch bemerkt, dafs am 6. Januar der Staat Georgia (Ver-
einigte Staaten) von einem heftigen Wirbelsturme heimgesucht wurde, welcher
an vielen Orten grofse Verheerungen anrichtete. In Fayetteville wurden 30 Wohn-
gebäude, die öffentliche Akademie und ein grofses Waarenmagazin zerstört,
sowie andere Gebäude beschädigt. Mehrere Personen wurden getödtet und
viele verletzt.