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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 20 (1892)

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Bemerkenswerthe Stürme. 
Gestern Abend während eines heftigen Hagelschauers sah man plötzlich 
ein sehr helles blitzartiges Aufleuchten mit auffallend bläulichem Scheine, dem 
ein kurzer Donner folgte. Den Aussagen von Beobachtern zufolge war ein Blitz 
in deutlich erkennbarem Zickzack schräg abwärts gefahren und hatte eine Licht- 
spur hinterlassen, die mehrere Sekunden nachleuchtete. Nach dem Knall waren 
mehrere Lichtkugeln sichtbar. — Demnach ist die meteorische Erscheinung wohl 
eine Leuchtkugel gewesen, die ungefähr über Flensburg hin ihren Weg genommen 
zu haben und hier zersprungen zu sein scheint, aber doch auch noch an zwei 
Meilen (und vielleicht noch weiter) von hier entfernten Orten gesehen worden 
ist, wo man auch den Knall gehört hat. 
Gewitter im Schneesturm sind im Harz am Mittwoch Nachmittag 
mehrfach beobachtet. Gewöhnlich handelte es sich nur um einzelne Blitzschläge. 
In Heiligenstadt durchzuckte Nachmittags bald nach 3 Uhr während eines un- 
gewöhnlich heftigen Schneesturmes plötzlich ein Blitz die Luft, dem sofort ein 
starker Donnerschlag folgte. Voll Bestürzung über dieses aufserordentliche 
Naturereignifs sah man sofort die Bewohner an den Fenstern in der Annahme, 
dafs es eingeschlagen haben müsse. "Thatsächlich stellte sich denn auch bald 
heraus, dafs der Blitz in den Thurm der evangelischen Bergkirche eingeschlagen 
und denselben entzündet hatte. 
Aus Westpreufsen. Im Schnee stecken geblieben ist der letzte von Cart- 
haus nach Praust fahrende Zug; er stiels am Mittwoch, dem 6. Januar, Abends 
bei Nestempol zwischen den Stationen Altemühl und Lappin auf so hohe Schnee- 
wälle, dafs durch dieselben der Schornstein der Maschine überragt wurde. Der 
Zug gerieth bald fest, und die Passagiere mufsten die Nacht im Wagen zubringen, 
Erst gegen Abend gelang es, mit einem Hülfszuge bis auf 100 m dem verwehten 
Zuge nahezukommen, und es konnten nun die Passagiere, sowie Post- und 
Gepäckstücke über die Schneewälle geleitet werden, so dafs sie Donnerstag 
Abend in Danzig eintrafen. 
Schliefslich möge noch eine interessante handschriftliche Mittheilung von 
Herrn Prof. M. Möller hier eine Stelle finden: 
„Oberhausen, am 6. Januar 1892. Um 1'/4®* p. m. zog dunkeles Gewölk 
aus NW herauf, Demselben gingen keine Cirruswolken vorauf (aber am 
Tage zuvor, am 5., zogen weiße verwaschene Cirren um 3* p. m. schnell aus 
NNW bis NW), sondern nur Wolken mittlerer Höhe aus NNW kommend, etwa 
Altocumuli darstellend, also grobe Schäfchen. Darunter flogen Unterwolken 
aus WSW. KBEin nicht sehr deutlicher Wolkenkragen ging der Hagel- und 
Schneeböe vorauf, welche wenige Minuten später einsetzte. 
„Nach abziehender Böe blieb der Himmel stundenlang mit halb cirrösem, 
halb mittelhohem Schichtgewölk bedeckt, welches nun aus W bis WSW zog. Um 
5/2" p. m. erreichte uns das schon 3'/2 Uhr im West und NW sichtbare Aufklaren 
vollständig. 
„Während der Böe schofs der Wind nach NW und NNW aus, hatte aber 
eine Stunde später wieder WSW ganz erreicht. Die Temperatur sank während 
und durch die Böe nur etwa 2 bis 2'2° C. 
„Als der Wolkenkragen uns erreichte, donnerte es. Der Niederschlag 
fiel erst als Graupeln, dann als Schnee. Seit der Stunde liegt vom Rheinland 
bis hier in Braunschweig eine Schneedecke, welche noch zunimmt. 
„In Braunschweig setzte am gleichen Tage (am 6.) Hagel und Schnee 
bei kurzem Gewitter zwischen 2°/4 und 3* p. m. ein.“ 
Beiläufig sei noch bemerkt, dafs am 6. Januar der Staat Georgia (Ver- 
einigte Staaten) von einem heftigen Wirbelsturme heimgesucht wurde, welcher 
an vielen Orten grofse Verheerungen anrichtete. In Fayetteville wurden 30 Wohn- 
gebäude, die öffentliche Akademie und ein grofses Waarenmagazin zerstört, 
sowie andere Gebäude beschädigt. Mehrere Personen wurden getödtet und 
viele verletzt.
	        
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